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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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alles, was wir bis jetzt erlebt haben. Wir sind Städter, und wenn wir uns nicht vorbereiten, könnten wir auf dem Weg erfrieren oder verhungern.«
    »Die Leute, die wir unterwegs treffen, werden uns doch helfen, oder nicht?«, fragte Sam mit einem Zittern in der Stimme.
    »Wir können auf nichts und niemanden zählen«, erklärte Jack fest. »Ihr habt den Wahnsinn gestern Abend gesehen. In einer Woche, wenn die Nachricht sich weiter herumgesprochen hat, wird es noch verrückter werden, die Leute werden von überall her dorthinfahren. Wir müssen uns schnell einen Platz auf einem Dampfer nach Skagway sichern – ich meine, wenn ihr wirklich fahren wollt.«
    »Möchtest du hinfahren, Jack?«, fragte Beth. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen, aber ob es Angst oder Aufregung war, konnte sie nicht sagen.
    »Ja, das möchte ich, mehr als alles andere«, sagte er und grinste sie an. »Es ist eine einmalige Gelegenheit, und ich möchte meine nicht verstreichen lassen.«

25
    Jack hatte recht. Innerhalb einer Woche herrschte das totale Chaos in Gas Town. Der Klondike-Goldrausch hatte begonnen.
    Zeitungen auf der ganzen Welt hatten die Nachricht von dem Gold verbreitet, und jeder Zug, der in Vancouver ankam, brachte Hunderte weitere Leute, die unbedingt nach Yukon wollten. Sie strömten nach Gas Town und verursachten Chaos, weil sie hektisch Ausrüstung, Proviant und Fahrscheine für jedes verfügbare Schiff kauften, das sie nach Skagway bringen würde. Doch in Vancouver ging es angeblich sehr viel weniger hektisch zu als in Seattle, und es fuhren auch vollbesetzte Schiffe von Victoria, Portland und San Francisco ab.
    Beth und die anderen waren erstaunt darüber, wie schnell die Ladenbesitzer in Vancouver Ausrüstungsgegenstände und Lebensmittel für die Goldsucher heranschafften. Riesige Banner über den Läden in der Cordova Street verkündeten, dass sie die »Klondike-Ausrüster« waren. Schlittenhunde wurden zu maßlos überteuerten Preisen angeboten, Broschüren, in denen aufgelistet war, was man für die Fahrt brauchte, wurden gedruckt und verkauft, bevor die Tinte trocken war. Goldfieber war offenbar hochansteckend: Bankangestellte kündigten ihre sicheren Jobs; Straßenbahnfahrer ließen ihre Wagen stehen; Polizisten, Verkäufer und Reporter verließen ihre Arbeitsplätze; einige Farmer brachen sogar auf, bevor die Ernte eingebracht war.
    Es gab kein anderes Gesprächsthema. Auf einmal schien niemand mehr krank zu sein, Babys zu bekommen, zu heiraten oder zu sterben. Ob alt oder jung, reich oder arm, egal, welche Nationalität, jeder wollte an der Goldsuche teilnehmen.
    Die Reichen konnten Yukon recht bequem auf einem Dampfer nach St. Michael an der Beringsee erreichen und dann über den Yukon River zu den Goldfeldern fahren, aber diese Strecke war weiter als die über Land von Skagway aus. Edmonton wurde als rein kanadische Route für die Patrioten beworben, aber Jack, der die Landkarten genau studiert hatte, hielt diese Strecke für unmöglich, weil man dafür zwei Bergketten überwinden musste.
    Es war Jack, der ihnen die Dampferfahrscheine besorgte, und fast sofort hätten sie diese für das Vier- oder Fünffache des ursprünglichen Preises weiterverkaufen können. Es sprach sich herum, dass die North-West Mounted Police niemanden ohne eine Tonne Proviant über die Grenze zwischen Alaska und Kanada ließ, weil sie eine Hungersnot befürchtete.
    Jack und Sam liefen herum und trugen alles zusammen, was sie brauchen würden: Pökelfleisch, Reis, Zucker, Kaffee und eingelegte Eier. Ein Zelt, dicke Mäntel, Hüte mit breiten Krempen, hohe Stiefel, Handschuhe, Brillen zum Schutz vor Schneeblindheit – die Liste war endlos, und sie gaben all das Geld aus, das sie sich in den vergangenen Monaten zusammengespart hatten. Aber der redegewandte Theo fand einen Weg, weiter Geld zu verdienen, indem er sich unter die Neuankömmlinge in der Stadt mischte und sie mit seinem Drei-Karten-Glücksspiel um ihre Ersparnisse erleichterte.
    Während die Tage mit fieberhaften Einkäufen und dem Packen ihrer Vorräte in wasserdichte Wachstuchsäcke vergingen, spielte Beth jeden Abend zu donnerndem Applaus Geige, sodass der Hut sich bis zum Rand mit Geld füllte. Sam und Jack schenkten genügend Drinks aus, um mehrere Dutzend Dampfer schwimmen zu lassen, und Theo pokerte und gewann.
    Endlich, am 15. August, bestiegen sie die Albany , einen altersschwachen Dampfer, der in jeder Hinsicht kaum seetauglich wirkte. Jack hatte ihnen eine

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