Echo des Zorns (German Edition)
wich seinem Blick nicht aus. »Dann vertrau mir nicht, aber hör mir wenigstens zu. Das ist nicht mein erster Fall. Das ist auch nicht der erste Fall für die SSD . Wir bringen Killer hinter Gitter, und wir sorgen dafür, dass Opfer lebend wieder nach Hause kommen.« So wie sie.
Er legte den Kopf schief und funkelte sie ärgerlich an. »Wieso kann ich dir das nicht glauben? Weil einige der Opfer doch nicht lebend zurückkommen?«
Sie wandte sich ab und öffnete die Wagentür. Die kalte Luft war wie ein Schlag ins Gesicht, aber das brauchte sie jetzt. Sam eilte los, entschlossen, ins Haus zu gelangen.
»Samantha.«
Beim Klang von Max’ Stimme blieb sie schlagartig stehen. Hinter ihr knirschte unter seinen Füßen der Kies. Dann war er neben ihr und nahm ihre Hand. »Man weiß nie, wer uns gerade beobachtet.« Trotz der zärtlichen Geste war sein Groll nicht zu überhören.
Sam drehte sich langsam zu ihm um.
»Eigentlich kenne ich dich gar nicht.« Er beugte sich herab und strich sanft mit den Lippen über ihren Mund – die innige Geste eines Liebhabers. »Andererseits kennst du mich genauso wenig.« Eine Warnung.
Er presste den Mund auf ihren.
Sam öffnete die Lippen. Nicht weil man sie möglicherweise beobachtete, sondern weil ihr danach war, ihn zu küssen. Ihr war einerlei, wer ihnen zuschaute. Ihre Zungen spielten miteinander, und schnell war ihr gar nicht mehr kalt.
Endlich wieder zusammen. In seinen Armen. Ihr Herz raste, und ihr Geschlecht wurde feucht. In seinem Bett hatte sie sich nicht verstellen müssen. Sie hatte nicht tun müssen, als sei sie stark. Im Bett ging es um Körper und ihre Begierden.
Mann.
Frau.
Es begann zu regnen, zunächst nur einzelne Tropfen, die sanft auf ihre Haut trafen. Dann wurden die Tropfen größer und größer, und der Sturm, der sich schon den ganzen Tag angekündigt hatte, brach über ihnen los.
Max hob den Kopf und starrte sie an. Wasser lief an seinen Wimpern und an seinen Wangen hinab. Sie schmeckte den Regen auf ihrer Zunge, genau, wie sie auch ihn dort noch schmeckte.
»Max!«, klang die hohe, erregte Stimme einer Frau über den Vorplatz.
Samantha drehte sich um. In der Haustür stand Beth und winkte. »Telefon!«
Samantha und Max hasteten los.
Max war zuerst im Haus. Beth wies den Flur hinunter. »Frank ist im Büro. Sie haben auf seinem Mobiltelefon angerufen. Ich weiß, dass sie es sind.«
Sams Schuhe quietschten, und Wasser rann auf die edlen Bodenfliesen, als sie auf das Büro zulief.
»Na, und ob ich Ihren Beweis bekommen habe!«, donnerte Frank gerade ins Telefon. Sam schloss die Tür hinter Max und sich, damit niemand horchen konnte. »Jetzt hören Sie mir mal zu …«
Frank verstummte, und Sam sah, wie er die Augen zusammenkniff. Er schluckte, und sein draller Adamsapfel hüpfte auf und ab. »Ich dachte, Sie wollen fünf Millionen.« Er richtete den Blick auf Max und schluckte erneut. »Nein, ich brauche keinen weiteren Beweis! Ich zahle, Sie Irrer, aber wehe, Sie krümmen ihm noch ein Haar!« Zitternd fuhr Frank sich mit der Hand durchs Haar.
Ein Opfer.Das war der sonst so stolze Frank geworden. Furchtsam, verzweifelt, und das gefiel ihm ganz und gar nicht. An seinem Gesicht war deutlich abzulesen, wie sich alles in ihm gegen diese Rolle sträubte, doch ihm blieb keine Wahl, und er wusste nicht mehr weiter.
Samantha wandte den Blick ab. Opfer waren ihr zuwider. Irgendwie schien sie mit Opfern nicht mehr umgehen zu können. Luke konnte das großartig. Er schaffte es immer, sie zu beruhigen und ihnen eine genaue Zeugenaussage zu entlocken. Aber wenn sie Opfer sah, fühlte sie sich so … schwach. Weil sie auch ein Opfer war?
»Wann?« Frank hatte es wie ein Kommando klingen lassen wollen, es kam aber nur als hilflose Bitte heraus. Die Altersflecken auf seinen Handrücken bildeten einen starken Kontrast zu seinen weißlich hervortretenden Fingerknöcheln. »Ich muss noch mal zur Bank. Ich fahre hin und …« Er brach mitten im Satz ab. »Ja, er ist hier«, sagte er, nachdem er kurz zugehört hatte.
»Sie wollen, dass du mitkommst«, wisperte Frank Max zu.
»Wir bringen Ihnen das Geld«, sagte Frank jetzt wieder in den Hörer, den Blick auf Samantha gerichtet. »Nur wir beide. Darauf können Sie sich verlassen.« Seine Schultern sackten herab, und er legte auf.
Sam ging zum Telefon und drückte die Taste für die Anruferidentifizierung. Diesmal bekam sie eine Nummer angezeigt – der Anrufer hatte sie nicht unterdrückt. Seltsam. Für so
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