Echo gluecklicher Tage - Roman
Alkoven neben dem Herd gestellt hatte. Auf der Kiste und darin bewahrte sie das Besteck, die Teller und Töpfe und die Lebensmittel auf.
Ihre Fähigkeit, ein Haus in ein Heim zu verwandeln, erstaunte Jack immer wieder. Sie hatte eine bunte Tagesdecke über das Bett gelegt und Kissen für die beiden Holzsessel genäht. Die meisten Leute hier lebten im Dreck, kämpften gegen Armut und Elend, aber Beth hielt das Haus makellos sauber und fügte immer irgendwo etwas hinzu, um es heimeliger zu machen.
Von dem Geld, das sie in der Baracke verdiente, hatte sie einen kleinen Tisch gekauft, und an Sonntagen, wenn sie alle zu Hause waren, aßen sie – auf Kisten sitzend – daran. Sie hatte die Spalten in den Fensterrahmen mit Zeitungen ausgestopft, damit es nicht mehr so zog, und die Flecken an den Wänden mit Theaterpostern und Bildern bedeckt, die sie aus Zeitschriften ausschnitt. Wenn sie sonntags am Ofen saßen, ein leckeres Essen vor sich, dann konnten sie die bittere Kälte und das Elend vor der Tür für ein paar Stunden vergessen und eine richtige Familie sein.
Seit seiner ersten Begegnung mit Theo hatten sich Jacks Gefühle ihm gegenüber gewandelt. Er war nicht länger eifersüchtig auf ihn, weil er ihm Beth weggenommen hatte, und auch nicht mehr wütend darüber, dass er behauptet hatte, für ihre Rettung aus dem Keller verantwortlich zu sein. Von ihrem Umzug nach Philadelphia an mochte er ihn sogar.
Denn trotz Theos elegantem Auftreten, seiner schicken Sachen, dem feinen Akzent und seiner adligen Herkunft war er kein Snob. Für ihn gab es nur zwei Arten von Menschen: die, die er mochte, und die, die er nicht mochte. Was sie hatten oder woher sie kamen, spielte für ihn keine Rolle.
Als Jack die alte Feindseligkeit überwunden hatte, stellte er fest, dass Theo großzügig und freundlich war und ein lustiger Reisegefährte – und er war intelligent, den anderen immer einen Schritt voraus.
Jack war nicht entsetzt darüber gewesen, dass Theo beim Kartenspielen betrog. Er hätte das vermutlich auch getan, wenn es um so viel Geld gegangen wäre. Er hätte jedoch erwartet, dass Theo weglaufen und ihn und Sam im Stich lassen würde, als Sheldon starb.
Aber das hatte er nicht getan. Er hatte ihre Flucht nach Kanada organisiert und ihre Fahrkarten bezahlt, und seit dieser Bewährungsprobe vertraute Jack ihm blind.
Doch als er Theo hereinkommen hörte und ihm wieder einfiel, wo Beth war, sah Jack rot. Er sprang aus dem Bett und rannte nur mit seiner langen Unterhose bekleidet in das angrenzende Zimmer.
Theo, der noch seinen Hut und den eleganten Mantel trug, hatte eine Kerze angezündet. Er hielt sie in der Hand und sah erstaunt aus, weil Beth nicht da war.
»Wo ist sie?«, fragte er.
»Im Krankenhaus, du Schwein«, knurrte Jack. »Sie hat ihr Baby verloren, und du gehörst aufgeknüpft dafür, dass du nicht bei ihr warst, und dafür, dass du sie an diesem Ort hast arbeiten lassen.«
»Sie war schwanger?«, keuchte Theo, und sein Gesicht wurde plötzlich weiß. »Das wusste ich nicht!«
»Du hast ihr ja keine Chance gelassen, es dir zu erzählen, weil du nie da bist!«, schrie Jack. »Du stolzierst hier rein und raus, isst das Essen, das sie dir kocht, ziehst die Hemden an, die sie dir wäscht, und behandelst sie wie ein Dienstmädchen!«
Theo stellte die Kerze ab und warf seinen Hut aufs Bett. »O Gott«, rief er. »Sie hat unser Baby verloren? Bitte, Jack, setz dich und erzähl mir, was passiert ist und wie es ihr geht.«
Jack konnte erkennen, wie schockiert und entsetzt Theo war, aber das besänftigte ihn nicht. Er ballte die Hand zur Faust und versetzte Theo einen Haken, der ihn mitten aufs Kinn traf und zurücktaumeln ließ.
»Ich würde dir ohne schlechtes Gewissen die Seele aus dem Leib prügeln«, zischte Jack. »Aber ich will dieses Zimmer nicht ruinieren, das Beth versucht hat gemütlich zu machen. Ist dir das je aufgefallen? Hast du gesehen, wie rau ihre Hände geworden sind? Sie war jemand in Philadelphia, sie trug hübsche Kleider, und sie war glücklich dort, aber das hast du ihr alles weggenommen.«
»Ich nehme an, du hattest einen besseren Plan?«, sagte Theo mit einem sarkastischen Unterton. »Einen, den du nur nie erwähnt hast, hm?«
»Du arrogantes Schwein«, schrie Jack ihn an und wollte ihn gerade erneut schlagen, als Sam ins Zimmer gerannt kam und seinen Arm festhielt.
»Von einer Prügelei wird es auch nicht besser«, sagte er wütend und stellte sich zwischen seine beiden Freunde.
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