Echo gluecklicher Tage - Roman
»Gott weiß, ich möchte Theo auch zu Brei schlagen, weil er Beth so vernachlässigt hat, aber sie wird sehr verzweifelt über ihre Fehlgeburt sein, und wenn sie nach Hause kommt und feststellt, dass Theo auch nicht mehr da ist, dann wird sie sich davon nie erholen.«
»Ich würde Beth nicht verlassen, selbst wenn ihr beide mich zu Brei schlagt«, erklärte Theo entrüstet. »Ihr tut so, als wäre ich für diese Sache verantwortlich. Wie kann ich das? Ich wusste es nicht. Würdet ihr euch jetzt bitte setzen und mir erklären, was passiert ist, und mir um Himmels willen sagen, wie es ihr geht? Ich liebe sie, das wisst ihr doch sicher?«
Nach dieser unerwarteten Liebeserklärung schwand Jacks Wut. »Warum lässt du sie dann die ganze Zeit allein?«, fragte er niedergeschlagen. »Hättest du sie deinen neuen Freunden nicht vorstellen können? Sie ist eine echte Lady, sie hätte dich nicht in Verlegenheit gebracht.«
Theo seufzte. Er ließ sich auf einen Stuhl sinken und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich habe versucht, etwas für uns alle zu erreichen. Wenn ich gewusst hätte, dass ich Vater werde ...« Er brach plötzlich ab, überwältigt von seinen Gefühlen, und vergrub das Gesicht in den Händen.
»Herrgott noch mal, nun sagt mir schon, wie es ihr geht«, sagte er einige Augenblicke später mit erstickter Stimme. »So viel darf ich doch zumindest wissen?«
Theo stand an der Stationstür und beobachtete Beth durch die kleine Glasscheibe. Sie lag auf der Seite im Bett, den Arm über das Gesicht gelegt, und er wusste, dass sie weinte. Er wappnete sich, um ins Zimmer zu treten, und hoffte, dass er die richtigen Worte finden würde, um sie zu trösten, wenn er sie in die Arme nahm.
Sein Gesicht schmerzte noch von dem Schlag, den Jack ihm vor ein paar Stunden verpasst hatte, aber noch schlimmer schmerzte sein Herz. Er konnte nicht behaupten, jemals darüber nachgedacht zu haben, wie es sein würde, ein Kind zu haben, doch er war unendlich traurig, dass er, ohne es zu wissen, ein Baby mit Beth gezeugt hatte und dass es nun nicht mehr da war.
Er schob die Tür auf, holte tief Luft und ging hinein. Beth hob den Arm von ihrem Gesicht, und er sah, dass ihre Augen rot und geschwollen waren.
»Du armes Ding«, sagte er leise. »Es tut mir so leid, dass ich gestern nicht hier war.«
Sie sah ihn so trostlos an, dass er es kaum ertrug. »Du hättest es mir sagen sollen«, fuhr er fort und nahm sie in die Arme. »Ich liebe dich, Beth, ich weiß, dass ich dir das nicht immer zeige, aber du hättest mir das nicht verheimlichen dürfen.«
»Sie sagen, dass ich fast gestorben wäre«, schluchzte sie an seiner Brust. »Ich wünschte, ich wäre gestorben, Theo. Was hat mein Leben für einen Sinn, wenn ich niemals ein Kind haben werde, das ich lieben kann?«
»Wir wissen nicht, ob das wirklich stimmt«, erwiderte Theo, und Tränen liefen auch über seine Wangen. »Wir gehen zu einem anderen Arzt, wir sorgen dafür, dass wieder alles in Ordnung kommt.«
»Es gibt Dinge, die man nicht mehr in Ordnung bringen kann«, sagte sie mit undeutlicher Stimme an seiner Brust.
Theo wusste instinktiv, dass sie das Gefühl hatte, bestraft worden zu sein, weil sie mit einem Mann geschlafen hatte, mit dem sie nicht verheiratet war. »Das glaube ich nicht«, sagte er. »Ich werde mich um dich kümmern, und wenn es dir wieder gut geht, dann sieht alles anders aus, du wirst schon sehen. Wir werden eines Tages heiraten, und dann fahren wir nach England und besuchen Molly. Selbst wenn wir kein weiteres Kind mehr haben können, haben wir immer noch uns.«
Sie weinte einfach nur an seiner Brust, und er fühlte sich hilflos, weil er ihren Schmerz nicht lindern konnte. Was sollte er sagen? Er hatte sich nie danach gesehnt, ein Kind zu haben, er bezweifelte, dass das irgendein Mann tat. Er konnte Beths Trauer und ihre Enttäuschung verstehen, aber er konnte nicht behaupten, dass er wusste, was sie empfand.
»Es tut mir so leid«, flüsterte er. »Es tut mir leid, dass ich mich nicht besser um dich gekümmert habe. Es tut mir leid, dass ich dir nicht oft genug gesagt habe, dass ich dich liebe. Und es tut mir so unendlich leid, dass wir unser Baby verloren haben. Aber gib nicht auf, Beth. Jetzt sieht vielleicht alles trostlos aus, aber es wird wieder besser. Das zumindest verspreche ich dir.«
24
J UNI 1897
»Hör jetzt endlich auf damit, Schwesterchen, ich bin es so leid, dein trauriges Gesicht zu sehen!«
Beth wurde rot vor Scham, denn
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