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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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überzogenen Weg von Dyea in die Berge hinaufgezogen hatten. Mehrmals hatten sie dabei den Fluss überqueren müssen. Graupel, Schneewehen und die unglaubliche Menge von Leuten, Wagen, Hunden und Packtieren zerfurchten den Weg und machten ihn schwer begehbar. Die hastig improvisierten Brücken waren so baufällig, dass sie einmal alle bis zu den Knien im eiskalten Wasser standen und mit nassen Stiefeln und Sachen weiterlaufen mussten.
    Aber der Anblick der unzähligen Menschen und Tiere, die sich in diesem letzten richtigen Camp vor dem Aufstieg zum Gipfel versammelt hatten, war nicht für Beths erschrockenen Ausruf verantwortlich. Sie war nicht einmal schockiert über das Durcheinander aus primitiven Hütten, die vielen schweren Gegenstände wie Herde, Stühle oder Truhen, die zurückgelassen worden waren, oder die zerrissenen Zelte und Berge von Gepäck, die darauf warteten, weitertransportiert zu werden.
    Sie war schockiert über das, was hinter all dem lag.
    Der Chilkoot Pass. Und, noch wichtiger, über das, was es bedeutete, ihn zu überqueren.
    Alle zukünftigen Goldgräber wussten, dass die Überquerung des Passes hart war. In den Saloons in Skagway hatte jeder ein Dutzend verschiedene Horrorgeschichten von Leuten gehört, die entweder umgekehrt oder weggelaufen waren, als sie ihn sahen, oder die von schlechtem Wetter zur Rückkehr gezwungen worden waren. Aber davon zu hören und es zu sehen waren zwei völlig verschiedene Dinge.
    Das Sheep Camp lag in einer Senke am Ende der Baumgrenze, umgeben von Bergen. Beth wusste, dass der Gipfel, den sie erreichen mussten, gut tausend Meter über Dyea und nur ungefähr sechs Kilometer von ihr entfernt lag, wenn sie direkt hätte hinfliegen können wie ein Adler. Aber sie war kein Vogel, und die Route, die sie nehmen würden, jagte ihr vor Angst und Ehrfurcht einen Schauer über den Rücken.
    Der Berg schien mit einem endlosen schwarzen Band geschmückt, das sich scharf vom Schnee abhob. Es bestand aus Kletterern, die unter der schweren Last ihrer Rucksäcke vorgebeugt gingen wie die Affen und sich nicht zu bewegen schienen. Aber Beth wusste, dass sie sich bewegten, denn sie konnten nicht stehen bleiben; selbst eine kurze Pause hätte die Schlange hinter ihnen aufgestaut. Wenn jemand aus der Reihe trat, um sich auszuruhen, würde er niemals wieder hineinkommen.
    Theo war blass geworden, und Sam rieb sich die Augen, als könnte er nicht glauben, was er sah. Nur Jack wirkte ruhig und schien entschlossen, sich am Morgen dieser fürchterlichen Schlange anzuschließen.
    »Es gibt zwei Rastplätze«, erklärte er. Er deutete auf einen riesigen Felsbrocken und sagte, man habe ihm erzählt, dass die Leute sich an seinem Fuß ein wenig ausruhen könnten. Dann zeigte er auf einen flachen Felsvorsprung weiter oben und erklärte, dass dort die Scales lägen. »Dort wiegen die Träger unser Gepäck noch einmal und berechnen uns vielleicht noch mehr dafür.«
    Jack erklärte ihnen nicht noch einmal, dass der Teil des Passes, der am schwierigsten und gefährlichsten war, noch hinter den Scales lag und vom Sheep Camp aus nicht zu sehen war. Kein Packtier konnte das erklimmen, was die Golden Stairs, die Goldene Treppe, genannt wurde, 1500 Stufen, von Geschäftsleuten ins Eis gehauen, die nun Zoll von jedem verlangten, der sie benutzen wollte. Wenn man erst einmal darauf war, gab es keine Rast mehr, bis man den Gipfel erreichte.
    Sam, Theo und Beth sahen sich entsetzt an. Wenn Jack nicht so entschlossen gewesen wäre, dann hätten sie ihre Angst vor dem Aufstieg vielleicht laut ausgesprochen. Aber Jack hatte seit Dyea das Sagen; er allein behielt die Nerven, wenn der Wagen fast von einer Brücke fiel oder im Schlamm stecken blieb; seine Stärke, Entschlossenheit und Ruhe hatten sie bis hierher gebracht, und sie glaubten, dass er sie unversehrt bis nach Dawson City bringen würde.
    »Wenn wir heute Abend hier unser Zelt aufstellen, dann wird es die Hölle werden, morgen früh alles wieder zusammenzupacken«, fuhr Jack fort, dem nicht aufzufallen schien, dass die anderen seine Vorfreude nicht teilten. »Also denke ich, dass Theo und Beth uns einen Platz in einem der Hotels besorgen sollten. Sam und ich suchen unsere Träger und fragen sie, wo wir unsere Sachen hinstellen sollen.«
    Beth blickte auf den Wagen mit den Bergen von Ausrüstungsgegenständen und dem notwendigen Proviant. Schon in Skagway hatte es wie ein beeindruckender Haufen gewirkt, und sie waren wütend über den Preis

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