Echo gluecklicher Tage - Roman
beruhigen. Ich sagte sogar, dass sie den Gewinn behalten könnten, falls wir tatsächlich irgendeine Karte in Theos Ärmel fänden. Aber Sheldon schrie und fluchte und wurde immer wütender.
Und dann stand Sam plötzlich hinter Sheldon und wand ihm das Messer aus der Hand. Ich rannte um den Tisch, um ihm zu Hilfe zu kommen, Theo war plötzlich frei, und das Messer fiel auf den Boden. Aber dann mischte Lively sich ein. Er verpasste mir einen Kinnhaken, und Sam muss das Messer gleichzeitig vom Boden aufgehoben haben, weil er mit dem Messer in der Hand dastand, als ich Lively zurückschlug, so als würde er gar nicht wissen, was er damit machen sollte. Doch Sheldon sprang ihn an, um es sich zurückzuholen. Und da hat Sam ihn erwischt.«
Beth versuchte, Sam dazu zu bewegen, ihr seine Version der Geschehnisse zu erzählen. Obwohl er es nicht so klar schildern konnte wie Jack, sagte er im Grunde das Gleiche, abgesehen davon, dass er darauf bestand, nicht zugestochen zu haben. Er meinte, der Mann sei ihm ins Messer gelaufen.
Theos knapper Kommentar war, dass es keine Rolle spiele, wie das Messer in den Bauch des Mannes gekommen war. Schließlich habe Sheldon ihn umbringen wollen, und Sam habe ihn aufgehalten.
Aber für Beth spielte es eine Rolle. Es war etwas völlig anderes, ob jemand in ein Messer lief oder ob es ihm jemand in den Körper rammte. Und für sie war es Theo gewesen, der mit dem durch ihn provozierten Ärger ihren Bruder von einem friedliebenden Kartengeber in einen Killer verwandelt hatte.
Lively war sofort weggelaufen, als er sah, dass Sheldon heftig blutete. Jack sagte, er sei davon ausgegangen, dass er einen Arzt holen wollte, aber Theo erklärte, dass Lively nur seine eigene Haut habe retten wollen.
Jack versuchte, mit seinem Hemd Sheldons Blutung zu stillen, aber der Mann starb, noch während er das tat. Also nahmen sie das Geld und die Karten vom Tisch und gingen und ließen Sheldon mit dem Messer im Bauch liegen.
Beth wünschte, sie könnte es so sehen wie Jack und Theo, nämlich dass Sheldon ein brutaler Kerl gewesen war, der sein ganzes Leben lang die Schwachen und Schutzlosen ausgenutzt und endlich bekommen hatte, was er verdiente. Aber er musste eine Frau und vielleicht Kinder gehabt haben, die ihn liebten.
Doch abgesehen von dem Verbrechen und der Tatsache, dass die drei Männer, die sie liebte, fliehen mussten, war Beth wütend darüber, dass das gute Leben, das sie in Philadelphia geführt hatte, vorbei war.
Sie war dort so glücklich gewesen. Die Leute bewunderten ihr Geigenspiel und mochten sie als Person. Sie hatte gutes Geld verdient, hatte sich neue Kleider leisten und Molly Geschenke kaufen und schicken können und sogar noch Geld gespart. Das Leben war lustig gewesen, sie hatte wirklich das Gefühl gehabt weiterzukommen, aber jetzt würde sie noch mal ganz von vorne anfangen müssen, ohne die Unterstützung und Zuneigung von Frank Jasper und Pearl.
Es würde sich herumsprechen, dass Theo ein Falschspieler war, und Frank würde sich vielleicht fragen, wie oft er bei seinen Spielen betrogen hatte, und vielleicht sogar, ob Theo aus demselben Grund nach Philadelphia gekommen war.
Er würde sich ganz sicher fragen, ob er ihnen hätte trauen sollen, und es bereuen, sie bei Pearl untergebracht zu haben. Und was Pearl anging, wusste Beth, dass sie sehr enttäuscht sein würde, weil sie alle ohne eine Erklärung einfach verschwunden waren.
Theo war sich absolut sicher, dass die beiden keine Informationen über sie an die Polizei weitergeben würden, und er hatte vermutlich recht, weil das der Kodex war, nach dem sie lebten. Aber Beth hatte eine enge Beziehung zu Pearl aufgebaut, enger als die zu ihrer Mutter, und sie hatte das Gefühl, sie im Stich gelassen zu haben.
Als Beth sich im Dunkeln auf den Stuhl am Fenster setzte, hasste sie Theo zum ersten Mal, seit sie mit ihm zusammen war.
Er hatte sie so oft verletzt, indem er sie allein ließ und dann ein oder zwei Wochen später ohne eine Erklärung wieder auftauchte. Sie wusste, dass er sich auf Partys und Soirées bei den wohlhabendsten und einflussreichsten Leuten der Stadt einschlich, und nur ein Narr hätte geglaubt, dass er sie nicht für eine wunderschöne Erbin verlassen würde.
Aber mit seinem unwiderstehlichen Charme schaffte er es immer wieder, ihre Tränen in ein Lachen zu verwandeln und ihre traurige Stimmung in eine fröhliche. Er gab ihr das Gefühl, dass sie die schönste, talentierteste Frau auf der Welt war, und
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