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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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schalem Bier bis hin zu den Fünf-Cent-pro-Nacht-Absteigen«, erwiderte Heaney verächtlich.
    »Unten am Bend?«, wollte Jack wissen.
    »Wo sonst?«, fuhr Heaney ihn an.
    Jack blickte zu Theo und bedeutete ihm, dass er draußen mit ihm reden wollte.
    »Wir kommen gleich wieder«, sagte Theo zu Heaney.
    Sie mussten bis auf die Straße gehen, weil es im Saloon zu laut war.
    »Heaney wird uns nicht helfen.« Jack sprach leise, während er sich eine Zigarette anzündete. »Also müssen wir sie selbst finden. Bottle Alley oder Blind Man’s Court, da muss sie irgendwo sein. Wir holen uns fünf oder sechs starke Männer und stürmen die Häuser dort. Selbst wenn sie nicht da ist, werden wir jemanden finden, den wir dazu zwingen können, uns zu sagen, wo sie ist. Wenn wir frühmorgens hingehen, dann schlafen alle noch ihren Rausch aus.«
    »Ich war noch nie da unten«, sagte Theo kleinlaut, so als wäre das alles zu viel für ihn.
    »Ich schon, und ich kenne mich aus.« Jack grinste ihn an, denn es gefiel ihm, dass er den Ton angeben konnte. »Ich weiß auch, welche Männer wir fragen können. Es dürfen weder Heaneys Leute noch Fingers’ sein. Wir wollen schließlich nichts weiter als unser Mädchen zurückholen.«
    Theo schwieg für einen Moment. »Ich muss nach Hause und mich umziehen«, sagte er schließlich. »Können wir uns später treffen?«
    »Um sechs an der Ecke Canal Street.« Theo nickte. »Was sollen wir Heaney sagen?«
    »Nichts, er hat uns schließlich auch nichts erzählt«, erwiderte Jack wütend. »Aber danach wartet Ärger auf uns alle. Ich schätze, wir müssen vielleicht für eine Weile die Stadt verlassen.«

18
    »Wer is’n dieser andere Typ, Jack?«, wollte Edgar wissen, als die Männer sich um sechs Uhr morgens am Ende der Canal Street versammelten. Die Temperatur lag weiter unter dem Gefrierpunkt, und ihr Atem war wie Rauch, während sie unter der Laterne zusammenrückten.
    »Ein feiner Pinkel namens Theo«, erwiderte Jack knapp. Er wünschte sich jetzt, er hätte nicht vorgeschlagen, dass Theo sie begleiten sollte, denn er würde wahrscheinlich ein Klotz am Bein für sie sein. »Beth ist mit ihm ausgegangen.«
    Alle fünf Männer arbeiteten im Schlachthaus, und keiner von ihnen hatte Kontakte zu Heaney oder Fingers. Es waren alles große, muskulöse Männer zwischen zwanzig und fünfundzwanzig, aber Edgar war der Einzige, der in Amerika geboren war. Die anderen vier waren Einwanderer wie Jack: Karl, ein Schwede, Pasquale, ein Italiener, Thaddeus, ein Pole, den alle als Tadpole kannten, und Dieter, ein Deutscher.
    Die Freundschaft zwischen diesen Männern war gewachsen, während sie Seite an Seite arbeiteten. Ihr Job war hart und brutal, und es konnten jederzeit schlimme Unfälle passieren, deshalb mussten sie sich aufeinander verlassen können. Jack hatte Karl einmal aus dem Weg gestoßen, als ein wütender Stier auf ihn losgegangen war, und die anderen verdankten sich ebenfalls gegenseitig das Leben, weil sie sich rechtzeitig gewarnt oder sich geholfen hatten, als sie verletzt waren. Es gab eine Art Kodex unter den Männern, die im Schlachthaus arbeiteten, dass sie einander beistanden, wenn einer von ihnen Hilfe brauchte.
    Jack hatte zu der Gruppe gehört, die Rache genommen hatte, als Tadpoles jüngere Schwester auf dem Weg von der Tanzschule nach Hause vergewaltigt worden war. Einer der Vergewaltiger würde nie mehr laufen können, ganz zu schweigen davon, dass er noch einer Frau Gewalt antun konnte, und die anderen beiden waren auf primitive Weise kastriert worden.
    Jack hatte gewusst, dass er sich auf diese Männer verlassen konnte, denn sie wussten nicht nur, was Beth ihm bedeutete, sondern hatten sie alle schon im Heaney’s spielen gehört. Als er bei jedem Einzelnen vorbeigegangen war, hatten sie nur gefragt: »Um wie viel Uhr?« Jeder Mann war unter seinem Mantel mit einem Knüppel bewaffnet.
    Als Sam um die Ecke bog und zu ihnen stieß, sah er im Licht der Gaslaterne so gelb aus wie ein Chinese. Jack stellte ihn den anderen Männern kurz vor und klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter, weil er wusste, dass Sam kein Kämpfer war und offensichtlich Angst hatte.
    Endlich kam auch Theo. Er trug Arbeiterkleidung, und Jack wunderte sich kurz, wie er daran gekommen war, weil er bezweifelte, dass der Mann jemals in seinem Leben wirklich gearbeitet hatte. Er fragte sich auch, ob Theo wohl überlegt hatte, gar nicht aufzutauchen. Aber erst in ein oder zwei Stunden würde er den Mann wirklich

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