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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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werden.«
    Die Streitlust in Sams Gesicht wich einem ängstlichen Ausdruck. »Aber was ist mit den Sachen, die wir noch in der Houston Street haben?«
    Theo sah auf die Uhr an der Wand; es war kurz nach zehn. »Ich denke, dass Fingers und Heaney erst gegen Mittag davon erfahren werden. Du kannst hingehen und alles zusammenpacken, ich bringe Beth erst zu mir und komme dann und hole ihre Sachen.«
    »Wieso glaubst du, dass Beth bei dir in Sicherheit ist?«, fragte Sam misstrauisch. »Du hast gesagt, du müsstest auch von hier fliehen!«
    »Das muss ich auch, denn ich werde in absehbarer Zukunft nirgendwo in New York mehr Karten spielen können«, erwiderte Theo. »Aber niemand weiß, wo ich wohne. Wir sind dort sicher, bis Beth sich erholt hat.«
    »Ich möchte mit Beth sprechen, ohne dass du dabei bist«, erklärte Sam knapp.
    Theo nickte und sagte, sie hätten zehn Minuten.
    Sobald sich die Tür des Cafés hinter ihm geschlossen hatte, rückte Sam dicht neben seine Schwester. »Ich will dich nicht bei ihm lassen«, sagte er. »Vor allem nicht an Weihnachten.«
    Beth verstand, warum er solche Angst hatte, aber sie war zu erschöpft, um sich darüber jetzt Gedanken zu machen, und außerdem liebte sie Theo, er hatte sie gerettet, und sie würde ihm willig folgen, wo immer er hinging.
    »Es ist die einzige Möglichkeit«, sagte sie und strich ihrem Bruder liebevoll übers Gesicht. »Ich komme zurecht, das verspreche ich. Ich fühle mich so schwach, dass ich euch nur ein Klotz am Bein wäre, wenn ich jetzt mit euch komme.«
    »Es ist nicht richtig, dass du mit einem Mann wie ihm alleine bist«, beharrte Sam trotzig. »Und ich mag es auch nicht, dass er Jack erklärt, was er tun soll.«
    »Er hat aber recht«, mischte Jack sich ein. »Als das alles anfing, wusste ich sofort, dass ich danach nicht mehr hier in der Stadt bleiben kann, weil ich gehört habe, was diese Bande mit Leuten macht, die ihr in die Quere kommen. Ich hätte es lieber, wenn Beth uns sofort begleitet, aber sie ist dazu nicht in der Lage, Sam, also haben wir keine andere Wahl.«
    Beth sah Jack dankbar an. »Es tut mir so leid, dass du da mit reingeraten bist und jetzt auch noch deinen Job verlierst.«
    »Ich bekomme vielleicht einen besseren in Philadelphia«, sagte er und grinste resigniert. »Und wir sind nicht länger Greenhorns – wir machen dort vielleicht sogar ein Vermögen.«
    Beth konnte kaum die Augen offen halten, während die Droschke sie und Theo zu seiner Wohnung brachte. Er hatte mit Jack und Sam verabredet, etwas später ihre Sachen abzuholen und ihnen einen Brief für seinen Freund in Philadelphia mitzugeben.
    »Sie kommen schon zurecht«, tröstete er sie, als ihr beim Abschied die Tränen kamen. »Frank ist ein reicher Mann, der überall in Philadelphia seine Finger im Spiel hat. Er bringt Sam in einem seiner Saloons unter und Jack irgendwo anders, noch bevor sie ausgepackt haben.«
    Beth war so erschöpft, dass sie gar nicht registrierte, wo die Droschke sie hinbrachte, nur, dass sie in ein viel feineres Viertel fuhren als das um die Houston Street. Sie nahm vage wahr, dass es ein Backsteinhaus an einem ruhigen Platz war, in einer Gegend, in der nur wohlhabende Familien wohnten.
    Theo trug sie die Treppe hinauf in ein großes Zimmer im vorderen Teil des Hauses. Alles, was sie in ihrem erschöpften Zustand wahrnahm, war ein großes Bett mit geschnitzten Bettpfosten, auf dem sie zusammenbrach. Sie hörte noch, wie Theo ihr sagte, dass sie ihre Stiefel ausziehen solle und dass er seine Vermieterin über ihre Ankunft unterrichten würde, bevor er in die Houston Street fuhr, aber sie schlief ein, ehe sie ihm antworten konnte.
    Etwas später wachte sie von dem vertrauten Geräusch eines knackenden Feuers im Kamin auf, und für einen Moment glaubte sie, wieder in Liverpool zu sein, denn in ihrer Kindheit hatte sie genau dieses Geräusch oft geweckt. Ihr war sehr warm; die Decke über ihr war dick und schwer. Aber als sie sich etwas ausstreckte, brachten die Schmerzen in ihrem Rücken und in ihren Armen sie zurück in die Realität. Zu ihrem Entsetzen wurde ihr klar, dass sie nur ihr Leibchen und ihren Unterrock trug; jemand hatte ihr das Kleid, die Strümpfe und das Mieder ausgezogen.
    Hastig zog sie die Decke bis zur Nasenspitze, öffnete vorsichtig die Augen und sah Theo vor dem Kamin hocken. Sie spürte eher, als dass sie wusste, dass er schon seit einiger Zeit im Zimmer war, denn die Vorhänge waren geschlossen, die Gaslampen brannten,

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