Echo gluecklicher Tage - Roman
Kiefernwälder, wilde Wasserfälle und Prärien, die sich fast endlos ausdehnten. Sie konnte kaum glauben, dass ihre Welt früher auf die Church Street in Liverpool beschränkt und dass ein Park ihre Vorstellung von einem offenen Platz gewesen war.
Der Grund, warum sie heute so ein langes Gesicht machte, war einfach nur Müdigkeit. Sie war ihr Nomadenleben leid, war es leid, sich einer neuen Stadt zu nähern und die aufgeregte Vorfreude der Männer zu sehen, nur um ein paar Tage später enttäuscht weiterzuziehen. Sie konnte keinen Enthusiasmus für Vancouver mehr aufbringen, denn sie war sicher, dass es dort nicht anders sein würde als an den übrigen Orten.
Theo war überzeugt davon, dass hier alle seine Träume wahr werden würden. Er stand mit Jack auf der Aussichtsplattform am Ende des Waggons, und Beth bezweifelte nicht, dass sie mal wieder über ihren Traum-Spielsalon sprachen.
Sie wusste, dass Jack und Theo sich nach ihrer Fehlgeburt geprügelt hatten, denn sie hatte den Bluterguss auf Theos Wange gesehen. Doch welche Animositäten auch dazu geführt hatten, inzwischen waren sie die besten Freunde, und Jack hatte sich auf dieser Reise als sehr wertvoll erwiesen. Wenn es um harte körperliche Arbeit ging, dann konnte ihm niemand das Wasser reichen, denn er war sehr stark und geschickt. Er sprang für Theo und Sam ein, wenn sie nicht mehr konnten, und seine beeindruckende Erscheinung hielt potenzielle Unruhestifter davon ab, sich mit ihnen anzulegen.
Alle drei waren jetzt muskulöser und fitter und auch attraktiv mit ihren sonnengebräunten Gesichtern. Selbst wenn Beth ihre jungenhafte Vorfreude auf Vancouver nicht teilte, war sie doch froh, bei ihnen zu sein.
»Das genügt doch, oder?« Jack sah nervös aus, als er Beth in die Zimmer führte, die er für sie in Gas Town gefunden hatte.
Sie waren früh am Morgen in Vancouver angekommen, deshalb hatten sie im Warteraum des Bahnhofs gedöst, bis es hell wurde. Jack war alleine losgegangen, während sie frühstückten, und eine Stunde später mit der Nachricht zurückgekehrt, dass er diese Unterkunft gemietet hatte, nur ein paar Straßen vom Bahnhof entfernt.
»Ja, es genügt, Jack«, erwiderte Beth, zu müde, um noch daran interessiert zu sein, wie es hier aussah. Es gab zwei Zimmer, fleckige Matratzen auf den Betten, einen Stuhl mit nur drei Beinen, einen Gasherd und ein Waschbecken in der Ecke des hinteren Zimmers, von dem aus man auf die Docks blickte. Aber sie hatten schon an viel schlimmeren Orten gehaust.
»Es war die beste Unterkunft von denen, die ich mir angesehen habe«, erklärte Jack angespannt. »Vielleicht finden wir woanders etwas Besseres, aber man hat mir gesagt, dass in Gas Town die ganzen Saloons und Spielsalons liegen, und es scheint genau unser Viertel zu sein. Ich wette, hier haben sie nichts gegen hübsche Geigenspielerinnen.«
Beth war gerührt, dass er an sie gedacht hatte, und lächelte müde. »Das hast du gut gemacht, Jack. Aber du machst es ja immer gut, egal, was du tust.«
In diesem Moment kamen Theo und Sam die Treppe hinauf. Theo rümpfte die Nase, und Sam grinste angespannt. »Warum kriegen wir eigentlich immer nur so trostlose Zimmer? Man würde doch denken, dass wir irgendwann mal über eine anständige Wohnung stolpern«, sagte er.
Beth fühlte sich verpflichtet, die Männer aufzumuntern. »Zumindest ist es ein ziemlich neues Haus. Ich habe gesehen, dass sie sogar innen liegende Toiletten und ein Badezimmer haben, als wir die Treppe raufkamen. Ich kann die Zimmer für uns herrichten, es wird uns hier gut gehen.«
»Wenn du glücklich bist, dann werden wir es alle sein«, sagte Theo. Er ging hinüber zum Fenster und sah hinaus. »Wir haben hier einen guten Blick auf die Schiffe, und wenn wir feststellen, dass Gas Town nicht nach unserem Geschmack ist, dann können wir mit einem davon irgendwohin fahren.«
»Solange es nicht nach Norden geht«, entgegnete Beth, während sie ihre Reisetasche öffnete, um auszupacken. »Ich habe genug von Kälte und Schnee.«
Als Beth später aufwachte, hörte sie von irgendwoher in der Nähe Banjomusik. Sie war schnell und leidenschaftlich und erinnerte sie an einen schwarzen Banjospieler, der in Philadelphia auf den Straßen gespielt hatte. Das schien ein sehr gutes Omen zu sein.
Sie hatten sich alle vier vollständig angezogen auf die nackten Matratzen gelegt und geschlafen, aber das musste schon Stunden her sein, denn sie konnte an der tief stehenden Sonne erkennen, dass jetzt
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