Echo gluecklicher Tage - Roman
hing und die Fenster mit Brettern vernagelt waren. Er fragte das Kind, ob dort jemand wohne. Es zuckte mit den Schultern und sagte etwas auf Italienisch.
»Sie glaubt nicht«, übersetzte Pasquale. »Aber manchmal kommen Männer her.«
Bevor Jack aussprechen konnte, dass er glaubte, das richtige Haus gefunden zu haben, drückte Theo dem kleinen Mädchen den Silberdollar in die Hand, rannte um das Haus herum und kletterte die Wand hinauf, die beide Häuserteile miteinander verband. Sie war knapp drei Meter hoch, aber er schaffte es leicht, denn die Steine waren uneben und boten Händen und Füßen Halt. Oben blieb er kurz sitzen, dann sprang er an der anderen Seite herunter.
Jack folgte ihm schnell und rief Pasquale zu, dass er die anderen holen und eine Laterne mitbringen solle. Dann ließ er sich ebenfalls in den winzigen Hof zwischen den beiden Häusern hinunter.
Er umfasste nur wenige Quadratmeter, und der Müll lag knöchelhoch, war aber zum Glück gefroren. An den Türen zu beiden Häusern hingen Vorhängeschlösser, und alle Fenster waren vernagelt außer eines neben der Tür zum Vorderhaus. Dort waren die Bretter entfernt worden, und man sah die Scheibe, die teilweise zerbrochen war.
Theo hob seinen Spazierstock und zerschlug auch den Rest des Glases.
»Warte, bis die anderen da sind«, rief Jack, aber Theo achtete nicht auf ihn und kletterte hinein.
Jack wollte ihm gerade folgen, als er Karl rufen hörte, dass er mit der Laterne zu ihm kommen würde, also wartete er, bis sein Freund auf der Mauer erschien und ihm die Laterne reichte.
Theos schwere Stiefel machten viel Lärm auf den Holzdielen im Haus, aber als Jack durch das Fenster kletterte, glaubte er, etwas zu hören.
Er bat Theo, stehen zu bleiben, und als sie lauschten, hörten beide ein entferntes Rufen.
»Beth?«, brüllte Theo. »Bist du das? Ich bin gekommen, um dich zu holen!«
Die beiden Männer standen ganz still und lauschten wieder.
Dann, gerade als Jack schon glaubte, dass sie sich das Rufen nur eingebildet hatten, hörte er Beths Stimme.
»Ich bin hier unten«, rief sie, und ihre Stimme klang leise und schwach. »Da ist eine Falltür im Boden.«
»Ich mache nur schnell die Laterne an«, rief Theo zurück und bedeutete Jack, dass er das tun sollte. »Halt durch, ich hole dich sofort da raus.«
Als die Laterne brannte, konnten sie einen alten Tisch und ein paar Stühle auf der einen Seite des Raumes sehen. Darum verteilt standen einige große Holzkisten. Es sah aus, als hätten hier Männer Karten gespielt.
Aber sie konnten keine Falltür am Boden sehen.
Karl kam herein, gefolgt von Pasquale, und zusammen schoben sie die Kisten beiseite, um zu sehen, was sich darunter befand.
Als sie die letzte wegschoben, die schwerer war als die anderen, entdeckten sie endlich die Falltür. »Wir haben sie gefunden, Beth«, rief Theo, während Jack sie aufzog.
»Hier steht eine Leiter«, sagte Pasquale. Er ergriff sie und zerrte sie über den Boden.
Jack wollte als Erster die Leiter hinuntersteigen, aber Theo drängte ihn beiseite und verschwand in der Dunkelheit.
»Ich hab dich«, hörte Jack ihn sagen, während Beths Weinen zu ihnen nach oben drang.
Theo trug sie über der Schulter nach oben, und als er sie oben abstellte, war Jack sicher, dass er noch nie einen traurigeren Anblick gesehen hatte. Ihr Gesicht starrte vor Schmutz, ihre Augen waren rot und geschwollen, und Tränen hatten weiße Spuren auf ihren schwarzen Wangen hinterlassen. Ihr Rock und ihre Stiefel waren durchnässt, und sie war so steif vor Kälte, dass sie stolperte, als sie zu laufen versuchte.
»Ich dachte, ich würde sterben«, sagte sie, und ihre Stimme war nur noch ein heiseres Krächzen.
Theo nahm sie auf die Arme. »Wir müssen sie hier raus ins Warme bringen«, sagte er.
Sam und die anderen kletterten gerade über die Mauer, und ein paar Augenblicke lang redeten alle gleichzeitig, glücklich darüber, dass ihre Mission erfolgreich gewesen war. Beth schien kaum jemanden wahrzunehmen außer Theo, und als sie alle zusammenarbeiteten, um sie über die Mauer zu heben und in Sicherheit zu bringen, spürte Jack einen heftigen Stich der Eifersucht.
Er war ihr wahrer Retter gewesen. Er hatte alles geplant, hatte die Männer zusammengetrommelt und alles organisiert. Aber Theo, der nur wenig daran beteiligt gewesen war, hatte alles an sich gerissen, als sie Beth gefunden hatten, und für Beth würde es jetzt so aussehen, als wenn er sie gerettet hätte.
19
Das
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