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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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und er trug nur ein Hemd.
    Das Zimmer sah sehr gemütlich aus, mit zwei großen Sesseln vor dem Kamin. Der ganze Raum wirkte sehr elegant – die Gaslampen an der Wand hatten verzierte Messinghalterungen, die Vorhänge waren aus schwerem Brokat, und an einer Wand stand ein Wäscheschrank, der zu dem dunklen Holz des Bettes passte und ebenfalls mit kunstvollen Schnitzereien verziert war.
    »Theo«, flüsterte sie, »wie spät ist es?«
    Er stand auf und drehte sich lächelnd zu ihr um. »Endlich! Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr aufwachen. Es ist sieben Uhr abends, und ich habe Jack und Sam schon vor Stunden zum Bahnhof gebracht.«
    »Wer hat mir meine Sachen ausgezogen?«, fragte sie.
    »Ich. Ich konnte dich nicht darin schlafen lassen. Sie waren nass und sehr dreckig, und du hättest dich unwohl darin gefühlt«, erwiderte er.
    Beth wurde rot und rutschte tiefer unter die Decke. »Könntest du mir dann etwas zum Anziehen holen?«, fragte sie nervös. »Ich muss aufstehen.«
    Er ging zur Tür und nahm einen karierten Wollmorgenmantel von einem Haken. »Ich habe zwar deine Sachen alle hier, aber du kannst erst mal das hier anziehen. Wenn du baden möchtest, das Bad ist den Flur runter. Ich habe dafür gesorgt, dass das Wasser heiß ist. Aber vielleicht möchtest du zuerst etwas essen? Ich habe gebratenes Hähnchen und Kartoffeln besorgt. Es ist in Miss Marchments Küche warm gestellt.«
    »Stört es sie, dass ich hier bin?«, fragte Beth und zog den Morgenmantel zu sich unter die Decke, damit sie ihn anziehen konnte, ohne nackte Haut zeigen zu müssen.
    »Nein, gar nicht. Ich habe ihr erzählt, was dir passiert ist«, entgegnete er. »Du lernst sie morgen kennen.«
    Später an diesem Abend lag Beth im Bett und war irgendwie enttäuscht. Theo hatte sich rührend um sie gekümmert. Er hatte ihr ein wunderbares Essen serviert, ihr ein heißes Bad eingelassen und ihr zwei Gläser Whiskey mit Honig und Zitrone zu trinken gegeben, zur Vorbeugung gegen eine Erkältung. Aber er hatte sie nicht einmal geküsst.
    Sie konnte sein Haaröl auf dem Kissen riechen, sie konnte sogar fast den Abdruck seines Körpers auf der Matratze fühlen, aber er schlief irgendwo anders im Haus und hatte nicht mal eine winzige Andeutung gemacht, dass er das Bett mit ihr teilen wollte.
    Wäre sie einverstanden gewesen, wenn er gefragt hätte?
    Beth wusste die Antwort darauf nicht. Ihr Verstand beharrte darauf, dass sie es nicht erlaubt hätte. Aber wenn das so war, warum war sie dann so niedergeschlagen?
    Dann war da noch die Frage, wo er all die Wochen gewesen war. Er hatte ihr das nicht erklärt oder sich deswegen entschuldigt. Es schien wahrscheinlich, dass es irgendwo noch eine andere Frau gab, aber wenn das der Fall war, warum wollte er Beth dann nach Philadelphia bringen?
    Er musste sie lieben. Warum sonst hätte er ihre Rettung geplant und ausgeführt? Er hatte ihr erzählt, wie er herausgefunden hatte, dass Fingers ein Gebäude am Blind Man’s Court und an der Bottle Alley gehörte und dass er in jedes Zimmer in jedem Haus gestürmt war, bis er auf das kleine Mädchen gestoßen war, das ihm von dem Klopfen und Rufen erzählte. Sam, Jack und Jacks Freunde waren natürlich auch dort gewesen, aber es war klar, dass Theo sie angeführt hatte.
    Während des Abends war sie im Zimmer herumgelaufen und hatte viele Dinge bemerkt: Fotos von seiner Familie in Silberrahmen, hochwertige Sachen und Schuhe, goldene Manschettenknöpfe, Bürsten mit Silbergriff und mindestens ein Dutzend Seidenkrawatten. Die Möbel im Zimmer waren alt und abgenutzt, aber das hier war ohne Zweifel einmal das Haus einer wohlhabenden Person gewesen; sie fragte sich, warum Theo sie hatte glauben lassen, er würde so leben wie Sam und sie.
    Aber vielleicht wusste er auch einfach nicht, dass arme Leute wie sie und ihr Bruder in Häusern wohnten, in denen es kein Badezimmer oder Wasserklosett auf dem Flur gab. Vielleicht glaubte er tatsächlich, er würde primitiv hausen, weil er in nur einem Zimmer wohnen und schlafen musste?
    Aber wenn dieses Zimmer mit den weichen Laken, dem Federbett und dem prasselnden Feuer primitiv war, dann würde sie gerne hier mit ihm hausen. Dieses Haus war so ruhig wie eine Kirche – kein Babygeschrei, kein lauter Streit oder das Gepolter von Betrunkenen auf der Treppe; das einzige Geräusch, das sie den ganzen Abend lang hörte, war das gelegentliche Vorbeirumpeln der Droschkenräder unten auf der Straße.
    Sie wollte glauben, dass Theo

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