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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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ihrer Reise wappnen. Die Männer, vor denen Jefferson sie gewarnt hatte, gab es hier an den Scales zuhauf. Sie sahen aus wie echte Goldsucher, hatten Rucksäcke und Schaufeln dabei, aber die Feuer, die sie anzündeten, die heißen Getränke, die sie den Ahnungslosen anboten, dienten nur als Lockmittel, um einige davon zu einem Hütchenspiel zu überreden. Sie erkannte ein paar der Männer als Soapys Fußsoldaten und nahm an, dass er seinen Anteil an der Beute bekommen würde. Theo schmollte für eine Weile, als sie ihm erklärte, woher sie wusste, dass es manipulierte Spiele waren, aber zumindest hielt es ihn davon ab, daran teilzunehmen.
    Am Morgen des vierten Tages verkündete Jack, dass es Zeit wurde, das Zelt abzubauen und weiterzuziehen, obwohl die Schneewolken noch immer tief hingen und die Temperatur noch weiter gesunken war.
    »Wenn wir noch länger bleiben, dann schneit unser Gepäck völlig ein«, sagte er mit einem besorgten Blick zum Himmel. »Außerdem gibt es keinen guten Tag, um diese Treppe hinaufzusteigen.«
    Sam, der sich seinen Schlitten an den Rucksack geschnallt hatte, übernahm die Führung. Beth kam als Nächstes, dahinter Jack, und Theo bildete das Schlusslicht. Es war unerlässlich, mit den Leuten vor ihnen Schritt zu halten, aber durch den stürmischen, eisigen Wind, der sie beinahe vom Berg wehte, und mit nur einem dünnen Seil neben der Eistreppe, um sich daran festzuhalten, war jeder Schritt eine Tortur.
    Schweiß lief ihnen über den Körper, ihre Muskeln bettelten um Gnade, und der eisige Wind fühlte sich auf den frei liegende Teilen ihrer Gesichter wie tausend Nadelstiche an. Beth wagte nicht, irgendwo anders hinzusehen als auf ihre Füße, denn jeder Fehltritt konnte tödlich sein. Ihr Rücken schmerzte, weil sie ihn auf so unnatürliche Weise krümmen musste. Zuerst zählte sie die Schritte, aber nach fünfhundert gab sie es auf. Über dem Rauschen des Windes hörte man ein kontinuierliches tiefes Stöhnen, das Geräusch von zweihundert Menschen, die alle an die Grenze des Erträglichen stießen.
    Ein Mann hoch über Beth und den anderen kippte zur Seite und rutschte um Hilfe rufend den Berg hinunter, aber keiner sah auch nur auf oder blieb gar stehen, um ihm zu helfen. Auch wenn sie behaupteten, dass sie ihr eigenes Leben und das aller hinter ihnen dabei aufs Spiel gesetzt hätten, schien es barbarisch, ihn einfach zu ignorieren. Aber der Anstieg war viel zu hart, als dass jemand Atem darauf verschwendet hätte, es auch nur zu kommentieren. Beth spürte, wie Jack leicht ihren Rücken berührte, als wollte er ihr damit sagen, dass er sich genauso hilflos fühlte.
    Sie gingen weiter und weiter und wagten nicht, zurück oder nach vorn zu schauen. Das allgemeine Stöhnen wurde lauter und mischte sich mit dem Geräusch keuchenden Atmens.
    Es fing wieder an zu schneien, und plötzlich sah Beth nichts mehr außer Sams Stiefeln direkt vor ihr. In die Qual mischte sich jetzt Angst, denn sie konnte sich nicht vorstellen, wie sie das Zelt aufstellen sollten, wenn sie den Gipfel erreichten, und wenn sie schutzlos waren, dann würden sie bestimmt erfrieren.
    »Du kannst weitergehen, Beth«, sagte Jack hinter ihr, und seine Stimme klang unheimlich in dieser fremden weißen Welt. »Wir schaffen das, wir sind fast da. Denk an den Tee, den wir uns kochen werden. Geh weiter.«
    Sie hörte einen erstickten Schrei von weiter unten und nahm an, dass noch jemand umgefallen war. Dann keuchte Theo laut auf.
    Beth wandte unwillkürlich den Kopf, aber sie konnte nichts außer einer schneebedeckten Gestalt sehen, von der sie wusste, dass es Jack war. »Halt dich am Schlitten fest«, hörte sie ihn zu Theo sagen. »Ich helfe dir, nach oben zu kommen.«
    Es war eine grauweiße Welt, in der sie nicht weiter als einen halben Meter sehen konnte und in der Geräusche verzerrt klangen. War der schottische Akzent, den sie vor zwei Stunden gehört hatte, nicht von oben gekommen? Jetzt schien sie ihn von unten zu hören. Aber Jacks Stimme beruhigte sie, erinnerte sie daran, dass sie fast da waren, dass Theo durchhielt und dass Sam direkt vor ihr war.
    Eine Frau schrie, dass sie nicht mehr könne, und eine männliche Stimme drängte sie weiterzugehen, doch die Stimmen schienen sich rechter Hand zu befinden und verwirrten Beth noch mehr.
    »Konzentrier dich einfach auf den nächsten Schritt«, rief Jack, als sie schwankte. »Es ist nicht mehr weit.«
    Endlich erreichten sie den Gipfel und fanden sich in etwas wieder,

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