Echo des Zorns (German Edition)
ihnen zu entkommen. Oder sie könnten bei dem Kidnapping zu viel Gewalt angewendet haben.«
Nein. Auf keinen Fall.
»Quinlan?« Frank Malone richtete sich auf. »Was ist los?«
Samantha wandte den Blick keine Sekunde von Max ab. »Ehe du ihnen das Geld übergibst, müssen sie erst beweisen, dass Quinlan noch am Leben ist.«
Sie glaubte also, Quinlan sei tot – und er hatte Angst, sie könne recht haben.
***
Vierzig Minuten später erhielt Luke die nächste SMS von Sam.
»E haben angerufen. Unbekannte Nummer.«
»Verdammt.« Nach den Erfahrungen mit den vorherigen Fällen hatte er nichts anderes erwartet. Dennoch würden sie den Telefonanbieter kontaktieren. Möglicherweise ließ sich die Nummer ja doch zurückverfolgen.
»Selbst wenn wir das Material kriegen, wird es wie bei den anderen sein«, sagte Ramirez. »Ein Wegwerfhandy.«
Luke stieß einen Pfiff aus, als er den Rest der SMS las.
»Bullen = tot.«
Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich muss da rein.« Er sah Ramirez auffordernd an. »Sag mir, wie ich das schaffe.« Keine leichte Aufgabe. Er hätte glatt einen Monatslohn darauf verwettet, dass die Entführer das Haus beobachteten. Sie würden überprüfen, ob ein Unbekannter das Haus betrat.
»Irgendwie muss ich da rein.«
»Überleg dir eine Verkleidung«, sagte Monica, die ganz in der Nähe saß. »Luke muss eine Arbeit darstellen, die ihnen nicht verdächtig vorkommt, ihm aber Zutritt zum Haus gewährt.«
»Lass mir ein bisschen Zeit, dann bringe ich dich durch die Haustür, ohne dass jemand Verdacht schöpft«, versprach Ramirez.
Daran zweifelte Luke keinen Augenblick.
Aber …
Was war mit Samantha? Unter welchem Vorwand hielt sie sich im Haus auf? Irgendeinen Vorwand musste sie haben, denn wenn die Entführer wussten, dass sie FBI -Agentin war, dann war das Opfer bereits tot.
***
Quinlan schrie, als das Messer in seine Haut schnitt. Blut floss warm und feucht über seine Hand.
»Das wird sie überzeugen«, wisperte die Stimme. »Ein Stück …«
Quinlan gab ein pfeifendes Geräusch von sich. Der Schmerz brannte in seinem ganzen Körper, und ihm wurde schlecht.
»Er wird zahlen«, knurrte die Stimme. »Ja, das wird er.«
Sein Puls dröhnte Quinlan so laut in den Ohren, dass er kaum verstand, was die Stimme sagte. Seine Hand pulsierte und brannte und … oh verdammt!
Tränen liefen ihm über die Wangen.
»Er wird zahlen«, drang es flüsternd an sein Ohr. »Das würde ich ihm jedenfalls raten.«
***
»Nicht einen Cent zahlen wir diesen Leuten.« Sam riss überrascht die Augen auf. Frank stammelte nicht mehr. Jetzt klang er kalt, entschieden und stocksauer.
Draußen war es inzwischen hell, und die ersten Sonnenstrahlen fielen ins Zimmer. Malone stand am Fenster und starrte in die Ferne. Er hatte sich angezogen und war wieder ganz Herr seiner Sinne.
Max ging im Zimmer auf und ab. Man sah ihm an, wie angespannt er war. Bei Franks Worten blieb er schlagartig stehen. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
»Oh, und ob.« Frank drehte sich um. »Ich lasse mich nicht erpressen, Junge.«
»Er ist Ihr Sohn«, sagte Samantha verblüfft. »Wenn Sie nichts unternehmen, wird er sterben.« Verstand der Mann das nicht?
Frank richtete den Blick seiner durchdringenden, grauen Augen auf sie und musterte sie von oben bis unten. »Ich kenne Sie nicht und ich würde Ihnen empfehlen, sich nicht in Familienangelegenheiten einzumischen.«
Klar. Sam schluckte und hob das Kinn. Es hatte Zeiten gegeben, da hätte sie den Kopf gesenkt, die Schultern eingezogen und gekuscht. Aber diese Frau war sie nicht mehr, und als sie Franks Blick erwiderte, wurde ihr auf einmal bewusst, dass dieser Mann – trotz seiner Macht, seines Geldes und seiner Arroganz – ihr keine Angst einjagte. Wenn man dem Teufel von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hatte, war so ein aufgeblasener alter Knacker nur noch lächerlich.
»Haben Sie die Zeitungen nicht gelesen? Haben Sie nicht mitbekommen, was mit Jeremy Briar passiert ist? Dies hier … scheint ganz ähnlich …«
Frank wedelte mit fetten Fingern in der Luft herum. »Das sind doch Amateure. Irgendwelche Idioten, die das gelesen haben und jetzt glauben, sie könnten mich abzocken!«
Die SSD hatte befürchtet, es könnte Trittbrettfahrer geben, aber …
»Vielleicht hat Quinlan das sogar selbst angezettelt.« Frank Malone kniff die Augen noch mehr zusammen. »Der kleine Nimmersatt hat mich vor Kurzem erst um Geld angehauen. Vielleicht glaubt er, so an
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