Echo des Zorns (German Edition)
Zweifel waren allerdings schnell verschwunden, als der Anrufer gedroht hatte, Quinlan wehzutun, und dann war dieses entsetzliche Päckchen gekommen.
Quinlan war zweifellos das Opfer. »Schlaf jetzt«, sagte er energisch. Er hatte die Nase voll von Unsicherheiten und Sorgen. »Es ist spät, und wir werden uns das Bett teilen.«
Sam starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das Bett.
»Teil unserer Tarnung, schon vergessen?« Die Tarnung war ihm völlig einerlei. Die hässliche Wahrheit war, dass er sie nach wie vor begehrte. Tatsache war aber auch, dass sie nicht wollte, dass er sie berührte.
Man konnte versuchen, seiner Geschichte davonzulaufen. Man konnte zwölf lange Jahre beweisen, dass man sich geändert hatte, und trotzdem würden einen manche Leute noch immer als den sehen, der man wirklich war. Als Mörder . Er wusste, was Sam sah, wenn sie ihn anschaute.
Sie atmete aus und seufzte dabei leise. »Im Augenblick bin ich nicht hier, weil es zu meiner Tarnung gehört, Max.« Ihr Haar schimmerte seidig und weich, und ihre bleichen Lippen waren nur Zentimeter von seinen entfernt. »Ich bin hier, weil ich hier sein will. Ich habe dir von meiner Vergangenheit erzählt, weil ich will, dass du mich kennenlernst.«
Was?
»Du machst mir Angst«, gab sie zu.
»Na toll. Du mir auch, Süße«, dachte er …
»Es … es tut mir leid, was mit deiner Mutter geschehen ist. Der Krebs … und davor. Dass dieser Kerl sie verprügelt hat.«
Ihre Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. Er war ärgerlich, aber irgendwie konnte er ihr nie lange böse sein. »Du hast die Geschichte nachgeprüft, nicht?« Sie hatte mit Sicherheit ihre Kollegen angerufen, sobald sie allein gewesen war. Dass sie ihn einfach beim Wort nahm, kaufte er ihr nicht ab.
»Max …«
Er schob sich an ihr vorbei. »Ich gehe ins Bett. Mach, was du willst.« Er zog seine Hose aus. Keine Unterhose. Als hätte sie ihn nicht schon nackt gesehen. »Meinetwegen bleib die ganze Nacht auf.« Er würde zweifellos nicht schlafen. Sobald er die Augen schloss, sah er den abgetrennten Finger vor sich und fragte sich, wo Quinlan wohl sein mochte. »Aber du musst dir keine Sorgen machen. Ich werde dich nicht bedrängen.«
So gern er es auch getan hätte. Frank machte es richtig. Ungestümer, wilder Sex war das Beste, um die Dämonen zu vertreiben.
Das Beste, um nicht verrückt zu werden.
»Halt durch, Quinlan«, dachte er. »Halt bloß durch.«
Max legte sich ins Bett, schloss die Augen und versuchte, sie auszublenden. Aber er hörte sie, jede leichte Bewegung, jedes Rascheln.
Die Matratze sank ein wenig ein, als Sam sich neben ihn legte. Ihr ätherischer, blumiger Duft stieg ihm in die Nase, und er hätte sie am liebsten an sich gezogen.
Nein.Man bekam nicht immer, was man wollte. Er wusste das besser als andere.
Schweigen.
Bei ihm im Bett. Nah. Wenn er die Hand ausstreckte, würde er sie berühren.
Er würde die Hand nicht ausstrecken. Aber, verdammt, fragen musste er. »Lebt er?« Er öffnete die Augen und starrte ins Dunkel. »Du kennst diese Bastarde. Glaubst du, er lebt, hat Schmerzen und Angst, oder haben die ihn bereits aufgeschlitzt?« Er wartete auf ihre Antwort und hoffte, sie würde ihm die Wahrheit sagen.
Sam strich ihm sanft über den Arm. Sofort wurde ihm heiß. »Er lebt.«
Max war fast geneigt, ihr zu glauben. Fast.
Ihre Hand strich über seine Brust, verharrte auf Höhe seines Herzens, und er wusste, sie musste das rasende Klopfen spüren. »Das würde ich nicht tun«, warnte er. Weitere Warnungen würde er nicht aussprechen. »Außer du willst, dass ich zu Ende führe, was du da gerade anfängst.«
Zwischen ihnen konnte es jetzt keine unschuldigen Körperkontakte mehr geben. Keinen Trost in der Nacht. Selbst mitten in dem ganzen Wahnsinn begehrte er sie. Hatte sie die ganze Zeit begehrt, auch als er so wütend auf sie gewesen war.
Er war hart und bereit, einfach weil sie neben ihm lag. Am liebsten hätte er sie an sich gezogen, auch weil er wusste, dass er dann alles vergessen würde, wenn auch nur für ein paar Minuten.
»Ich fürchte mich vor dem, was du in mir auslöst«, wisperte Sam. Im Dunkeln war es leichter, ehrlich zu sein. Welche Überraschung. Andererseits – vielleicht war sie im Dunkeln immer ehrlich gewesen. Ehrlich, wenn ihre Körper einander berührten und die Leidenschaft sie hinwegfegte.
Ihr wahres Ich?
»Ich weiß, ich sollte das nicht tun«, sagte sie, und ihre rauchige Stimme ließ seinen Schwanz noch mehr
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