Echo des Zorns (German Edition)
zusammen gewesen. Er hatte sich nicht an die Presse gewandt. Hatte Frank Malone das etwa getan? Hatte er die Angelegenheit bekannt gegeben? Oder Beth?
Im nächsten Augenblick wichen die Sprecher einem älteren Mann mit dunkelgrauem Haar und durchdringendem Blick. »Ich will meinen Sohn zurück. Jemand hat Adam verschleppt, und ich will ihn zurück.« Am unteren linken Bildschirmrand erschien das Foto eines lächelnden jungen Mannes mit lockigem, dunkelblondem Haar und einem Grübchen in der rechten Wange.
»Die Kidnapper wollen Geld«, fuhr der Mann auf dem Bildschirm fort. »Auf solche Spielchen lasse ich mich nicht ein. Ich zahle das Geld lieber Ihnen, wenn Sie mir melden, wo Adam steckt. Ich biete 50 000 Dollar für jede Auskunft über meinen Sohn. Er ist 22, einen Meter siebzig groß und wiegt etwa 75 Kilo. Blond, blaue Augen. Er hat sich gestern Abend in einer Kneipe in der Nähe des Georgetown-Colleges aufgehalten, im Core, und ich bin überzeugt, dass jemand dort etwas gesehen hat.«
Was er tat, war falsch. War ihm das nicht klar? Sie ballte die Fäuste. Oh Gott.
»Rufen Sie mich an.« Er ratterte eine Nummer herunter, die auch auf dem Bildschirm eingeblendet wurde. »Sagen Sie mir, wo mein Sohn steckt und wer diese Irren sind, die ihn verschleppt haben.«
Sam schloss die Augen.
»Das ist Slayton Warrant«, murmelte Max.
Sie wusste, wer das war. Er war ziemlich bekannt in Washington, und sie wusste auch, dass dieser Fernsehsender zu großen Teilen ihm gehörte. Kein Wunder, dass man ihm Sendezeit zur Verfügung gestellt hatte. Nicht dass der Sender eine solche Nachricht hätte verpassen wollen, aber …
Aber ihm war nicht klar, was er da gerade getan hatte. Sie öffnete die Augen und schluckte.
»Die SSD wird auf dem Weg zu seinem Haus sein.« Aufhalten konnten sie ihn nicht mehr. Der Schaden war schon angerichtet.
Max warf die Fernbedienung aufs Bett, ohne den Fernseher auszuschalten. »Er hat recht. Irgendwer muss etwas gesehen haben.«
Aber viele hatten nichts gesehen und würden trotzdem anrufen.
Max fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Die haben Adam und Quinlan aus derselben Kneipe entführt. Verdammt! Das hätte nicht geschehen dürfen!«
»Nein«, gab sie ihm recht. »Das hätte es nicht.« Schon wieder hatten die Entführer ihre Vorgehensweise geändert. Zwei Männer kurz hintereinander. Beide in derselben Bar. Die SSD hatte mit allen Angestellten gesprochen – zweimal sogar –, und als weitere Vorsichtsmaßnahme hatten sich FBI -Agenten unbemerkt dort aufgehalten. Hyde würde wütend sein. Auf keinen Fall hätte dort noch mal jemand entführt werden dürfen.
Weshalb hatten sie überhaupt so schnell wieder jemanden geschnappt? Normalerweise suchten sie sich doch erst wieder ein neues Opfer, wenn sie das Lösegeld hatten oder wenn …
Sie warf Max einen Blick zu.
Wenn das Opfer tot war.
»Was wird jetzt geschehen?« Er sah sie durchdringend an, und Samantha konnte nur hoffen, dass man ihr ihre Angst nicht anmerkte. »Was werden die Kidnapper tun, wenn sie das mitbekommen?«
»Töten«, dachte sie.
»Vielleicht bekommt Slayton Warrant den richtigen Tipp«, fuhr Max fort. »Vielleicht finden sie Adam und Quinlan.«
Wenn er das glauben wollte – warum sollte sie seine Hoffnung zerstören?
***
Er ging langsam die Straße hinunter und bog in den Park ab. Die Kapuze hatte er tief ins Gesicht gezogen, und unter dem dicken Jogginganzug war seine Figur kaum zu erkennen.
Er wich den Blicken der Jogger und Spaziergänger aus, und als er sicher war, dass er von niemandem beobachtet wurde, schlüpfte er ins Unterholz und holte sein Handy heraus.
Beim zweiten Klingeln nahm jemand ab.
»Warrant.«
Natürlich war er es nicht selbst. Die Stimme gehörte einem Hausdiener, dem Warrant den Job aufgedrückt hatte, weil er sich selbst zu fein dazu war.
»Ich habe einen Tipp für Sie.« Er flüsterte, weil er annahm, dass sie die Anrufe aufzeichneten. Aufzeichneten und zurückverfolgten. Die Bullen würden sich jetzt in Warrants Haus aufhalten. Eventuell auch das FBI . Er wusste, das FBI war ihm auf der Spur.
Nicht gut genug.
Er hatte sich Adam direkt unter ihrer Nase geschnappt. So viel zum großen, gefährlichen FBI und seinen Bullen.
Adam vor ihren Augen zu entführen hatte richtig Spaß gemacht. Niemand konnte ihn aufhalten .
»Sir«, piepste ihm die Stimme am anderen Ende der Leitung ins Ohr. »Sie müssen lauter sprechen. Die Verbindung ist nicht gut …«
»Er hat Mist gebaut.« Er
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