Echo des Zorns (German Edition)
Wirtschaftskrise recht gut gemacht. Er spielte nicht in der gleichen Liga wie sein Stiefvater, wollte das auch gar nicht, aber er hatte ausreichend Erfolg, dass regelmäßig Einladungen zu den Feiern der Reichen und Schönen in seinen Briefkasten flatterten.
Quinlan schüttelte den Kopf. »Nein, ich will meinGeld.«
Ah, darum ging es also.
Sein Bruder hatte die Fäuste geballt. »Großvater hat diesen Treuhandfonds mir hinterlassen. Das Geld gehört mir«, blaffte Quinlan.
Die Summe, um die es sich handelte, war gigantisch. Genügend Geld, um einen Mann zu Dummheiten zu verleiten. Max seufzte. »Es sind nur noch zwei Jahre, bis du über den Fonds verfügen kannst.«
»So lange will ich aber nicht warten!«
Jetzt sahen die Bauarbeiter doch her, denn sie wussten, dass Max sich von niemandem so anschreien ließ, auch nicht von Quinlan.
»Tut mir leid, aber dir wird wohl nichts anderes übrig bleiben.« Max zuckte die Achseln und griff wieder nach seinen Blaupausen.
»Rede mit ihm. Sag meinem Vater, ich brauche mehr. Ich brauche es jetzt …«
»Warum?« Max schüttelte den Kopf, als ihm auffiel, dass sein Bruder schwitzte, obwohl es gar keinen Grund dafür gab. »Warum brauchst du das Geld?«
Quinlans Mund war nur noch ein schmaler Strich.
Ah, Mist. Max ließ die Blaupausen fallen und trat auf Quinlan zu, packte die Arme seines Bruders, riss sie nach vorn, sodass er die Hemdsärmel hochschieben konnte, und betrachtete prüfend die Haut. »Hängst du wieder an der Nadel?« Quinlan war schon vier Mal in der Entzugsklinik gewesen. Vier Mal . Die Therapeuten sagten, er habe die Sucht überwunden, und ein paar Wochen später fixte er erneut.
Quinlan versuchte, ihm die Arme zu entziehen. Keine Chance . Max packte ihn nur noch fester. »Das ist es doch, oder?« Quinlan wollte Geld, um seine Sucht befriedigen zu können. Klasse, einfach …
»Nein!«
An Quinlans Armen waren keine Einstiche zu sehen. Aber möglicherweise schnupfte Quinlan das Kokain auch.
»Ich habe letztes Mal nur wegen …«
»Sprich nicht ihren Namen aus.« Max wollte nicht, dass Quinlan über seine Mutter oder über die Tragödie, die sich ereignet hatte, sprach.
»Sie sagte, wir wären Brüder«, presste Quinlan hervor. »Sie sagte, ich könnte mich auf dich verlassen.«
Max ließ die Hände seines Bruders los. »Kannst du auch.« Er hatte sich darum gekümmert, dass Quinlan in die Suchtklinik kam. Nicht der Alte. Quinlans Vater schien es damals nicht wichtig zu sein, dass er entzog.
»Sprich mit ihm, Max. Sorge dafür, dass ich das Geld kriege. Ich brauche es.«
»Versuch’s mal mit Arbeiten«, dachte Max . Laut sagte er es nicht. Dieses Streitgespräch hatten sie schon oft genug geführt. Quinlan wusste nicht, wie es war, wenn man sich mühsam nach oben kämpfen musste. Wenn man achtzehn Stunden am Tag arbeitete, bis man kurz vorm Zusammenbrechen war.
Quinlan war im Überfluss aufgewachsen, mit einem Idioten von Vater.
Max hatte gearbeitet, bis er sich kaum mehr rühren konnte, Tag für Tag und Nacht für Nacht. Ja, jetzt konnte er es sich leisten, alles von seinem schicken Büro aus zu leiten, aber damals …
»Meine Projekte, meine Aufträge …«, dachte er.
»Bitte, Mann, ich habe sonst niemanden.«
Max nickte knapp. Gut. Er würde mit ihm reden – bringen würde es nichts.
»Danke, Max!« Quinlan grinste von einem Ohr zum anderen und betonte seine Grübchen. »Ich wusste, dass auf dich Verlass ist.«
Klar.
Quinlan drehte sich um und ging auf die Tür zu. »Oh!« Er warf einen Blick über die Schulter. »Was ich dir schon gestern sagen wollte: Deine neue Flamme ist echt heiß.«
Max fixierte ihn. Flamme? Ein wenig übertrieben.
»Wo hast du sie kennengelernt?«, fragte Quinlan.
»In einer Kneipe«, dachte Max. »Sie hat mich aufgerissen. Mir Sex ohne Verpflichtungen angeboten.«
Dann waren die Verpflichtungen plötzlich doch da gewesen, letzte Nacht, als er sie einfach gehalten und den Ständer ignoriert hatte, der ihn bis zum Morgengrauen nicht hatte schlafen lassen. »Irgendwo.« Er legte den Kopf schief und musterte seinen Bruder. Zitterten seine Hände? Ja.
Er war wieder abhängig.
Quinlan schluckte. »N… na gut … wir sehen uns dann, Mann, ja?«
Ja, er würde ihn wiedersehen. Max presste die Lippen zusammen.
Er hatte seiner Mutter versprochen, sich um Quinlan zu kümmern. Kein Blutsverwandter und nur auf Befehl seiner Mutter sein Bruder. Er hatte es ihr versprochen … und Max hielt seine Versprechen.
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