Echo gluecklicher Tage - Roman
Laden, um alle Reparaturen zu erledigen, und sie wusste, wie viel Angst er hatte und wie viele Sorgen er sich machte. »In der Nacht, als es passierte, hast du gesagt, dass wir es schaffen, und das werden wir auch«, sagte sie.
»Ich habe das Gefühl, dass Mama weiß, warum er es getan hat«, sagte Sam leise und legte sein Kinn auf ihren Kopf, während sie ihn festhielt. »Ich bin die Bücher durchgegangen, und obwohl nicht viel Geld da ist, war er nicht in Schwierigkeiten. Er ist nie ausgegangen, hat also nicht getrunken oder gespielt, und er hatte auch ganz sicher keine andere Frau. Es muss etwas mit ihr zu tun haben.«
»Das darfst du nicht denken, Sam«, flehte Beth ihn an. »Es hilft nicht, Mama die Schuld zu geben.«
Sam umklammerte ihre Arme und sah ihr in die Augen. »Ist dir nicht klar, dass von jetzt an alles anders sein wird?«, rief er. »Wir werden arm sein. Ich wünschte, ich könnte dir versprechen, dass ich den Laden weiterführe, aber ich kann nur Schuhe reparieren. Ich bin nicht geschickt genug, um Stiefel und Schuhe zu machen, und damit hat Papa Geld verdient. Ich werde mir eine andere Arbeit suchen müssen, aber das wird nicht reichen, um uns alle drei durchzubringen.«
»Ich kann mir auch Arbeit suchen«, erklärte Beth sofort. »Wir kommen schon zurecht, Sam.«
Er blickte sie zweifelnd an. »Es wird vielleicht so weit kommen, dass wir uns eine billigere Bleibe suchen oder ein Zimmer untervermieten müssen. Wir werden nicht mehr so leben können wie bisher.«
Erneut stieg Wut in Beth auf. Ihr ganzes Leben lang hatte ihr Vater ihr erzählt, er wolle, dass Sam und sie all die Vorteile genießen konnten, die er nie gehabt hatte. Er hatte sie glauben lassen, dass sie vornehme Leute waren, besser als ihre Nachbarn. Aber er hatte sie beschämt und ruiniert, ohne ihnen den Grund dafür zu erklären.
3
Während Beth den Tisch für das Abendbrot deckte, beobachtete sie, wie ihre Mutter am Herd in einem Eintopf rührte. Wie immer war sie in sich selbst versunken und nahm die Anwesenheit ihrer Tochter kaum wahr.
Seit drei Monaten war sie jetzt Witwe, aber ihr Zustand hatte sich nicht verändert. Obwohl sie genauso wie immer wusch, kochte und putzte, sprach sie nur, wenn man ihr eine Frage stellte, und interessierte sich für nichts und niemanden.
Mrs Craven, ihre freundliche Nachbarin, die ihnen in der Zeit kurz nach dem Tod ihres Vaters eine so große Stütze gewesen war, hatte zu Beth und Sam gesagt, dass sie geduldig mit ihr sein sollten, weil jeder Mensch anders mit der Trauer umging, und dass ihre Mutter ihr Schweigen brechen würde, wenn sie so weit sei. Aber vor einem Monat hatte selbst Mrs Craven die Geduld mit ihrer Mutter verloren, als diese sie wegschickte, als sie zu Besuch kam.
»Ihr Gesicht war so kalt wie ’n Marmorgrabstein! Hat mir richtig ’ne Gänsehaut gemacht, weil’s so war, als würde sie mich gar nicht kennen«, berichtete sie Beth verärgert.
Beth konnte nicht glauben, dass ihre Mutter die einzige Person vor den Kopf stieß, die eine wirkliche Freundin gewesen war. Aber sie nahm ja auch nicht zur Kenntnis, wie viel Sam für sie tat.
Er hatte alles versucht, um den Laden weiterzuführen, aber die Leute, die immer ihre Stiefel und Schuhe zum Reparieren gebracht hatten, kamen nicht mehr. Ob das an dem Selbstmord lag oder ob sie dachten, Sam verstünde sein Handwerk nicht, war nicht klar, deshalb vermietete Sam den Laden an jemand anderen. Ihre Mutter zuckte nur mit den Schultern, als er es ihr sagte.
Beth fand, dass ihr verträumter und früher sehr fauler Bruder auf beeindruckende Weise seinen Mann stand, indem er sich so souverän um alle Probleme der Familie kümmerte. Jetzt, wo jemand unten fast die gesamte Miete für das Haus zahlte, mussten sie nur wenig Geld aufbringen, um in ihrer Wohnung bleiben zu können. Sam hatte sich eine Stelle als Bürogehilfe bei einer Reederei besorgt und brachte jeden Penny, den er verdiente, nach Hause, um sie alle durchzubringen. Ihre Mutter hätte ihn in den Himmel loben sollen, anstatt ihn zu ignorieren.
Aber sie lobte Beth ja auch nicht dafür, dass sie eine Stelle als Verkäuferin in einem Strumpfwarenladen gefunden hatte. Sie fragte nie, wie lange sie arbeiten musste oder was sie verdiente.
Vor einer Weile hatte Sam einmal gemeint, es wäre, als hätte jemand ihre Mutter gegen eine stumme Dienstbotin ausgetauscht. Es war ein Scherz gewesen, aber genauso war es, denn sie kochte und servierte ihnen die Mahlzeiten ohne ein
Weitere Kostenlose Bücher