Echo gluecklicher Tage - Roman
warten. Ich bringe dich an Land, Beth. Theo und Sam bleiben hier und bewachen unser Gepäck, dann bringen wir es Stück für Stück zu dir an Land.«
»Können wir denn nicht einen Matrosen bezahlen, damit er uns mit den Sachen an Land rudert?«, mischte sich Theo ein.
Beth und Jack grinsten sich amüsiert an. Theo wollte immer jemanden dafür bezahlen, damit er die Dinge für ihn erledigte, die ihm unangenehm waren.
»Die meisten werden ebenfalls von Bord gehen«, sagte Jack. »Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass von jetzt an jeder auf sich allein gestellt ist.«
Erneut erwiesen sich Jacks Informationen als korrekt, denn als sie das Klirren der Ankerkette und das Platschen hörten, als der Anker auf das Wasser traf, war der Strand noch immer mehr als einen Kilometer entfernt.
»Es wird doch wohl nicht erwartet, dass wir an Land schwimmen!«, rief eine übergewichtige ältere Dame entsetzt.
Von ein paar anderen Schiffen waren Schuten heruntergelassen worden, die Leute und Ausrüstung an Land brachten, aber es würde Wochen dauern, wenn alle auf diese Weise von Bord gingen. Die Mannschaft rief bereits, dass gerade Ebbe herrsche und dass die Leute, wenn sie nicht aufpassten und schnell an den Strand gingen, ihre Sachen verlieren oder vielleicht sogar ertrinken würden.
Die verängstigten Pferde und die anderen Tiere wurden kurzerhand ins Meer gestoßen, damit sie an Land schwammen, und die Menschen folgten dem Beispiel und sprangen ins Wasser.
Jack stopfte Beths Mantel, ihre Stiefel und ihren Schal in eine Wachstuchtasche und führte Beth zur Schiffsleiter. Das Wasser war so eisig, dass es ihr für einen Moment den Atem nahm, aber Jack legte seine Arme um ihre Brust und erklärte ihr, dass sie die Tasche hochhalten müsse, damit sie trocken bliebe. Dann schwamm er auf dem Rücken mit ihr die wenigen Meter, bis sie mit den Füßen auf den Boden kam und an Land waten konnte.
»Das fängt ja gut an«, sagte sie mit klappernden Zähnen.
»Die Sonne ist warm, du bist bald wieder trocken«, erwiderte Jack fröhlich. »Du gehst jetzt an den Strand und hältst einen Platz für unsere Sachen frei. Ich schwimme zurück zum Schiff.«
Als Beth auf dem Trockenen war, sah sie sich beklommen um. Skagway war nur eine Ansammlung von Hütten und Zelten im Marschland, das bereits nur noch aus schwarzem Schlamm bestand. Es war von Bergen umgeben, von denen einige noch immer schneebedeckt waren, aber noch abschreckender waren die verzweifelten Szenen, die sich vor ihr im Meer abspielten.
Mindestens dreißig Schiffe lagen vor Anker, und alle versuchten gleichzeitig, Passagiere und Fracht von Bord zu bekommen. Das Meer war gesprenkelt mit Pferden, Ziegen, Hunden, Maultieren und Ochsen, die alle an Land schwammen, und ihren Besitzern, die sich bemühten, mit ihnen mitzuhalten.
Der Lärm war ohrenbetäubend. Männer, denen die paar Dutzend Schuten und primitiven Boote gehörten, warben für ihre Dienste, indem sie so laut brüllten, wie sie konnten. Die Leute auf den Schiffen schrien noch lauter zurück. Wenn Sachen, die vom Schiff geworfen wurden, ihr Ziel verfehlten und ins Wasser fielen, fluchten und schimpften die Besitzer. Tiere drückten ihre Furcht durch Wiehern oder Bellen aus. Hilferufe kamen von denen, die sich im eisigen Wasser befanden. Einige Gepäckstücke waren aufgerissen, und Beth sah, wie ein Sack Mehl das Meer um sich herum weiß färbte.
Jemand rief, dass die Flut komme und alle sich beeilen sollten. Die Angst um die anderen ließ ihre nassen Sachen plötzlich unwichtig werden. Sam konnte nicht schwimmen, Theo vielleicht auch nicht, und die Albany lag zu weit entfernt, um sie an Deck zu erkennen.
Sie zog ihre Unterröcke aus und sicherte sie mit Steinen, damit sie im Wind trocknen konnten, dann zog sie ihre Stiefel wieder an. Außerdem beschloss sie, den Mantel ausgezogen zu lassen, bis ihr Kleid wieder trocken war.
Ihre Sorge nahm zu, als die Flut langsam hereinrollte und sie sah, dass mehr Leute im Meer trieben und noch mehr Säcke aufgerissen waren und ihr Inhalt sich im Wasser verteilte. Ihr Kleid war jetzt fast wieder trocken, also wartete sie bereits seit fast einer Stunde. Aber sie konnte die anderen nirgendwo entdecken.
Gerade als sie kurz vor einer Panikattacke stand, sah sie plötzlich Jack im flachen Wasser stehen. Er zog etwas zu sich heran, das wie eine lange Kette schwarzer Würstchen aussah.
Nicht zum ersten Mal, seit sie Montreal verlassen hatten, war sie beeindruckt von seinem
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