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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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diejenigen im Publikum, die nichts von Sam oder dem Miles Canyon wussten, Beths Kummer verstanden.
    In ihrem Porträt der Reise über den Yukon spiegelten sich all das Leid und die Hoffnungslosigkeit, aber es gelang ihr auch, die Schönheit des sich windenden Flusses und der ihn umgebenden Berge zu zeichnen, der Wildblumen und der Elche, die am Ufer tranken.
    Auf jener Fahrt waren sie ganz plötzlich auf Dawson gestoßen. Beth illustrierte das durch einen plötzlichen Tempuswechsel. Auf einmal war ihre Komposition wild, laut und fröhlich, und sie erinnerte Jack an den Markt am Ufer, den zähen Schlamm, die Tausende von Menschen. Sie beschwor die Geschäftsleute herauf, die laut schrien, dass ihre Saloons, Restaurants oder Tanzlokale die besten seien. Sie porträtierte den romantischen »Long Juicy Waltz«, der bei den Königen der Tanzlokale so beliebt gewesen war. Die Männer entdeckten bald, dass sie die Frauen für ihren Dollar nur eine Minute lang im Arm halten durften, doch einige gaben einhundert Dollar aus, um das Privileg einen Abend lang zu genießen.
    Ein Hauch Burleske im Theater des Monte Carlo, frech, vulgär, aber niemals unanständig, sonst hätten die Mounties es geschlossen. Die Faro-Tische, die Frauen aus der Paradise Alley, das Heulen der Hunde, die Betrunkenen, die Verlierer und die Gewinner – sie alle waren in Beths Musik, und Jack war nie stolzer auf sie gewesen.
    Er sah sie auf der Bühne stehen, den Kopf über die Geige gebeugt, mit den schwarzen Locken, die ihr über den Rücken fielen, sah, wie ihr schlanker Körper sich sinnlich zu der Musik bewegte. Ihm wurde klar, dass sie sich in den Jahren, die er sie kannte, von einem hübschen Mädchen in eine wunderschöne Frau verwandelt hatte, ohne dass ihm die Veränderung aufgefallen war.
    Als das Stück endete und Beth den Bogen sinken ließ, brandete stürmischer Applaus auf. Die, die noch saßen, sprangen auf, stampften mit den Füßen, klatschten in die Hände und jubelten. Es hörte gar nicht auf, und alle verlangten nach einer Zugabe. Aber Beth lächelte und schüttelte den Kopf, formte mit den Lippen ein Danke an das Publikum, weil man sie über dem Applaus nicht gehört hätte, und trat von der Bühne.
    Jack verstand das. Diese Eigenkomposition hatte sie erschöpft. All die Schmerzen, die Not, die Freuden und das Vergnügen waren darin enthalten gewesen. Sie konnte das nicht übertreffen, und sie wollte es gar nicht erst versuchen.
    Sie konnten Dawson am folgenden Tag nicht verlassen, wie sie gehofft hatten, denn alle Boote waren ausgebucht. Jack gelang es jedoch, ihnen eine Kabine in der ersten Klasse auf der Maybelline am 3. August zu besorgen, in fünf Tagen.
    Am folgenden Nachmittag, während sie ein paar Dinge einkaufte, die sie brauchte, sah Beth plötzlich Dolores, die früher im Golden Nugget gearbeitet hatte, aus einem Lebensmittelladen kommen. Sie war hochschwanger.
    Als sie Beth sah, kam sie auf sie zugelaufen, fast atemlos vor Aufregung, sie wiederzusehen. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als du einfach verschwunden warst. Niemand schien zu wissen, wo du hingegangen bist!«, rief sie.
    »Ich bin nach Bonanza gegangen, um bei Jack zu sein«, erklärte Beth. »Ich hatte genug von Dawson. Aber was ist mit dir? Wohin bist du gegangen, als das Nugget abgebrannt ist?«
    Dolores lachte. »Das Feuer war ein Glücksfall für mich. Ich habe in jener Nacht Sol kennengelernt, er war einer der Feuerwehrmänner. Er hat mich mit zu sich genommen, und seitdem sind wir zusammen.«
    Sie unterhielten sich noch eine Weile, und Beth erzählte ihr, dass sie mit Jack nach Vancouver gehen wollte. Dolores berichtete, dass sie in der Wäscherei aushalf und dass Sol für das Kind einen zusätzlichen Raum an ihre Hütte baute.
    »Wann kommt es denn?«, fragte Beth, die sich freute, dass für Dolores alles gut ausgegangen war.
    »Der Doktor sagt, im November«, erwiderte Dolores. »Aber wir sind nicht sicher, was das Datum angeht, weil ich mich nicht erinnern kann, wann ich zuletzt meine Do-da hatte.«
    Beth lächelte über Dolores’ Namen für die Menstruation. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Sol sich sehr darüber freute, Vater zu werden, und dass Dolores gesund und glücklich war, verabschiedete sie sich und ging zurück ins Fairview.
    Im Gehen dachte sie noch einmal über ihr Gespräch nach, und plötzlich wurde Beth klar, dass ihre Do-da auch schon eine ganze Weile ausgeblieben war. Sie konnte sich erinnern, sie kurz nach ihrer

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