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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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da ging zwangsläufig immer etwas zu Bruch. Jessica und Byrne lächelten einander zu und kehrten in die Realität zurück.
    »Bist du bereit für die große, böse Stadt?«
    »Nein.«
    Byrne nahm einen Karton und ging auf die Treppe zu. Dann blieb er stehen und drehte sich um. »Weißt du, für eine Tusse aus South Philly bist du irgendwie ein Waschlappen.«
    »In einem der Kartons liegt eine Waffe«, sagte Jessica.
    Byrne lief die Stufen hinunter.

25.
    Um zehn Uhr hatten sie alles ins neue Haus getragen. Das ganze Inventar, mit dem das Haus in Lexington Park hübsch eingerichtet gewesen war, füllte nun jeden Raum, jede Ecke und jeden Schrank. Wenn sie die Couch und zwei Esszimmerstühle aufs Dach stellten, konnten sie alles unterbringen.
    Byrne stand gegenüber dem Reihenhaus. Zwei Teenies kamen vorbei, sie erinnerten ihn an Lucy Doucette.
    Als er Lucy in der Rückführungsgruppe zum ersten Mal gesehen hatte, wirkte sie furchtbar verloren. Viel wusste er nicht über sie, aber offenbar machte ihr ein traumatisches Erlebnis in der Kindheit schwer zu schaffen. Byrne wusste noch, wie sehr sie sich in der Therapiegruppe bemühte und doch nicht in der Lage war, sich an irgendetwas zu erinnern. Er wusste nicht, ob sie vergewaltigt worden war oder nicht. Als er sie zufällig in der Stadt getroffen hatte, war ihm schlagartig sein Versprechen wieder eingefallen, ab und zu nach ihr zu sehen. Er hatte es nicht getan.
    »Kevin?«, hörte er eine zarte Stimme rufen.
    Byrne drehte sich um. Jessicas Tochter Sophie stand dick eingemummelt auf dem Bürgersteig vor der Veranda. Die Eingangstür war offen, und Byrne erhaschte einen Blick auf Peter Giovanni im Haus. Er lehnte sich gegen das Treppengeländer und hatte ein Auge auf seine Enkeltochter. Einmal Vater, immer Polizist.
    Byrne überquerte die Straße. Jessica hatte lange Zeit darauf bestanden, dass Sophie ihn Mr. Byrne nannte. Byrne hatte lange gebraucht, um das zu ändern, aber es schien ihm nun endlich gelungen zu sein. Er hockte sich vor Sophie hin und stellte fest, dass sie nicht mehr so klein war wie noch im letzten Jahr um diese Zeit. »Hallo, mein Schatz.«
    »Danke, dass du uns geholfen hast.«
    »Gern geschehen. Gefällt dir das neue Haus?«
    »Es ist klein.«
    Byrne warf einen Blick über ihre Schulter. »So klein ist es auch wieder nicht. Ich finde es cool.«
    Sophie zuckte mit den Schultern. »Ist ganz okay.«
    »Und außerdem ist deine neue Schule nur eine Straße entfernt. Dann kannst du länger schlafen und brauchst nicht so früh ins Bett zu gehen.«
    Sophie kicherte. »Da kennst du meine Mutter aber schlecht.«
    Doch, Byrne kannte sie gut. Er begriff sofort, was für einen Unsinn er geredet hatte.
    Sophie schaute die Straße hinunter. Die aufragenden Umrisse der Konfessionsschule Sacred Heart zeichneten sich vor dem schwarzblauen Nachthimmel ab. »Bist du auch in eine katholische Schule gegangen?«
    »Oh ja.« Byrne wollte ihr schon erzählen, dass er noch immer Abdrücke von dem Lineal auf den Fingerknöcheln hatte, behielt es dann aber doch lieber für sich.
    »Hat es dir gefallen?«
    Wie sollte er diese Frage beantworten? »Ist in deiner Schule auch ein Kind, das laufend Blödsinn macht und ständig Ärger bekommt?«
    »Ja«, sagte Sophie. »In meiner Schule ist das Bobby Tomasello.«
    »Nun, in meiner Schule war ich das.«
    »Du hattest immer Ärger?«
    »Ständig.«
    »Musstest du in der Ecke sitzen?«
    Byrne lächelte, als er sich daran erinnerte. »Wie soll ich sagen? Schwester Mary Alice hat meinen Tisch schließlich in die Ecke gestellt. Dadurch konnte ich mir den Weg dahin sparen. Ehrlich gesagt hatte ich in allen Klassenräumen einen Platz in der Ecke.«
    Sophies Gesicht nahm einen Ausdruck an, den Byrne schon tausendmal bei Jessica gesehen hatte, eine Mischung aus Mitleid und Verständnis. »Mach dir keine Gedanken, Kevin«, sagte sie. »Du bist in Ordnung.«
    Darüber würde das Gericht noch zu entscheiden haben, dachte Byrne. Doch es war schön, das zu hören, auch aus dem Munde einer Siebenjährigen. Vielleicht gerade von einer Siebenjährigen. »Danke.«
    Sie schwiegen einen Augenblick und lauschten dem Lärm der Party im Haus.
    »Ich mag Colleen«, sagte Sophie.
    »Ja. Sie ist ein ganz besonderer Mensch.«
    »Sie hat mir etwas beigebracht.«
    »Ach ja?«
    Sophie nickte. Sie dachte kurz nach und runzelte die Stirn. Dann ballte sie die Fäuste, streckte einen Finger aus, hielt inne, dachte wieder nach und begann von Neuem. Dieses Mal streckte

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