Echo gluecklicher Tage - Roman
eine weitere Sache gewesen, die Miss Clarkson Beth erklärt hatte. Sie meinte, es sei absurd, junge Mädchen über etwas so Natürliches im Dunkeln zu lassen, und dass Unwissenheit gefährlich sei, weil Männer es ausnutzen könnten. Deshalb wusste Beth, wie Babys gemacht wurden.
Obwohl sie sich schämte, dass ihre Eltern es nach ihrer Geburt offensichtlich noch einmal getan hatten, war Beths größte Sorge, wie sie ein so heikles Thema ihrer Mutter gegenüber ansprechen sollte. Aber ihr war bewusst, dass sie es tun musste, denn wenn ein Baby unterwegs war, dann gab es viel zu organisieren.
Kurze Zeit später, als ihre Mutter wieder im Haus war und die trockene Wäsche faltete, beobachtete Beth sie und hoffte, sich zu irren, denn jetzt, wo die Schürze wieder an der richtigen Stelle saß, war Alices Bauch nicht zu sehen; sie wirkte nur um die Mitte herum ein bisschen dicker.
Beth trank eine Tasse Tee, während sie versuchte, genug Mut zu fassen, denn sie erwartete eine feindselige Reaktion. Aber es wurde immer später, und wenn Sam nach Hause kam, würde keine Gelegenheit mehr für dieses Gespräch sein, denn Beth wusste, dass sie eine Schwangerschaft in Anwesenheit eines Mannes nicht ansprechen konnte, nicht einmal, wenn es ihr eigener Bruder war.
Sie holte tief Luft und sprang ins kalte Wasser. »Du bekommst ein Baby, oder, Mama?«
Beth war nicht sicher, wie sie es fand, einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester zu bekommen. Aber Alices Reaktion auf ihre Frage machte sehr deutlich, dass ihre Mutter es für eine Katastrophe hielt. Ihr Gesicht verzog sich, sie legte die Hände über ihren Bauch, als wollte sie ihn verstecken, und stieß ein gequältes Wimmern aus.
Beth hatte eigentlich gedacht, dass ihre Mutter ihr sagen würde, sie solle sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, aber eine so dramatische Reaktion hatte sie nicht erwartet. »Ich weiß, es kommt dir schrecklich vor, jetzt, wo Papa nicht mehr da ist, aber Sam und ich werden dir helfen«, erklärte sie schnell und ging zu ihrer Mutter. Sie versuchte nicht, sie zu umarmen, denn während der vergangenen drei Monate war ihre Mutter dann immer zurückgewichen, als hätte sie sich verbrannt.
Überraschenderweise warf sie sich jedoch in Beths Arme und weinte wie ein Kind an ihrer Schulter. »Ich wusste nicht, wie ich es euch sagen soll«, schluchzte sie. »Ich habe solche Angst, was jetzt aus uns werden wird.«
Beth hielt sie einfach nur fest und war so erleichtert darüber, dass ihre Mutter endlich wieder mit ihr redete, dass alle anderen Sorgen unwichtig erschienen. »Du musst keine Angst haben«, sagte sie beruhigend. »Wir haben es bis jetzt geschafft, und wir kommen auch mit einem Baby zurecht. Vielleicht ist es genau das, was wir brauchen, um wieder glücklich zu sein. Weißt du, wann es geboren wird?«
»Im Dezember, denke ich.« Alice wischte sich mit ihrer Schürze über die Augen. »Aber ich bin zu alt, um noch ein Baby zu bekommen. Es ist schlimm genug, dass dein Vater solche Schande über uns gebracht hat – jetzt werden die Leute wieder anfangen zu reden.«
»Du bist nicht zu alt«, erklärte Beth fest. »Und was spielt es für eine Rolle, was die Leute sagen? Das geht sie nichts an.«
Beth kochte noch eine Kanne Tee, und ihre Mutter putzte sich die Nase und gestand, wie erleichtert sie sei, dass es jetzt raus war. »Ich habe mich euch beiden gegenüber sehr schlecht benommen«, erklärte sie. »Aber ich war so krank vor Angst und Sorge, dass in meinem Kopf für nichts anderes mehr Platz war. Was wird Sam wohl denken?«
»Genau das Gleiche wie ich: dass wir einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester bekommen«, erklärte Beth ruhig. Sie war froh, endlich eine Erklärung für das merkwürdige Verhalten ihrer Mutter zu haben. »Ich weiß, das ist jetzt alles noch sehr beängstigend, Mama, aber es wird besser. Und du solltest dich lieber wieder mit Mrs Craven vertragen, weil wir ihre Hilfe brauchen werden, wenn das Baby kommt.«
Mrs Craven stand, zusätzlich zu ihren vielen anderen Talenten, in dem Ruf, eine ausgezeichnete Hebamme zu sein.
»Deshalb habe ich sie weggeschickt, weil ich Angst hatte, dass sie es merkt«, gestand Alice. »Es war zu viel für mich nach der Art, wie Frank gegangen ist.«
Später an diesem Abend, nachdem ihre Mutter ins Bett gegangen war, saßen Beth und Sam in der Küche und unterhielten sich. Sam hatte entsetzt ausgesehen, als Beth ihn zur Seite genommen und ihm sehr verlegen von der
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