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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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neue Sachen eingepackt, denn wenn sie sie im Zimmer zurückließ, würde offensichtlich sein, dass er sie verlassen hatte, aber sie nahm an, dass der Manager es bereits wusste und ihren Kummer genoss.
    Der Page ging hinter ihr her über die Front Street und zog einen Handkarren mit ihrem Gepäck hinter sich her. Die Straße war voller Leute, die Dawson verließen, und sie ging davon aus, dass das Schiff schrecklich überfüllt sein würde, da die Kapitäne wie alle anderen gerne schnelles Geld machten. Aber zumindest würden die zusätzlichen Passagiere nur bis St. Michael mitfahren, um sich von dort einen anderen Weg zu ihrem Ziel zu suchen.
    Beth hielt den Kopf hoch, während sie ging. Ihr Herz war vielleicht gebrochen, aber sie wusste, dass sie gut aussah in ihrem neuen Kostüm und mit den unter dem Hut hochgesteckten Haaren. Trotzdem fürchtete sie, irgendwelche Bekannten zu treffen, denn die würden sich ganz sicher erkundigen, wo Jack war.
    Die Maybelline war ein kleiner, aber robust aussehender Dampfer und noch relativ neu, anders als die meisten Schiffe, die während des vergangenen Jahres in Betrieb genommen worden waren. Ein Mitglied der Mannschaft trug Beths Gepäck und zeigte ihr ihre Kabine, die auf dem Oberdeck lag. Sie war klein, mit nur wenigen Zentimetern Platz neben den Betten, aber da sie aus eigener Erfahrung wusste, wie eng es auf den beiden unteren Decks war, machte ihr das nichts aus. Sie legte ihr Gepäck auf das untere Klappbett und kletterte auf das obere, wo sie sich ausstreckte und die Szene am Kai durch das kleine Bullauge beobachtete.
    Wenn sie nicht so unglücklich gewesen wäre, dann hätte sie vielleicht darüber gelacht, dass so viele Leute darum kämpften, das vordere Ende der Schlange für die Fahrscheine zu erreichen, um dann zu versuchen, die Mannschaft zu bestechen, sie mit an Bord zu nehmen. Sie verstand diese Verzweiflung nicht. Nur Leute, die man liebte, waren es wert, dass man um sie kämpfte. Sie hätte mit Klauen und Zähnen um Sam gekämpft und auf jedes Vermögen verzichtet, wenn Molly dadurch in England gesund hätte weiterleben können.
    Das Boot erzitterte unter dem Geräusch der Nagelschuhe, die über das Deck stampften. Vor ihrer Kabine konnte sie einen Mann sich mit lauter Stimme darüber beschweren hören, dass seine Kabine zu klein sei, und wie ein Mitglied der Mannschaft ihm unmissverständlich erklärte, dass er gerne von Bord gehen und den Fahrschein für das Doppelte an jemand anderen verkaufen könne, wenn sie ihm nicht gefiele.
    Dann mischte sich eine Frau ein, die erklärte, es sei eine Schande, dass das Schiff so überfüllt war. Sie bekam eine ähnliche Antwort wie der Mann, der sich beschwert hatte.
    Beth stieg von ihrer Liege herunter, als sie das Schiffshorn hörte, das die letzten Nachzügler an Bord rief. Sie hatte das Gefühl, einen letzten Blick auf den Ort werfen zu müssen, zu dem sie vor zwei Jahren mit solcher Vorfreude aufgebrochen war.
    Das Fenster war nur ein Quadratfuß großes Stück Glas und ließ sich nicht öffnen, deshalb war ihre Sicht auf das begrenzt, was sich direkt davor befand: Sie sah nur eine Gruppe von jungen Männern mit Seesäcken, schweren Mänteln und Schaufeln, die immer noch darauf hoffte, vielleicht in letzter Minute mitfahren zu dürfen. Hinter ihnen lag ein Saloon, und die vielen Schnitzereien, die die Fassade schmückten, schienen darauf hinzudeuten, dass er innen genauso üppig ausgestattet war. Aber das täuschte; drinnen war es nur eine Hütte, und Tränen stiegen Beth in die Augen, denn das schien ein Symbol für ihre Beziehung zu Jack zu sein. Sie hatte geglaubt, mit ihm die wahre Liebe gefunden zu haben, dass er keine falsche Fassade hatte, dass es bei ihm keine Tricks und Betrügereien gab. Honest Jack, ein Mann, auf den sie sich verlassen konnte, der ihr Freund, ihr Geliebter, ihr Ein und Alles war.
    Sie war jetzt sicher, dass sein Baby in ihr wuchs, denn ihr war wieder übel geworden, als sie heute Morgen den Kaffeeduft gerochen hatte. Sie wusste, dass sie das Baby trotz Jacks Verrat lieben würde. Vielleicht würde sie ihm mit der Zeit sogar vergeben. Aber sie wusste auch, dass sie, solange sie lebte, niemals wieder einem Mann vertrauen würde.
    Weil Tränen in ihren Augen schwammen, war ihre Sicht undeutlich. Sie sah einen Mann an den Männern in der Schlange vorbeirennen, und obwohl er nur für eine kurze Sekunde in ihrem Blickfeld gewesen war, hatte sie den flüchtigen Eindruck, dass er groß war und

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