Echo gluecklicher Tage - Roman
herumhüpften, nicht die beiden Huren, die ihn von der Ecke aus musterten oder das Glas Whiskey in seiner Hand. Er hatte diesen seligen Ausdruck auf Beths Gesicht erst ein paar Stunden zuvor gesehen, als sie sich geliebt hatten. Vielleicht hätte er eifersüchtig darauf sein sollen, dass die Musik ihr so viel bedeutete, aber das war er nicht. Er fühlte sich nur größer und mächtiger als die anderen Männer im Saloon, weil sie ihm gehörte.
Während der zwanzig Minuten, die sie inzwischen spielte, drängten immer mehr Leute, die draußen vorbeikamen, durch die Tür, bis der Saloon bis auf den letzten Platz gefüllt war.
»Sie werden es niemals schaffen, die alle zu bedienen«, sagte Jack und stieß Sam an. »Wir sollten hingehen und sie fragen, ob sie Hilfe brauchen.«
Und wieder einmal staunte Theo über Beths großartiges Timing, denn als die beiden die Bar erreichten und ihre Dienste anboten, beendete sie ihre Nummer.
»Ich muss jetzt eine Pause machen«, rief sie. »Holt euch was zu trinken, ich komme bald zurück.«
An jenem ersten Abend lagen über dreißig Dollar im Hut, und Oris Beeking, der Wirt des Globe, war hocherfreut und wollte, dass Beth vier Abende in der Woche bei ihm auftrat. Außerdem stellte er auch Sam und Jack als Barkeeper ein.
Vancouver war in jeder Hinsicht ideal für sie. Die Leute waren nicht so bieder wie überall sonst in Kanada, denn es war auf vielerlei Arten noch immer eine Grenzstadt. Es tat gut, im warmen Sonnenschein an der Küste entlangzulaufen, mit den Fischern und Matrosen zu reden und das Gefühl zu haben, hierher zu gehören. Sam und Jack fanden zwei freche Saloon-Mädchen, die ihnen gefielen. Theo konnte bei einigen Pokerspielen mitmachen, und an Sonntagabenden, wenn sie alle zusammen zu Hause waren, planten sie ihren Saloon, einen Ort, an dem es Pokerrunden, Musik und tanzende Mädchen geben sollte.
Nach der Unsicherheit und den Unbequemlichkeiten, die sie auf der Reise erfahren hatten, waren alle vier glücklich, sich wieder niederzulassen. Sie redeten nicht mehr davon weiterzuziehen, nur davon, sich eine größere Wohnung zu suchen.
Am 16. Juli ging Beth zur Post, um einen Brief an Molly und die Langworthys aufzugeben. Sie hatte Briefe aus fast jeder Stadt geschickt, durch die sie gekommen waren, und jetzt wollte sie ihnen unbedingt die neue Adresse mitteilen, an die sie zurückschreiben konnten.
Vor der Post stand eine große Gruppe von Männern, und Beths erster Gedanke war, dass sie gleich anfangen würden, sich zu prügeln, denn sie liefen auf und ab und riefen und winkten mit den Armen. Aber als sie näher kam, sah sie, dass es nicht Wut war, die sie antrieb, sondern Aufregung. Zwei Männer waren Hafenarbeiter, die sie aus dem Globe kannte, und sie nahm an, dass die anderen gerade mit dem Schiff angekommen waren.
»Was ist denn hier los?«, fragte sie, als einer der Männer, die sie kannte, ihr lächelnd zuwinkte.
»Gold«, rief er mit strahlenden Augen. »Sie haben in Alaska Gold gefunden. Tonnen davon. Wir wollen mit dem nächsten Schiff hinfahren.«
Beth lachte. Sie war überzeugt davon, dass das nicht stimmen konnte. Soweit sie wusste, lag Alaska das ganze Jahr über unter einer dicken Schneeschicht, und die einzigen Leute, die dorthin gingen, waren Pelzjäger.
Sie gab den Brief auf, kaufte Brot, Fleisch und Gemüse, dann ging sie zurück nach Hause. Aber als sie an einem Zeitungsstand vorbeikam, sah sie die Schlagzeile »Tonnen von Gold« auf der Titelseite der Zeitung und ein Bild von einem Schiff, das in San Francisco vor Anker lag und auf dem sich diese Tonnen von Gold angeblich befanden.
Sie kaufte die Zeitung und las, dass im August des vergangenen Jahres ein Mann namens George Carmack mit seinen beiden Schwägern Tagish Charlie und Skookum Jim am Rabbit Creek, einem der sechs Zuflüsse des Klondike River im Yukon Valley, Gold gefunden hatte. Carmack fand Gold zwischen den Gesteinsschichten »wie Käse in einem Sandwich«.
Seitdem, so hieß es, waren Goldgräber in der Gegend ausgeschwärmt, hatten Claims abgesteckt und über Nacht ein Vermögen gemacht, aber erst jetzt war die Nachricht davon nach draußen gedrungen, denn wenn der Winter in Yukon Einzug hielt, konnte niemand mehr dieses Gebiet verlassen.
Beths Interesse hielt sich in Grenzen, aber während sie im Gehen weiterlas, hörte sie plötzlich die Worte »Klondike« und »Gold« von allen Seiten.
Die Männer waren gerade erst aufgestanden, als sie zurückkam, aber als sie ihnen
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