Echo des Zorns (German Edition)
drehte er den Kopf in ihre Richtung. Seine Augen blitzten vor Wut. »Verdammt, ich wollte dieses Haus nie wieder betreten«, brummte er. »Ich wollte nicht sehen, wie …«
»M… Max?« Verquollene Augen öffneten sich.
»Was hat er genommen?«, verlangte Sam zu wissen. Der ältere Mann, der ihr unten begegnet war, trat ein. Er beobachtete alles, kam aber nicht näher.
»Schlaftabletten«, sagte er mit leiser, fester Stimme. »Er nimmt abends immer Schlaftabletten.«
Deshalb hatte der Kidnapper Max angerufen und nicht diesen Malone. Er hatte gewusst, dass Malone nachts nicht ansprechbar war.
Das bedeutete, die Entführer mussten jemanden aus der Familie kennen, über den sie an diese Informationen gelangt waren.
»Donnelley, Sie sind sein Arzt«, fuhr Max den älteren Mann an. »Wecken Sie Frank!«
Donnelley schluckte. »Ich kann es mal versuchen.«
Samantha ließ Max nicht los. Malone hatte die Augen wieder geschlossen. Mit aller Kraft zog sie Max vom Bett weg.
Plötzlich ertönte in ihrer Handtasche ein leises Klingeln.
Samantha hielt den Atem an. Mist.
Max schüttelte den Kopf. »Beth, war heute Abend jemand hier? Hast du …?«
Beth hatte die Fäuste geballt. »Ich glaube nicht. Ich war hier, aber ich habe geschlafen. Ich habe nicht …«
»Was hat der Anrufer gesagt, Max?«, schnitt Sam ihr das Wort ab. Eine Nachricht . Er hatte etwas von einer weiteren Nachricht gesagt.
Das Telefon auf dem Nachttisch begann, laut und fordernd zu klingeln.
Frank Malone zuckte zusammen, seine Augen öffneten sich wieder, alle anderen jedoch erstarrten.
Max stieß einen lauten Seufzer aus. Sein Blick war auf das Telefon gerichtet. »Er sagte, sie würden mit Frank in Kontakt treten.«
Abermals klingelte das Telefon.
»Sie wollten, dass du ihn weckst«, wisperte Sam. »Sie wussten Bescheid, und sie wollten …«
Beth sprang vor und griff zum Hörer.
Max legte die Hand auf ihre. »Nein.«
Das Klingeln hielt an.
»Jetzt geh schon dran«, schrie Beth.
Max starrte Frank wütend an. »Bastard. Quinlan braucht dich.« Er schob Beths Hand zur Seite und hob ab.
***
»Wir haben ihren Standort«, sagte die kühle Stimme in Lukes Ohr. »Sie ist in der Rightmont Lane 1000. Das ist das Haus Frank Malones, des Typen, der …«
»Ich kenne ihn«, antwortete Luke. Jeder kannte Frank Malone, den Teufelskerl. Er hatte ein Vermögen damit verdient, das Viertel mit den kleinen Läden am Stadtrand Washingtons dem Erdboden gleichzumachen. Luke seufzte. »Frank hat einen Sohn, nicht wahr?«
»Stimmt«, sagte Ramirez, der viel zu wach klang für jemanden, der um drei Uhr in der Frühe noch im Büro herumhing. »Quinlan Malone, dreiundzwanzig. Bis vor Kurzem Student am Georgetown-College.«
Damit passte er genau ins Schema der Entführer. »Trag alles zusammen, was du über die Malones finden kannst. Alles.« Luke hatte keine Ahnung, wie Samantha an ihre Informationen gelangt war. Meist erfuhr die SSD erst viel zu spät von den Kidnappings. Bei den beiden Überlebenden hatte man sie erst nach deren Rückkehr informiert.
Aber in diesem Fall – wenn es denn einer war, wenn Samantha sich nicht irrte – würden sie von Anfang an dabei sein.
»Wir könnten die Entführer schnappen«, dachte er.
***
Max’ Hände schwitzten, als er den Hörer abhob. »Hallo.« Diesmal meldete Max sich nicht mit Namen. Vielleicht irrte er sich; vielleicht war es nicht …
»Sie sind schnell, Ridgeway«, krächzte dieselbe raue Flüsterstimme wie zuvor in sein Ohr. »Sie sind schnell, aber Sie kriegen den Alten nicht wach, stimmt’s?«
»Woher zum Teufel …«
»Das ist mein Spiel«, brummte der Mann. »Ich ziehe die Fäden. Seit Wochen weiß ich alles über Ihre Familie. Seit Wochen.«
Max hob den Blick. Donnelley hatte es geschafft, Frank in eine sitzende Position zu bringen. Sein Stiefvater blinzelte verdutzt, noch halb im künstlich herbeigeführten Schlaf.
»Wenn Sie das wussten«, schnauzte Max, »wieso haben Sie mich dann hergeschickt?«
»Weil ich testen musste, ob Sie in der Lage sind, meine Anweisungen zu befolgen. Sie werden die Geldübergabe vornehmen. Sie werden Ihren Bruder retten. Ich musste mich vergewissern, dass ich Ihnen trauen kann.«
Ein Test.
»Ich wollte, dass Sie weder zu den Bullen gehen noch irgendwelche Anrufe machen.«
Max’ Schultern waren so verkrampft, dass sie wehtaten. »Ich habe Ihre Anweisungen befolgt.«
Sam trat neben ihn. »Sag, dass du mit Quinlan sprechen willst«, wisperte sie. Max sah auf.
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