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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Menschen, denen er begegnete, hatten die Gesichter von Opfern, die er kannte, weil er in den Fällen ermittelt hatte. Sein Van stand auf dem leeren Parkplatz. Er sprang hinein. Sein Herz klopfte zum Zerspringen. Ihm stieg sofort der eigentümliche Geruch in die Nase. Byrne drehte sich um und entdeckte eine verweste Leiche, die er kannte, auf der Rückbank, rasiert, ohne Kopfhaar und mit offenen Augen …
    Er richtete sich auf, trotz der Kälte war er schweißgebadet. Rundum war alles schwarz und still. Nur ab und zu das Geräusch eines Motors, wenn ein Auto vorbeifuhr. Die Toten ringsum waren mausetot.
    Byrne stieg aus und sog tief die kalte Nachtluft ein.
    Du weißt es.
    Er schaute auf die Uhr.
    Es war 2.52 Uhr.

28.
    M ITTWOCH , 27. O KTOBER
    Lucy war den ganzen Morgen über wie auf Autopilot. Ihre Gefühle wechselten zwischen Auseinandersetzung und Verdrängung. Beides waren Termini, die sie in Bezug auf ihre Gemütsverfassung nie benutzt hatte, bevor sie zu Psychologen gegangen war. Sie sprachen eine andere Sprache, diese Leute, und verfügten über einen vollkommen anderen Wortschatz. Wenn man sich zum Beispiel einmal nicht an etwas erinnerte, betraf es das deklarative Gedächtnis . Oder wenn man ein Problem durch schlichte Logik löste, wurde das fluide Intelligenz genannt. Und dann ihr Lieblingsterminus. Wenn man zu den Leuten gehörte, die sich durch ihre eigenen Gedanken und Handlungen definierten, war man nicht einfach nur selbstsicher oder fühlte sich wohl in seiner Haut. Nein, nein. Man hatte ein Bewusstsein seiner Ich-Identität .
    Lucy hätte fast gelacht. Es kam nicht oft vor, dass sie über ihre eigenen Gedanken lachte. Heute fand sie die Vorstellung lustig, dass sie dabei war, das Bewusstsein ihrer Ich-Identität zu erlangen.
    Jedenfalls wurde Lucy an diesem Tag von ihren neuen Gefühlen beinahe überwältigt. Sie konnte kaum glauben, dass sie Detective Byrne gestern in die Arme gelaufen war. Sie hatte sich so gefreut, als sie ihn sah. Doch obwohl ihr klar war, dass sie ihn kannte, wusste sie im ersten Augenblick nicht, wer er war. Bis er lächelte.
    Sie hatte diesen Mann, der eine volle Minute tot gewesen war, in der Regressionstherapie kennengelernt. Einmal tranken sie gemeinsam einen Kaffee und sprachen über ihre jeweiligen Erlebnisse. Nun ja, Lucy hörte ihm größtenteils nur zu, weil sie nicht genau wusste, was ihr zugestoßen war. Gestern gab er ihr seine Visitenkarte und bot ihr an, ihn jederzeit anzurufen. Lucy fragte sich, ob er ihr helfen konnte. Sie fragte sich auch, ob er über ihren Verdacht gegen den Mann lachen würde, von dem sie glaubte, er habe gestern Zimmer 1208 verlassen. Nein, er würde nicht lachen, aber vermutlich sagen, sie habe sich das nur eingebildet.
    Während der Arbeit schaute Lucy alle fünf Minuten auf die Uhr. Zum ersten Mal seit langem fehlte ihr jedes Zeitgefühl. Es gelang ihr nicht, anhand der in den einzelnen Zimmern verbrachten Zeit die Uhrzeit zu schätzen.
    Jedes Zimmermädchen besaß Schlüssel für seinen eigenen Bereich, eine elektronische Karte, die jener der Gäste ähnelte. Die Karte öffnete den Zimmermädchen die Türen in ihrem Arbeitsbereich, aber zu keinen anderen Zonen des Hotels. Wenn ein Zimmermädchen sagte, es habe ein Zimmer um 9.08 Uhr betreten, es in Wahrheit aber 9.21 Uhr war, fand die Hausdame das sofort heraus. Viele entlassene Zimmermädchen mussten auf die harte Tour lernen, dass Computer niemals logen. Es wurde nur registriert, wann man ein Zimmer betrat, nicht jedoch, wann man es verließ.
    Heute verschmolzen alle Zimmer miteinander, und Lucy hatte keine Ahnung, wie lange sie für jedes einzelne brauchte.
    Er roch nach Äpfeln.
    Es konnte alles Mögliche gewesen sein. Es gab eine Million Erklärungen dafür. Viele Leute trugen dunkle Mäntel. Sogar Detective Byrne trug einen dunklen Mantel, verdammt.
    Lucy stand am Ende des Korridors neben den Aufzügen. Sie schaute den Gang hinunter zum Ostflügel. Auf diesem Abschnitt lagen acht Zimmer. Zimmer 1201 bis Zimmer 1208. Heute konnte sie diesen Bereich mit einem Mädchen tauschen, das in der siebten Etage arbeitete. Als Gegenleistung hatte Lucy versprochen, deren tragbaren CD-Player zu reparieren. Diese Vereinbarung galt aber nur für heute. Morgen musste Lucy Zimmer 1208 betreten. Darauf freute sie sich wahrlich nicht.
    Allen Zimmermädchen stand morgens eine Viertelstunde Pause zu. In dieser Zeit saß Lucy meistens in der Cafeteria und las, und wenn schönes Wetter war, lief sie zum

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