Echo Einer Winternacht
fuhr herum. »Weil die Lesbe dann kriegen würde, was sie verdient hat?«
»Könnten Sie Ihre Vorurteile vielleicht mal fünf Minuten beiseite lassen?«, stieß Alex ärgerlich hervor. »Wenn Sie Mondo ermordet hätten, wäre ich nur aus dem einzigen Grund froh: weil es heißen würde, dass ich in Sicherheit bin.«
Jackie, unwillkürlich interessiert, neigte den Kopf zur Seite.
»Das ist ja sehr merkwürdig, was Sie da sagen.«
»Wollen Sie zwischen Tür und Angel darüber reden?«
Sie wies auf die Tür und trat zurück. »Kommen Sie rein. Was meinen Sie damit, ›in Sicherheit‹?«, fragte sie, während er zum nächsten Stuhl ging und sich setzte.
»Ich habe eine Theorie zu Mondos Tod. Ich weiß nicht, ob Ihnen das bekannt ist, aber noch ein Freund von mir ist vor ein paar Wochen unter verdächtigen Umständen umgebracht worden.«
Jackie nickte. »Hélène hat es erwähnt. Es war jemand, den Sie und David vom Studium her kannten, ja?«
»Wir sind zusammen aufgewachsen. Wir waren vier. Schon in der Schule waren wir dicke Freunde, und dann haben wir alle zusammen studiert. Eines Abends, als wir betrunken von einer Party nach Hause kamen, stolperten wir über eine junge Frau …«
»Das weiß ich auch«, unterbrach ihn Jackie.
Es überraschte Alex, wie erleichtert er war, dass er nicht noch einmal alle Einzelheiten und Folgen von Rosies Ermordung erzählen musste. »Gut. Sie kennen die Vorgeschichte. Also, ich weiß, dass sich das verrückt anhört, aber ich glaube, Mondo und Ziggy wurden umgebracht, weil jemand sich für Rosie Duffs Tod rächen will. Das ist das Mädchen, das starb«, fügte er hinzu.
»Warum?« Jackie war unwillkürlich ganz Ohr, hatte den Kopf vorgebeugt und stützte sich mit den Ellbogen auf die Knie.
Wenn sich eine gute Story ankündigte, war ihre Unversöhnlichkeit vergessen.
»Es hört sich so belanglos an«, sagte Alex und berichtete ihr dann über die Kränze. »Ihr vollständiger Name war Rosemary«, sagte er abschließend.
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Das ist ganz schön gruselig«, sagte sie. »Ich hab noch nie einen solchen Kranz gesehen. Es fällt schwer, das anders – nicht als Anspielung auf diese Frau –
zu verstehen. Ich kann nachvollziehen, dass es Sie aus der Ruhe bringt.«
»Die Polizei konnte das nicht. Sie taten, als sei ich eine alte Dame, die sich im Dunkeln fürchtet.«
Jackie machte ein verächtliches glucksendes Geräusch. »Na ja, wir wissen ja beide, wie schlau die Polizei ist. Was dachten Sie also, was ich tun kann?«
Alex schien verlegen. »Lynn hatte diese Idee, dass, wer immer sich an uns rächen will, damit aufhören müsste, wenn wir wirklich herausfinden könnten, wer Rosie vor so langer Zeit getötet hat. Bevor es für uns beide, die noch da sind, zu spät ist.«
»Klingt logisch. Können Sie die Polizei nicht überreden, den Fall noch einmal aufzurollen? Mit den Methoden, die ihnen heutzutage zur Verfügung stehen …«
»Er wird zur Zeit noch einmal aufgerollt. Die Polizei von Fife hat alte ungelöste Fälle wieder aufgenommen, dies ist einer davon. Aber sie scheinen in einer Sackgasse zu stecken, hauptsächlich, weil sie die Beweisstücke verloren haben. Lynn meint, wenn wir den Gerichtsmediziner ausfindig machen könnten, der den ursprünglichen Bericht geschrieben hat, könnte er uns vielleicht noch einiges sagen, was er nicht in den Bericht einbezogen hat.«
Jackie nickte verständnisvoll. »Manchmal lassen sie einiges weg, um der Verteidigung keine Angriffspunkte zu bieten. Sie möchten also, dass ich diesen Typ finde und ein Interview mit ihm mache?«
»So ungefähr. Ich dachte, Sie könnten vielleicht vorgeben, dass Sie ein ausführliches Feature über den Fall schreiben wollen, das sich auf die damaligen Ermittlungen konzentriert.
Vielleicht könnten Sie die Polizei überreden, Ihnen Zugriff auf das Material zu gewähren, das man mir nicht so einfach zeigen würde?«
Sie zuckte die Achseln. »Es ist einen Versuch wert.«
»Sie werden es also tun?«
»Ich will ehrlich sein, Alex. Ich kann nicht behaupten, dass ich ein gesteigertes Interesse daran habe, Ihre Haut zu retten. Aber Sie haben recht. Für mich steht hier auch etwas auf dem Spiel.
Wenn ich Ihnen helfe herauszufinden, wer David umgebracht hat, hilft mir das aus der Bredouille. Also, mit wem sollte ich sprechen?«
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ie Nachricht auf James Lawsons Schreibtisch lautete ganz lapidar: »Die E
D
insatzgruppe für die ungelösten Fälle
möchte Sie so bald wie
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