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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Rittenhouse Square, um sich für fünf Minuten in die Sonne zu setzen. Es war erstaunlich, wie sehr fünf Minuten Sonne ihre Stimmung hoben. Heute ging sie in den kleinen Hof hinter dem Hotel. Dort hing so dichter Zigarettenrauch in der Luft, dass sie einen Augenblick brauchte, um sich zu orientieren. Niemand durfte im Umkreis von fünfzig Metern rund um das Hotel rauchen, aber an das Verbot hielt sich keiner, und es wurde auch nichts zu seiner Durchsetzung unternommen.
    Als Lucy hinter dem Hotel um die Ecke bog, sah sie ihre Freundin Amanda auf einer Palette sitzen und eine Mandarine essen.
    »Hey«, sagte Amanda.
    »Hi.« Lucy setzte sich neben Amanda. Amanda Cuaron war all das, was Lucy nicht war. Exotisch, dunkeläugig, eine wahre Latina-Schönheit, die immer flirtete. Sobald Amanda in ihrer Nähe war, fühlte Lucy sich wie ein Mauerblümchen.
    »Ach, ich hab ganz vergessen, dich zu fragen, ob du gestern bei diesem Typen warst«, sagte Amanda.
    Mit diesem Typen meinte sie den Traumweber. Mr. Costa. Lucy wusste nicht, was genau sie Amanda erzählen sollte. Sie war zwar ihre Freundin, aber Geheimnisse hatte sie ihr noch nie anvertraut. Sie vertraute nie jemandem Geheimnisse an. »Ja«, sagte sie. »Ich war da.«
    »Und wie ist es gelaufen?«
    »Ganz okay.«
    Amanda starrte sie an. Sie würde sich mit einer so kurzen Erklärung nicht abspeisen lassen. »Und? War er sonderbar? Trug er einen spitzen Hut, und hatte er einen Zauberstab?«
    »Klar. Und er hatte einen langen weißen Bart. Hab ich dir nichts von dem Bart erzählt?«
    Amanda lächelte. »Ist er süß?«
    Lucy schnaubte verächtlich. » Hör auf. Der ist mindestens hundert Jahre alt.«
    »Ist er süß?«
    Lucy verdrehte die Augen. »Ich gehe heute wieder zu ihm.« Erst in dieser Sekunde wurde Lucy bewusst, dass sie sich dazu entschlossen hatte.
    Amanda lächelte lasziv. »Mala chica.«
    Sie sahen beide gleichzeitig auf die Uhr. Noch sechs Minuten.
    Amanda zeigte auf die Mauer neben der Warenannahme. Dort war etwas in den Stein geritzt. RL liebt TJ .
    »Ich frage mich, ob sie sich noch immer lieben«, sagte Amanda.
    Lucy zweifelte daran. Sie glaubte nicht an wahre Liebe. »Es ist in Stein gemeißelt.«
    Amanda lachte. »Wahrscheinlich damals, als das hier noch ein Wohnhaus war.«
    »Wann war das denn ein Wohnhaus?«
    »Ich weiß nicht genau. Bis 1999 oder so. Es soll auch ganz berühmt gewesen sein.«
    »Wieso?«
    »Vor allem wegen des kleinen Mädchens. Das weißt du doch, oder?«
    »Wovon sprichst du?«
    »Ich weiß nicht genau, was passiert ist. Frag mal den Sergio. Der müsste es wissen.«
    Sergio war ein älterer Mann, der in der Haustechnik arbeitete. Er war schon lange dabei.
    »Aber wie ich gehört habe, wurde hier ein kleines Mädchen getötet«, fügte Amanda hinzu.
    Lucy lief ein kalter Schauer über den Rücken. »Wie meinst du das, getötet? War es ein Unfall oder etwas in der Art?«
    »Nein. Getötet wie ermordet .«
    »Wie bitte? Es wurde ermordet? «
    »Ja.« Amanda fuchtelte mit den Fingern vor Lucys Gesicht herum und machte unheimliche Halloween-Geräusche. »Es heißt, der Geist der Kleinen wandle noch immer durch die Gänge.«
    »Hör auf.«
    Amanda kicherte. »Dich kann man aber schnell aus der Fassung bringen.«
    »Wie alt war das Mädchen?«
    Amanda zuckte mit den Schultern und bot Lucy einen Schnitz ihrer Mandarine an. Diese lehnte ab. »Keine Ahnung. Aber nicht sehr alt. Ungefähr zehn oder elf.«
    »Und wie ist sie … Du weißt schon.«
    »Wie sie gestorben ist?« Amanda zuckte wieder mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber ich glaube, sie haben den Kerl, der das getan hat, nie geschnappt.«
    Lucy, der heute sowieso schon furchtbar unheimlich zumute war, kroch die Angst in die Glieder.
    »Ich glaube, das ist einer der Fälle, in dem diese Spinner, die hier diese Woche übernachten, Nachforschungen anstellen wollen«, sagte Amanda. »Oder sie wollen über die Ermittlungen sprechen. Keine Ahnung, was sie vorhaben.«
    Lucy war sprachlos. Amanda stand auf und warf die Mandarinenschalen in einen Mülleimer.
    »Und, bleibt’s dabei?«, fragte Amanda.
    Im ersten Augenblick wusste Lucy nicht, was ihre Freundin meinte. Dann fiel es ihr wieder ein. Sie hatte Amanda versprochen, am Halloween-Abend, an dem es in Philadelphia immer total verrückt zuging, mit ihr im Fluid, einem Tanzklub in der Vierten Straße, etwas trinken zu gehen. Amanda glaubte zu wissen, dass dort immer haufenweise süße Collegejungs auftauchten. In diesem Jahr würden

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