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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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ich kannte deinen Namen nicht und wusste nichts über dich. Ich war so froh, dass wir uns im Heaney’s wiederbegegnet sind. Du warst so viel hübscher, als ich es in Erinnerung hatte – und dann deine Musik!«
    Beth musste lächeln und ergriff seine Hand. »Versprichst du mir, dass du nie wieder betrügen wirst?«, fragte sie.
    »Dich jedenfalls nicht«, sagte er. »Und jetzt komm wieder ins Bett.«
    Montreal war wunderschön, eine Stadt mit eleganten, neuen Gebäuden, breiten Straßen, hübschen Plätzen und Parks. Beth und die Männer liebten es besonders, in den Mount Royal zu gehen, den Park, der auf einem Berg lag und von dem aus man einen wunderbaren Blick über die Stadt und den belebten Hafen hatte.
    Sie bestaunten die Victoria Bridge, die über den St. Lawrence gebaut worden war und die die Leute das achte Weltwunder nannten, und bewunderten das New York Life-Gebäude, wo ein Fahrstuhl einen in den achten Stock fuhr.
    Es gab die Golden Mile mit riesigen und wunderschönen Herrenhäusern, in denen die Reichen lebten. Das Windsor Hotel war das größte Hotel, das Beth, Sam und Jack jemals gesehen hatten, und die Geschäfte auf der St. Catherine’s Street waren genauso schick wie die besten in New York.
    Als der September zu Ende ging und die Blätter an den Bäumen sich feuerrot, rostbraun, golden und braun verfärbten, wurde alles noch schöner. Aber wie hübsch Montreal auch sein mochte, sie spürten, dass sie hier niemals Erfolg haben würden. Es gab jede Menge Saloons, Varietés und Tanzlokale, aber Montreal war keine weltoffene Stadt: Die Mehrheit der Einwohner war bieder, nüchtern und fleißig.
    Sam und Jack fanden beide schon wenige Tage nach ihrer Ankunft Arbeit als Barkeeper, aber obwohl sie versuchten, ihre jeweiligen Arbeitgeber davon zu überzeugen, Beth eine Chance zu geben, ihre Gäste zu verzaubern, weigerten diese sich. Obwohl niemand es tatsächlich aussprach, war klar, dass sie eine junge Frau, die bereit war, einen Saloon zu betreten, für eine Hure hielten.
    Beth klapperte alle Geschäfte ab und hoffte, in einem davon arbeiten zu können. Doch offenbar wurden nur männliche Verkäufer eingestellt. Wenn sie eine Frau in einem Geschäft, Restaurant oder Café arbeiten sah, dann war sie immer mit dem Besitzer verwandt.
    Für Theo war es nahezu unmöglich, irgendjemanden auch nur dazu zu bringen, zuzugeben, dass in der Stadt gespielt wurde, ganz zu schweigen davon, dass er zu einem dieser Spiele eingeladen worden wäre. Zum ersten Mal in seinem Leben schien sein Auftreten als englischer Gentleman ein Hindernis für ihn zu sein. In Montreal wurden offenbar die Franzosen gerne als die Aristokraten wahrgenommen, und diese blickten auf ihn herab. Und die gewöhnlichen Arbeiter, fast alles Engländer und Schotten der ersten oder zweiten Generation, misstrauten ihm ebenfalls.
    Er besaß noch fast den ganzen Gewinn vom letzten Pokerspiel, aber er wollte ihn nicht für Unterkunft und Lebensmittel ausgeben. Er sagte, er brauche das Geld als Einsatz, wenn er irgendwann doch an einem Pokerspiel teilnehmen konnte. Jack und Sam waren zuerst damit einverstanden gewesen, denn sie wollten beide wieder in Spielerkreisen arbeiten und brauchten Theo, um sie dort reinzubringen. Aber als die Wochen vergingen und sie für wenig Lohn hart arbeiten mussten, fingen sie an, sich darüber zu ärgern, dass Theo seine Tage damit verbrachte, in eleganten Läden wie der Cocktailbar des Windsor Hotels herumzusitzen, während sie ihn und Beth ernährten.
    Sie zogen vom Hotel in eine Pension, dann weiter in eine Drei-Zimmer-Wohnung, aber selbst die war zu teuer und erinnerte Beth an die Schwierigkeiten, mit denen Sam und sie zu Anfang in New York zu kämpfen hatten. Genauso wie sie damals mit einem Zimmer in einer Wohnung in der Lower East Side zufrieden sein mussten, blieb ihnen jetzt keine Alternative, als ihre Ansprüche herunterzuschrauben und sich eine Unterkunft in Point St. Charles zu suchen.
    Griffintown oder der Sumpf, wie Point St. Charles oft genannt wurde, war ein Slumviertel im Westen der Stadt, zwischen dem St. Lawrence und den Gleisen der Canadian Pacific Railway. Es hatte rein gar nichts von der Schönheit der restlichen Stadt, die auf einem Hügel lag und deren Skyline Kirchtürme zierten. Unten im Sumpf standen Fabriken und Schwerindustrieanlagen, und es gab hohe Schornsteine, aus denen Tag und Nacht schwarzer Rauch quoll.
    Es gab keine fünfstöckigen Mietskasernen, wie sie es aus New York gewohnt waren,

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