Echo gluecklicher Tage - Roman
herumrollte und sich vorsichtig auf den Knien aufrichtete, sah sie, dass sie auf eine Eisfläche getreten war. Jemand musste dort Wasser ausgeschüttet haben, das nun hart gefroren war.
Sie nahm an, dass sie später einen großen blauen Fleck bekommen würde, aber zum Glück schien mit ihren Beinen und ihren Knöcheln alles in Ordnung zu sein.
Erst als sie in der Baracke war, neue Kohlen in den Ofen füllte, der die ganze Nacht über gebrannt hatte, Wasser aufsetzte und das Gas anzündete, um mit dem Kochen anzufangen, merkte sie, dass sie sich ein bisschen benommen fühlte. Aber ihr blieb keine Zeit, länger darüber nachzudenken, denn die Männer würden gleich aufstehen.
Das Frühstück war immer schwieriger als das Abendessen, denn das konnte sie den ganzen Tag lang vorbereiten. Am Morgen blieb ihr weniger als eine Stunde, um achtzig Spiegeleier, Speck und Würstchen in riesigen Pfannen zu braten, sechs große Laibe Brot aufzuschneiden und mehrere Kannen Kaffee und Tee zu kochen.
Die Baracke hatte einen riesigen Gemeinschaftsraum, wo die Männer aßen und sich entspannten. Ihre Schlaf- und Waschräume lagen an der Rückseite. An den Wänden war rauer, ungestrichener Putz, und der Boden bestand aus nacktem Beton. Es gab lange, wackelige Bohlentische, verschrammte Holzbänke und eine Theke, die den Raum von der Küche abtrennte. Eine Pinnwand und Fächer für jeden der Männer bedeckten eine Wand; an der zweiten waren Haken angebracht, denn da der Herd Tag und Nacht an war, konnten nasse Mäntel und Stiefel bis zum Morgen trocknen.
Die andere Wand war von künstlerisch begabten Bewohnern bemalt worden. Es gab Bilder von Bären und Elchen, Karikaturen von einigen der Männer und viele kurvige, halbnackte Frauen, die Beth rot werden ließen.
Als sie das erste Mal in einen der Schlafräume gegangen war, um den Boden zu fegen, war sie entsetzt vor dem Gestank nach Schweiß und Füßen zurückgewichen. Aber wahrscheinlich konnte es gar nicht anders sein, wenn so viele Männer auf so engem, schlecht belüftetem Raum zusammen schliefen. Außerdem arbeiteten sie lange und konnten nur ungefähr einmal im Monat ins Badehaus gehen, das etwas weiter die Straße herunter lag. Doch die meisten bewahrten ihre Habseligkeiten und Sachen zum Umziehen ordentlich in einer Kiste oder einem Seesack unter ihren Kojen auf. Als Nomaden zogen sie überall hin, wo es Arbeit gab. Es waren harte Männer, frei von Frauen oder Kindern, denen weder Kälte noch Hitze etwas ausmachten und meistens nicht einmal Verletzungen. Sie schienen nur ein paar Kumpels, etwas zu trinken und zu essen zu brauchen, um zufrieden zu sein.
Als die erste Gruppe von Männern mit zerzausten Haaren, gähnend und hustend hereinkam, hatte Beth die Teller, Tabletts mit Essen und das Brot auf der Serviertheke stehen und war bereit, alles auszuteilen. Der Kaffee und der Tee standen wie immer am Ende der Theke, wo sie sich selbst bedienen konnten.
Die meisten knurrten eine Begrüßung, denn sie waren nur halb wach, aber als der große Amerikaner, den die Männer Tex nannten, sich von ihr etwas auf den Teller füllen ließ, sah er sie scharf an und runzelte die Stirn.
»Geht es dir gut, Schätzchen?«, fragte er. »Du siehst heute schrecklich blass aus.«
»Ich bin auf dem Weg hierher auf Glatteis ausgerutscht«, sagte sie mit einem schwachen Lächeln. »Es ist zum Glück nichts gebrochen, aber ich bin noch ein bisschen benommen.«
»Dann lass es für den Rest des Tages ruhig angehen«, erwiderte er. »Wir wollen doch so ein hübsches kleines Ding wie dich nicht verlieren!«
Um zehn Uhr hatte Beth die meisten ihrer Aufgaben erledigt. Normalerweise machte sie jetzt eine Pause, trank eine Tasse Tee, aß ein Schinkensandwich und las die Zeitung, bevor sie mit den Vorbereitungen für das Abendessen begann. Aber heute Abend gab es Stew, und da das Fleisch, das der Fleischer schickte, in der Regel sehr zäh war, ließ sie es gerne schon früh vor sich hin köcheln.
Als sie die großen, schweren Stewtöpfe aus dem Regal unter der Theke herausholte, spürte sie ein scharfes Ziehen im Bauch. Sie stellte die Töpfe auf den Herd, aber da packte sie erneut der Schmerz.
Sie setzte sich auf einen Stuhl und sagte sich, dass es nur ein Krampf war oder dass sie beim Tragen der Stewtöpfe eine falsche Bewegung gemacht haben musste. Aber dann passierte es zum dritten Mal, und instinktiv legte sie die Hand auf den Bauch, genauso, wie sie es bei ihrer Mutter gesehen hatte, als sie
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