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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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von der Hauszentrale sah ihn überrascht an, gab aber sein Okay-Zeichen mit dem Daumen. Maclennan ging über den Parkplatz. Herrgott, war das ein ungemütlicher Nachmittag.
    Das Dreckswetter allein konnte einen ja schon dazu bringen, dass man sich das Leben nehmen wollte. Er fuhr in Richtung der Burg, seine Scheibenwischer bekamen zwischen den Regenschwaden kaum die Scheibe frei. Die Klippen waren ein bevorzugter Ort für Selbstmordversuche. Wenn es zum richtigen Zeitpunkt zwischen Ebbe und Flut versucht wurde, gelangen sie meistens. Es gab einen bösen Sog, der nichts Ahnende innerhalb von Minuten ins Meer hinauszog. Und im Winter überlebte in der Nordsee niemand lange. Es hatte auch ein paar sensationelle misslungene Versuche gegeben. Er erinnerte sich an den Hausmeister einer der städtischen Grundschulen, der sich total verrechnet hatte. Er flog an den Felsen vorbei und stürzte im sechzig Zentimeter hohen Wasser auf den Sand. Dabei brach er sich beide Fußgelenke und war durch seinen absurden Fehlschlag so niedergeschmettert, dass er am Tag seiner Entlassung aus dem Krankenhaus den Bus nach Leuchars nahm, an Krücken auf dem Eisenbahngleis entlangstolperte und sich vor den Aberdeen-Express warf.
    Aber so etwas würde heute nicht geschehen. Maclennan war ziemlich sicher, dass Flut war und der Ostwind die See am Fuß der Klippen zu stampfenden Brechern machen würde. Er hoffte, dass sie noch rechtzeitig hinkommen würden. Als er ankam, war schon ein Streifenwagen da. Janice Hogg und ein anderer Polizist in Uniform standen besorgt an dem niedrigen Geländer und beobachteten einen jungen Mann, der sich mit ausgebreiteten Armen wie Jesus am Kreuz in den Wind lehnte.
    »Steht nicht nur da«, sagte Maclennan und stellte seinen Kragen gegen den Regen hoch. »Da weiter vorn ist ein Rettungsring.
    Einer von denen mit einem Tau. Holen Sie ihn her.« Der Polizist lief in die von Maclennan angezeigte Richtung. Der Kripobeamte stieg über das Geländer und machte zwei Schritte nach vorn. »Schon gut, mein Sohn«, sagte er sanft. Der junge Mann wandte sich um, und Maclennan sah, dass es Davey Kerr war. Allerdings ein kaputter Davey Kerr, der völlig am Ende war. Aber es konnte kein Zweifel bestehen, es war dieses Elfengesicht mit den erschrockenen Bambiaugen.
    »Sie kommen zu spät«, murmelte er und schwankte betrunken hin und her.
    »Es ist nie zu spät«, sagte Maclennan. »Was immer schief gelaufen ist, wir können es wieder in Ordnung bringen.«

Mondo drehte sich um und stand Maclennan gegenüber. Er ließ die Arme sinken. »In Ordnung bringen?« Seine Augen blitzten. »Ihr seid es doch, die es überhaupt kaputtgemacht haben. Ich habe es euch zu verdanken, dass mich alle für einen Mörder halten. Ich habe keine Freunde und keine Zukunft mehr.«
    »Natürlich haben Sie Freunde. Alex, Ziggy und Tom. Das sind doch Ihre Freunde.« Der Wind heulte, und der Regen peitschte ihm ins Gesicht, aber Maclennan kümmerte nichts außer dem angsterfüllten Gesicht vor ihm.
    »Was sollen das für Freunde sein? Sie lehnen mich ab, weil ich die Wahrheit sage.« Mondo hob eine Hand zum Mund und kaute an einem Fingernagel. »Sie hassen mich.«
    »Das glaube ich nicht.« Maclennan trat einen kleinen Schritt näher. Noch einen halben Meter weiter, und er wäre so nah, dass er ihn packen konnte.
    »Kommen Sie nicht näher, bleiben Sie dort. Das ist meine Sache. Nicht Ihre.«
    »Überlegen Sie doch, was Sie hier tun, Davey. Denken Sie an die Menschen, die Sie gern haben. Es wird Ihre Familie zerstören.«
    Mondo schüttelte den Kopf. »Ich bin ihnen egal. Sie haben immer meine Schwester lieber gehabt als mich.«
    »Sagen Sie mir doch, was Sie quält.« Am Reden halten, ihn am Leben erhalten, spornte Maclennan sich an. Es darf kein weiterer entsetzlicher Fehlschlag werden.
    »Sind Sie taub, Mann? Ich habe es Ihnen doch schon gesagt!«, schrie Mondo mit schmerzverzerrtem Gesicht. »Sie haben mein Leben ruiniert.«
    »Das ist nicht wahr. Sie haben eine großartige Zukunft.«
    »Jetzt nicht mehr.« Er breitete die Arme wieder wie Flügel aus.
    »Niemand versteht, was ich durchmache.«
    »Helfen Sie mir, es zu verstehen.« Maclennan trat ein wenig weiter vor. Mondo wollte seitwärts ausweichen, aber die unsicheren Füße des Betrunkenen rutschten auf dem dünnen, nassen Gras aus. Sein Gesicht wurde zu einer Maske des Entsetzens. Er schlug verzweifelt mit den Armen und versuchte gegen die Schwerkraft anzukämpfen. Ein paar Sekunden sah es so aus,

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