Echo des Zorns (German Edition)
Armbanduhr. Das Licht der Straßenlampe schien auf das Ziffernblatt. Ein Uhr dreißig. Sie hatten Warrants Sohn zwei Stunden zuvor entführt, direkt vor den Augen der Bullen, die sich im Core herumgetrieben hatten. Dank des Mannes, den sie als U-Boot dort eingeschleust hatten, war er bestens über die Bullen informiert gewesen – und hatte gewusst, wie man sie umging.
Dass sein Kumpel im Core einen Job bekommen hatte, hatte sich als großer Glücksfall erwiesen. Jetzt mussten sie ihre Beute nicht mehr mühsam jagen. Jetzt warteten sie einfach, bis ihnen die Dummköpfe ins Netz gingen. Sobald sie im Core auftauchten, rief sein Kumpel ihn an, und dann ging das Spiel los … wie Adam am eigenen Leib hatte erleben müssen.
Adam. Der Idiot. Da Adam die Bar aus freien Stücken verlassen hatte – genau wie alle anderen auch –, war den Bullen nichts aufgefallen.
»Wie … bitte?« Warrant klang müde, aber das war zu erwarten gewesen. Er hatte im Bett seiner Geliebten gelegen, als das Telefon klingelte.
Immer dieselbe Routine. Die alten Bastarde waren so leicht zu durchschauen. Das machte das Spiel so leicht. »Ich habe Adam«, wisperte er ins Telefon, »und wenn Sie nicht zahlen, bekommen Sie ihn in Einzelteilen zurück.« Das erregte immer schlagartig ihre Aufmerksamkeit.
»Was? Wer zum Teufel spricht da?«
Jetzt war Slayton wach. Gut. »Ich bin der, der Ihren geschätzten Adam hat und ihn töten wird, falls Sie versuchen sollten, mich über den Tisch zu ziehen.« Er setzte sich in Bewegung. Die Straße lag verlassen da, wie immer, dennoch hütete er sich, zu lange unter der Straßenlampe stehen zu bleiben.
»Das ist Blödsinn. Sie haben Adam nicht …«
Warum wollten die Leute eigentlich nie glauben, was man ihnen sagte? Traurig. Wieso waren die Menschen nur so misstrauisch? »Ich kann Ihnen gern einen Beweis zukommen lassen.« Das gefiel ihm inzwischen richtig gut, und es war ja auch nur fair. Wenn er einer Familie diesen Gefallen tat, hatten die anderen auch Anspruch darauf.
»Adam ist im College! Er ist nicht …«
»Er war im Core und hat getrunken, wie man das als braver Verbindungsstudent eben so tut.« Wenn das bekannt wurde, würden die Medien über die Bullen herfallen. Entführt, während sie einfach dort saßen.Adam war so geil auf eine Frau gewesen, dass sie ihn nicht mal hatten betäuben müssen. Als die blonde Sexbombe aufgebrochen war, war Adam ihr sofort nachgerannt. Sein Fehler.
»Ich habe Adam«, sagte er, »und er ist gefesselt und bettelt um sein Leben.« Zumindest hätte er das getan, wenn ihm der Mund nicht mit Packband zugeklebt gewesen wäre.
»Nein, Sie lügen …«
»Wie viel ist er Ihnen wert?«, schnitt er Slayton das Wort ab. »Überlegen Sie sich das gut, alter Mann, und vor allem – überlegen Sie es sich schnell.« Adam würde sein letztes Opfer sein, dann reichte das Geld, und sie konnten aus der Gegend verschwinden. Nein, aus dem Land. So lautete der Plan, nicht wahr, und jeder in seinem Team kannte den Plan.
Es summte in der Leitung.
»Wenn Sie zu den Bullen gehen, schneide ich an Ihrem Jungen herum, bis er stirbt.« Er warnte die Leute, also war es nicht seine Schuld, wenn die Opfer starben. Wenn die Leute nicht in der Lage waren, einfache Befehle zu befolgen, dann schadeten sie sich selbst … und denen, die sie liebten.
»Was … muss ich tun?«, fragte Slayton. Jetzt war ihm anzuhören, dass er Angst hatte.
»Warten Sie auf meinen Anruf und fangen Sie schon mal an, das Geld zu besorgen.« Er legte auf und lächelte. So berechenbar. Er zog die Schultern hoch, um sich gegen den kalten Wind zu schützen, und ging auf die Brücke, in die die Straße an dieser Stelle überging. Sobald er in der Mitte der Brücke angelangt war, warf er, ohne stehen zu bleiben, das Mobiltelefon in das dunkle Wasser unter ihm.
Sein Spion würde Warrant im Auge behalten. Normalerweise standen ihm pro Opfer zwei Spione zur Verfügung, aber diesmal hatte er seine Leute aufteilen müssen.
Das große Finale rückte näher.
***
Das gedämpfte Licht des Computerbildschirms erhellte Samanthas Gesicht. Als Max eintrat, tat er das möglichst laut, damit sie seine Anwesenheit sofort bemerkte. Sie saß in dem Zimmer, das eigentlich sein Schlafzimmer war – allerdings benutzte er es nie.
Franks Schlafzimmer war nicht weit von ihrem entfernt, und wie es sich anhörte, lag er diese Nacht nicht im chemisch erzeugten Tiefschlaf, sondern fickte Beth.
Max schloss die Tür und sperrte sie ab. »Hast
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