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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Abendessen aus Schinken und Pickles. Beth musste nicht fragen, warum sie für Theo Essen kochte, seine Wäsche wusch und sein Zimmer putzte, während die anderen vier Mieter, die Weihnachten bei ihren Familien verbrachten, allein zurechtkommen mussten. Er hatte eine Art an sich, die in allen Frauen, egal welchen Alters, das Bedürfnis weckte, sich um ihn zu kümmern.
    Als Beth nach dem Essen am Kamin saß, holte Theo ihre Geige aus dem Kasten und reichte sie ihr.
    »Du willst doch wohl nicht, dass ich jetzt spiele?«, fragte sie überrascht. »Wird das Miss Marchment nicht stören?«
    Er schmunzelte. »Stille würde sie mehr aufregen. Dann würde sie nämlich glauben, dass ich mit dir schlafe. Aber ich dachte, dann wärst du beschäftigt, weil ich gleich noch mal los muss.«
    Beth war bitter enttäuscht. »Hattest du nicht gesagt, es wäre gefährlich für dich, draußen herumzulaufen?«, fragte sie leise.
    »Das wäre es, wenn ich in die Bowery wollte.« Er zuckte mit den Achseln, nahm sich seine Bürste und trat vor den Spiegel. »Aber ich habe etwas in viel angenehmeren Gegenden der Stadt zu erledigen.«
    Vielleicht spürte er ihre Enttäuschung, denn er ging zu ihr und umarmte sie.
    »Ich muss mich noch mit Leuten treffen und einige geschäftliche Dinge regeln«, sagte er und küsste sie zärtlich auf die Stirn. »Ich würde natürlich viel lieber hier bei dir bleiben, aber dann wäre ich versucht, mit dir zu schlafen. Wenn wir in Philadelphia sind, wird alles anders. Und du musst Geige üben, denn wenn wir dort sind, werde ich dich in den besten Läden vorstellen.«
    Beth spielte tatsächlich Geige, als er weg war. Ihre Finger waren steif und schmerzten, tatsächlich tat ihr der ganze Körper weh, und es fiel ihr schon schwer, das Instrument überhaupt zu halten. Aber die Musik war ihr lange erprobter Weg, sich zu beruhigen. Sie versuchte sich nicht an den fröhlichen Jigs, die sie im Heaney’s gespielt hatte, sondern an einigen traurigen, langsameren Melodien, die sie als Kind von ihrem Großvater gelernt hatte. Er hatte einmal gesagt, dass sie ihm die Schönheit Irlands zurückbrachten: dass er dann Galway Bay im Nebel liegen sehen konnte und die Berge mit ihren rosa Spitzen und die wilden Blumen in den Sümpfen im Frühling. Für Beth waren es dagegen beruhigende Klangbilder, die von Liebe und Sicherheit erzählten, denn sie sah dann die Stube in der Church Street vor sich, sah ihre Eltern nebeneinander auf dem Sofa sitzen, ihren Großvater zurückgelehnt in seinem Sessel, die Augen geschlossen und mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
    Am 28. Dezember bestiegen Beth und Theo den Zug nach Philadelphia. Theo hatte Miss Marchment erst am Abend zuvor über seine Abreise informiert, und Beth hatte ihre zornig erhobene Stimme gehört.
    Theo erzählte Beth nichts über das Gespräch. Sein einziger Kommentar war, dass er Miss Marchment niemals gesagt habe, er würde für immer bleiben.
    »Ich hasse es, wenn die Leute mich festnageln wollen, so als ob ich ihnen gehören würde«, fügte er hinzu, und es klang wie eine Warnung an Beth.
    Es war schon dunkel, als sie in Philadelphia ankamen, und eine Droschke brachte sie den kurzen Weg vom Bahnhof zu einer Straße, in der alte Häuser aus der Föderationszeit standen. Eine kleine untersetzte schwarze Frau mit einer weißen Schürze und einem gepunkteten Turban öffnete ihnen die Tür. »Mr Cadogan!«, sagte sie mit einem Lächeln, das so geschwungen war wie die Scheibe einer Wassermelone. »Wie schön, Sie wiederzusehen.«
    »Es ist auch schön, dich wiederzusehen, Pearl«, sagte er und tätschelte ihr mit offensichtlicher Zuneigung die Wange. »Das hier ist Miss Bolton, die zu ihrem Bruder möchte.«
    Pearl sah Beth interessiert an; vielleicht war sie überrascht darüber, dass sie Sam so wenig ähnelte. »Sie sind uns sehr willkommen, Miss Bolton, aber ich fürchte, Sam und Jack sind unterwegs. Sie kommen aber später wieder, also mache ich Ihnen etwas zu essen und zeige Ihnen Ihr Zimmer.«
    Beth war enttäuscht darüber, dass Sam und Jack nicht da waren, um sie zu begrüßen, aber es war eine Erleichterung, in einem eleganten, gemütlichen und warmen Haus zu sein. Die Türen und Geländer waren poliert und glänzten, auf der Treppe lag ein dicker Teppich, und große Spiegel in goldenen Rahmen reflektierten das Licht der Gaslampen.
    Als Pearl sie in die Küche auf der Rückseite des Hauses führte, erhaschte Beth einen flüchtigen Blick in einen luxuriösen, in Rot und

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