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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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als würde er es schaffen. Dann traten seine Füße ins Leere, und er verschwand schockierend schnell aus der Sicht.
    Maclennan warf sich nach vorn, aber es war viel zu spät. Er schwankte auf der Klippe, aber der Gegenwind war auf seiner Seite und hielt ihn, bis er das Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Er sah nach unten und meinte ein Aufspritzen zu sehen.
    Dann erblickte er Mondos blasses Gesicht durch eine Lücke in der weißen Gischt. Er wirbelte herum, als Janice und der andere Polizist bei ihm anlangten. Ein zweiter Polizeiwagen fuhr vor, und Jimmy Lawson und noch zwei Polizisten in Uniform stiegen aus. »Den Rettungsring«, rief Maclennan. »Haltet das Tau fest.«
    Schon riss er sich Mantel und Jackett vom Leib und zog die Schuhe aus. Maclennan griff nach dem Rettungsring und schaute wieder nach unten. Diesmal sah er einen Arm sich dunkel gegen den Schaum abheben. Er holte tief Luft und stürzte sich in die Tiefe.
    Der Fall war so plötzlich, dass ihm fast das Herz stehen blieb.
    Vom Wind geschüttelt, fühlte Maclennan sich schwerelos und wie ein Nichts. Es war in Sekunden vorbei. Der Aufprall aufs Wasser war, als sei er auf festen Boden geknallt, und nahm ihm den Atem. Nach Luft schnappend und große Mengen eiskalten Salzwassers schluckend kämpfte Maclennan sich wieder zur Oberfläche hoch. Er sah nichts als Wellen, Sprühnebel und Schaum, trat Wasser und versuchte, sich zu orientieren. In einem Wellental erblickte er Mondo. Der Junge war ein paar Meter weiter draußen, links von ihm. Maclennan schwamm, von dem Rettungsring an seinem Arm gehindert, zu ihm hin. Die See schleuderte ihn hoch und ließ ihn wieder herunterstürzen, spülte ihn aber genau in Mondos Richtung. Er packte ihn am Nacken.
    Mondo schlug um sich. Zuerst dachte Maclennan, er versuche sich zu befreien, weil er ertrinken wollte. Aber dann begriff er, dass Mondo ihm den Rettungsring entreißen wollte. Maclennan wusste, dass er ihn nicht viel länger festhalten konnte, und ließ den Ring los, konnte sich aber dafür an Mondo klammern.
    Der griff nach dem Ring, schob einen Arm hinein und versuchte, ihn sich über den Kopf zu ziehen. Aber Maclennan hielt sich noch immer an seinem Kragen fest, denn er wusste, dass sein Leben davon abhing. Da gab es nur eins. Mondo stieß seinen freien Ellbogen so fest er konnte nach hinten. Plötzlich war er frei.
    Er schlüpfte in den Rettungsring und schnappte im feuchten Dunst verzweifelt nach Luft. Hinter ihm kämpfte Maclennan sich näher heran und schaffte es irgendwie, mit einer Hand das Tau zu packen, an dem der Rettungsring hing. Es kostete ihn fast übermenschliche Anstrengung, seine vom Wasser steifen Finger hinderten ihn. Maclennan war von der Kälte jetzt völlig durchdrungen, und seine Finger wurden taub. Mit einem Arm klammerte er sich an das Tau und gab mit dem anderen den Kollegen oben über ihren Köpfen das Zeichen, sie auf die Klippen hochzuziehen.
    Er spürte, dass das Tau sich spannte. Würden fünf genug sein, um sie beide auf den Felsvorsprung zu hieven? Hatte jemand den Grips gehabt, ein Boot vom Hafen kommen zu lassen? Sie würden lange vor der Ankunft des Rettungsbootes aus Anstruther an Unterkühlung sterben.
    Sie näherten sich den Klippen. Maclennan hatte gerade noch den Auftrieb durch das Wasser gespürt. Als er dann auftauchte, fühlte er nur noch den Sog nach unten und hielt sich mit aller Macht am Rettungsring und an Mondo fest. Er starrte nach oben und erkannte dankbar das blasse Gesicht mit den von Regen und Gischt verwischten Zügen des Mannes, der in vorderster Reihe stand.
    Sie hingen schon zwei Meter hoch an der Klippenwand, als Mondo, der entsetzliche Angst hatte, Maclennan würde ihn in den Strudel zurückziehen, nach hinten austrat. Maclennans Finger gaben den Kampf auf. Hilflos fiel er ins Wasser zurück.
    Wieder ging er unter und kämpfte sich noch einmal nach oben.
    Langsam sah er Mondo an der Klippenwand höhersteigen. Er konnte es nicht fassen. Der Dreckskerl hatte ihn getreten, um sich selbst zu retten. Er hatte überhaupt nicht versucht, sich umzubringen, sondern wollte sich nur in Pose setzen und auf sich aufmerksam machen. Maclennan spie einen weiteren Mund voll Wasser aus. Er war jetzt entschlossen durchzuhalten, und sei es auch nur, damit Davey Kerr wünschte, er sei lieber doch ertrunken. Er brauchte nur den Kopf über Wasser zu halten. Sie würden ihm den Rettungsring wieder runterwerfen, ihm ein Boot schicken. Das würden sie doch tun?
    Seine Kraft ließ

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