Echo Einer Winternacht
möglich sprechen.« Es hörte sich nicht nach einer Katastrophe an. Er ging mit einem vorsichtig optimistischen Gesichtsausdruck in die Einsatzzentrale und fand ihn durch eine Flasche Famous Grouse und ein halbes Dutzend Plastiktassen in den Händen seiner Mitarbeiter sofort gerechtfertigt. Er grinste. »Sieht verdächtig danach aus, dass es hier was zu feiern gibt«, sagte er. DI Robin Maclennan trat vor und bot dem Assistant Chief Constable einen Whisky an. »Ich habe gerade eine Nachricht von der Kreispolizei Manchester bekommen. Sie haben einen Typ verhaftet, der im Verdacht steht, vor zwei Wochen in Rochdale eine Frau vergewaltigt zu haben. Als sie die DNA-Ergebnisse durch den Computer laufen ließen, zeigte er einen Treffer an.«
Lawson blieb unvermittelt stehen. »Lesley Cameron?« Robin nickte.
Lawson nahm den Whisky entgegen, hob seine Tasse und trank seinen Leuten schweigend zu. Wie den Fall Rosie Duff würde Lawson auch den Mord an Lesley Cameron niemals vergessen. Sie war Studentin an der Universität und auf dem Rückweg zu ihrem Wohnheim vergewaltigt und erdrosselt worden. Wie bei Rosie hatten sie ihren Mörder nie gefunden.
Eine Zeit lang hatten die Kriminalbeamten versucht, die beiden Fälle miteinander zu verknüpfen, aber es gab nicht genug Ähnlichkeiten, um die Verbindung zu rechtfertigen. Es genügte nicht, einfach zu argumentieren, dass es zur fraglichen Zeit in St. Andrews keine weiteren Fälle von Vergewaltigungen mit Todesfolge gegeben hatte. Er war damals ein junger Kriminalbeamter gewesen und erinnerte sich an diese Diskussion. Er persönlich hatte nie die Theorie vertreten, dass die Fälle zusammenhingen. »Ich erinnere mich gut daran«, sagte er.
»Wir haben ihre Kleider auf DNA untersucht, aber das System zeigte keine Übereinstimmung«, fuhr Robin fort, auf dessen schmalem Gesicht zuvor verborgene Lachfalten erschienen.
»Also hab ich die Sache zurückgestellt und mit der Überprüfung unserer anderen Sexualverbrecher weitergemacht.
Bin nicht so recht vorangekommen. Aber dann erhielten wir einen Anruf von der Polizei im Kreis Manchester. Offenbar haben wir ein Ergebnis.«
Lawson klopfte ihm auf die Schulter. »Gut gemacht, Robin.
Fahren Sie zum Verhör runter?«, fragte er.
»Allerdings. Ich kann’s kaum erwarten, das Gesicht des Dreckskerls zu sehen, wenn er hört, welche Fragen ich ihm stelle.«
»Das sind ja wirklich gute Nachrichten.« Lawson strahlte den Rest seiner Mannschaft an. »Seht ihr? Einmal Glück, und schon hat man einen Erfolg gelandet. Wie läuft’s bei euch anderen?
Karen, sind Sie mit der Suche nach dem ehemaligen Freund von Rosie Duff weitergekommen, den wir für Macfadyens Vater halten?«
Karen nickte. »John Stobie. Die Kollegen vor Ort haben mit ihm gesprochen und auch eine Art Erfolg zu verbuchen. Es hat sich ergeben, dass Stobie ein perfektes Alibi hat. Er hatte sich Ende November 1978 bei einem Motorradunfall das Bein gebrochen. In der Nacht, als Rosie ermordet wurde, hatte er einen Gips von der Hüfte bis zum großen Zeh. Es ist unmöglich, dass er so in St. Andrews im Schneesturm herumlief.«
Lawson hob die Augenbrauen. »Herrje, man könnte ja geradezu meinen, Stobie habe spröde Knochen. Man hat dort doch wohl die medizinischen Unterlagen überprüft?«
»Stobie gab ihnen die Erlaubnis. Und es sieht so aus, als hätte er die Wahrheit gesagt. Damit scheint diese Sache also erledigt.«
Lawson lehnte sich leicht zu Karen hinüber, so dass sie beide dem Blickfeld der anderen entzogen waren. »Wie Sie sagen, Karen.« Er seufzte. »Vielleicht sollte ich Macfadyen auf Stobie ansetzen. Dann würde er mich vielleicht in Ruhe lassen.«
»Belästigt er Sie immer noch?«
»Zweimal pro Woche. Ich wünschte langsam, er wäre nie aufgetaucht.«
»Ich muss noch die drei anderen Zeugen vernehmen«, sagte Karen.
Lawson verzog das Gesicht. »Eigentlich sind es nur noch zwei. Offenbar starb Malkiewicz kurz vor Weihnachten infolge einer mutmaßlichen Brandstiftung. Und Alex Gilbey hat es sich in den Kopf gesetzt, dass es jetzt, nach David Kerrs Ermordung, da draußen eine verrückte Schlägertruppe gibt, die einen nach dem anderen wegputzen will.«
»Was?«
»Er kam vor zwei Tagen hierher, um mich zu sprechen. Reine Paranoia, voll durchgedreht, aber ich will ihn nicht noch bestärken. Vielleicht ist es am besten, wenn Sie die Zeugen-vernehmungen einfach sein lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie nach all der Zeit noch etwas
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