Echo des Zorns (German Edition)
Bande.«
»Von wie vielen Leuten sprechen wir?«, fragte Hyde und ließ den Blick über seine Mitarbeiter schweifen.
»Entführer arbeiten selten allein«, antwortete Luke. »Wir reden von so etwas wie einer Einheit, die ihrem Befehlshaber folgt.«
»Wie ein Rudel Jagdhunde«, fügte Special Agent Kim Daniels leise hinzu. Ihre Augen funkelten, aber ihre Miene war genauso nichtssagend wie Monicas.
»Einer muss die ganze Zeit auf das Opfer aufpassen«, sagte Dante und hob die Hand, um die möglichen Mitglieder der Bande an den Fingern abzuzählen. »Einer muss das Lösegeld abholen, und einer wird zum Schutz des Anführers abgestellt sein.« Der Anführer würde mit Sicherheit jemanden als Verstärkung bei sich haben.
»Einer muss die ganze Zeit die Familie des Opfers im Auge behalten.«
Sie mussten unbedingt herausfinden, wer das war, für den Fall, dass es sich um jemanden im Haus handelte. Sam würde weiter per SMS Kontakt mit ihnen aufnehmen. Bei diesem Fall würden sie kein Risiko eingehen.
»Wir reden also von mindestens vier Leuten«, fuhr Dante fort. »Höchstens sechs. Sonst wollen zu viele ein Stück vom Kuchen.«
»Wir brauchen diese Schachtel«, sagte Hyde schlicht. »Je eher wir sie auf Fingerabdrücke untersuchen, desto besser.«
Auf jeden Fall. Da waren sie sich alle einig. »Wir müssen mit den anderen Opfern sprechen.« Luke wollte sich mit beiden zusammensetzen, und er wollte Antworten auf all seine Fragen. Aber Geld und Macht standen diesen direkten Unterhaltungen im Weg. »Ich will, dass sie in die USA zurückkommen.«
Hyde nickte. »Ich bin dran.«
Wenn Hyde es nicht schaffte, sie zurückzuholen, schaffte es niemand.
Dante überlegte, welche Möglichkeiten ihm blieben. Viele waren es nicht. »Bis dahin will ich wenigstens schon mal mit ihnen telefonieren. Baut mir eine Konferenzschaltung auf, ich muss sie dringend befragen.«
Die Opfer waren völlig verängstigt. Das verstand er durchaus, und sie wollten lieber so tun, als hätte es diesen Albtraum nie gegeben. Aber jetzt stand ein weiteres Leben auf dem Spiel.
Luke hatte diesen Beruf nicht ergriffen, um die Mörder nach der Tat festzunehmen. Er wollte Leben retten, und genau das würde er tun.
***
Samantha begleitete Frank und Max zur Bank. Sie lächelte die anderen Kunden an und setzte einen höflichen, aber nichtssagenden Gesichtsausdruck auf. Nach ein paar Minuten Geplauder führte John Adams, der Filialleiter der Bank, sie in sein Büro, und jemand brachte das Geld herein.
Fünf Millionen Dollar. Der Preis eines Menschenlebens. Quinlans Leben.
Der Bankier schwitzte, Frank auch.
Max nicht.
Max hielt ihre Hand fest gepackt. Fast zu fest. Er hatte die Finger mit ihren verschränkt, damit sie sich nicht losreißen konnte.
Er hatte seine Aufgabe zu erledigen. Sie ihre. »Entschuldigung«, flüsterte sie. »Könnten Sie mir sagen, wo die Toilette ist?«
Der Filialleiter deutete nach links.
Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln, dann stand sie auf und ging den schmalen Gang entlang Richtung Toilette. Das Kleid, das sie sich von Beth geliehen hatte, umspielte beim Gehen sanft ihre Beine. Augenblicke später öffnete sie die Tür zur Toilette.
Als sie aufs Waschbecken zutrat, drehte eine Frau, die dort stand, sich um und griff nach dem Handtuch. Die beiden stießen zusammen.
Die Handtasche, die Samantha sich geliehen hatte, fiel zu Boden.
»Tut mir leid«, sagte die Frau mit weit aufgerissenen Augen. Sie bückte sich und hob die Tasche auf. »Ich habe Sie nicht gesehen.«
Samantha neigte den Kopf. Special Agent Davenports Timing war mal wieder virtuos. »Nichts passiert.« In der Handtasche befand sich der Finger mit Schachtel, eingepackt in eine Plastiktüte.
Der Transfer ging in weniger als zehn Sekunden über die Bühne.
Als Samantha die Toilette verließ, hing die Handtasche wieder über ihrer Schulter. Max wartete schon auf sie. In jeder Hand trug er eine Reisetasche.
Sie richtete den Blick auf die beiden Taschen.
»Verschwinden wir«, sagte Frank.
Ein Wachmann trat heran und begleitete sie zur Tür. Samanthas geborgte – und viel zu enge – Stöckelschuhe klackten über den Boden. Sie hatte das Gefühl, von allen Seiten beobachtet zu werden.
Frank Malone wurde von seinem Bodyguard begleitet. Jared Kinney war gleichzeitig auch sein Fahrer. Samantha wusste, dass er im Haus der Malones wohnte, in einer Wohnung über der Garage.
Kinney stieß die Tür auf, und helles Sonnenlicht blendete Sam. In einer Stunde
Weitere Kostenlose Bücher