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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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nicht sagen würden.«
    Neugierig gemacht, folgte Maclennan jetzt seinem Bruder zu einem Tisch in einer stillen Ecke und wartete geduldig, während Robin den Kaffee holte. »Also, was weißt du?«
    »Deine Jungs sind nicht gerade tumbe Toren. Als sie dreizehn oder so waren, wurden sie beim Ladendiebstahl erwischt.«
    Maclennan zuckte die Schultern. »Wer hat als Kind nicht schon mal was geklaut?«
    »Da ging es aber nicht um ein paar Tafeln Schokolade oder Schachteln Zigaretten. Es war schon eher etwas, was man als Formel 1 des Ladendiebstahls bezeichnen könnte. Es scheint, dass sie sich gegenseitig herausforderten, Sachen zu klauen, die wirklich schwierig zu kriegen waren. Einfach so. Meistens klauten sie in kleinen Geschäften. Nichts, was sie sich besonders wünschten oder brauchten. Alles von der Gartenschere bis zum Parfüm. Kerr wurde mit einem Glas eingelegtem chinesischem Ingwer erwischt. Die anderen drei wurden draußen vor dem Laden geschnappt, wo sie auf ihn warteten. Sie haben alles zugegeben und uns zu dem Schuppen im Garten der Gilbeys geführt, wo sie die Beute versteckt hatten. Alles noch in der Originalverpackung.« Robin schüttelte verwundert den Kopf.
    »Der Kollege, der sie verhaftet hat, sagte, es sei wie Aladins Schatzhöhle gewesen.«
    »Was ist dann geschehen?«
    »Jemand hat seine Beziehungen spielen lassen. Gilbeys Vater ist Rektor. Mackies Dad spielt mit dem Polizeipräsidenten Golf.
    Sie sind mit einer Verwarnung und dem heiligen Schrecken davongekommen.«
    »Interessant. Aber der legendäre Überfall auf den Postzug ist es nicht gerade.«
    Robin stimmte ihm mit einem Nicken zu. »Das ist aber noch nicht alles. Zwei Jahre später gab es eine ganze Reihe von Beschädigungen an geparkten Autos. Die Besitzer kamen zu ihren Wagen zurück und fanden auf der Innenseite der Wind-Schutzscheibe mit Lippenstift geschriebene Graffiti. Und die Autos waren alle fest verschlossen. Es endete genauso plötzlich, wie es angefangen hatte, etwa um die gleiche Zeit, als ein gestohlenes Fahrzeug ausbrannte. Es gab nie konkrete Hinweise darauf, dass sie es waren, aber unser Nachrichtenspezialist vor Ort meint, dass sie hinter der Sache steckten. Sie scheinen ein Talent dafür zu haben, Leute zu verarschen.«
    Maclennan nickte. »Das könnte ich wohl kaum abstreiten.«
    Er war fasziniert von der Information über die Fahrzeuge.
    Vielleicht war der Landrover nicht das einzige Fahrzeug auf der Straße gewesen, hinter dessen Steuerrad in jener Nacht einer seiner Verdächtigen gesessen hatte. Robin war darauf erpicht, mehr über die Einzelheiten der Ermittlungen zu erfahren, aber Maclennan wich ihm geschickt aus. Das Gespräch verlief bald in den gewohnten Bahnen – Familie, Fußball, was man den Eltern zu Weihnachten schenken wollte –, bevor Maclennan es endlich schaffte aufzubrechen. Robin hatte ihm nicht besonders viel Information geliefert, das stimmte, aber sie gab Maclennan doch das Gefühl, dass die Aktionen der Laddies fi’ Kirkcaldy nach einem Muster verliefen und eine Vorliebe fürs Risiko zeigten. Es war eine Verhaltensweise, die leicht kippen und in etwas Gefährlicheres ausarten konnte.
    Ein bestimmtes Gefühl zu haben war ja ganz gut, aber ohne klare Beweise brachte es nichts. Und klare Beweise fehlten leider völlig. Der Landrover hatte in eine forensische Sackgasse geführt.
    Sie hatten das Wageninnere praktisch komplett auseinander genommen, aber keinen Beweis dafür gefunden, dass Rosie Duff jemals in dem Wagen war. Als die Spurensicherung Blutspuren entdeckte, hatte das Team eine Erregung erfasst wie kurz vor einer Explosion, aber bei näherer Untersuchung hatte sich gezeigt, dass das Blut nicht nur keins von Rosie, sondern nicht einmal menschliches Blut war. Die einzige schwache Hoffnung war erst einen Tag zuvor am Horizont aufgetaucht. Ein Mann am Trinity Place hatte seinen Garten aufgeräumt und ein nasses Stoffbündel gefunden, das jemand in seine Hecke geworfen hatte.
    Mrs. Duff hatte es als Rosies Jacke erkannt. Jetzt war es zur Untersuchung ans Labor geschickt worden, aber Maclennan wusste, dass bis nach Neujahr nichts passieren würde, obwohl er den Auftrag als dringlich gekennzeichnet hatte. Das war nur ein weiteres Detail, das zu seiner Frustration beitrug.
    Er konnte sich nicht einmal entscheiden, ob er gegen Mackie, Kerr und Malkiewicz eine Anklage wegen Diebstahls und Entwendung des Landrovers in die Wege leiten sollte. Sie hatten die geforderte Kaution gewissenhaft hinterlegt,

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