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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Beth gewesen –, aber es hatte ihn angespornt, seine Situation weiter zu verbessern.
    Auf die Fleischerei-Seite des Schlachthauses befördert zu werden kam vielen nicht wie ein Fortschritt vor, aber es war einer. Er lernte jetzt ein Handwerk, was ihm für die Zukunft nützen würde, und er musste die Angst der Rinder nicht mehr sehen und hören. Kurz danach fand er ein besseres Zimmer, das er sich mit drei Freunden teilte. Es war nicht groß, aber es war sauber und hatte ein richtiges Bett und einen Schrank, in den er seine Kleider hängen konnte.
    Während des Sommers glaubte er, er hätte die Sonne, den Mond und die Sterne, weil Beth bei ihm war. Er machte Überstunden, um mehr Geld zu verdienen, damit er etwas sparen konnte; er ging sogar zur Abendschule, um richtig Lesen und Schreiben zu lernen.
    Dann kam der Tag, an dem ihm klar wurde, dass sie seine Gefühle nicht erwiderte.
    Für eine Weile war das Leben für ihn nicht mehr lebenswert. Es traf ihn wie ein Messer ins Herz, als er hörte, dass sein Rivale ein Gentleman war, denn es brachte das alte Gefühl der Wertlosigkeit zurück. An vielen Abenden ging er runter ins Heaney’s, stand draußen, um sie spielen zu hören, und kämpfte gegen die Tränen.
    An einem dieser Abende wurde ihm schließlich klar, dass er als Freund ein Teil ihres Lebens bleiben konnte, selbst wenn sie seine Gefühle nicht erwiderte. Er wusste, dass es nicht einfach sein würde, denn er würde vorgeben müssen, Theo den Falschspieler zu mögen, und er würde es ertragen müssen, dass Sam auf ihn, Jack, herabsah. Aber er glaubte, das zu schaffen, in der Hoffnung, dass Beth ihn eines Tages brauchen würde.
    Nun, jetzt brauchte sie ihn, und er hoffte inständig, dass er herausfand, wo sie festgehalten wurde, und sie retten konnte.
    Jack ging bei seiner Suche systematisch vor, eine Gasse rauf, die nächste wieder runter, und sah sich jeden dunklen Hinterhof dazwischen genau an. Er sah bewusstlose Betrunkene herumliegen, fast nackte Kinder mit tief eingesunkenen Augen, die auf Treppenstufen kauerten, Banden von Jugendlichen, die ihn misstrauisch beäugten, und verhärmte Huren, die sich ihm für ein paar Cent anboten.
    Überall in New York sah man weihnachtliche Dekorationen, geschmückte Bäume und Schaufenster voller Geschenkideen. Aber obwohl morgen Heiligabend war, fand sich hier kein Anzeichen für festliche Stimmung.
    Jack sprach mit vielen Leuten. Meistens tat er so, als sei er gerade vom Schiff runtergekommen, und behauptete, man habe ihm gesagt, er solle sich an jemanden wenden, der Fingers Malone hieß. Die meisten Leute schüttelten die Köpfe und erklärten, sie würden niemanden mit diesem Namen kennen. Eine alte Hure mit einem pockennarbigen Gesicht spuckte aus und sagte, Fingers sei ein mieser Bastard, aber er bekam nicht aus ihr heraus, wo er ihn finden konnte. Ein paar Jungen um die dreizehn gaben damit an, dass sie ein paar Mal für ihn gearbeitet hätten. Jack war sich ziemlich sicher, dass sie nur den Namen kannten und den Mann nicht mal erkennen würden, wenn er vor ihnen stand.
    In einem dreckigen, verrauchten Saloon am Mulberry Bend erklärte ihm der Barkeeper, Malone besäße ein Grundstück an der Bottle Alley, aber ein Mann, der an der Theke stand, meinte, es läge nicht dort, sondern am Blind Man’s Court.
    Um acht Uhr abends taten Jack die Füße weh. Er war es so leid, seine Geschichte immer wieder neu zu erzählen, da er bezweifelte, dass sie für die Leute einen Sinn ergab, und er hatte jeden Zentimeter sowohl von der Bottle Alley als auch vom Blind Man’s Court abgesucht. Der Bend war kein Ort, an dem ein Fremder nachts herumlaufen sollte, denn die Gassen waren dunkel, voller Betrunkener, die auf Streit aus waren, und junger Männer, die nach jemandem suchten, den sie ausrauben konnten. Außerdem war es bitterkalt, deshalb beschloss er, zurück ins Heaney’s zu gehen und sich zu erkundigen, ob Sam etwas erfahren hatte.
    Es war eine Erleichterung, wieder in der Bowery mit ihren hellen Lichtern und ihrer Fröhlichkeit zu sein. Musik dröhnte aus den deutschen Kneipen, und eine Blaskapelle spielte Weihnachtslieder. Die Hausierer waren überall und verkauften alles von billigen Spielsachen bis hin zu Hosenträgern. Es gab kandierte Äpfel, geröstete Kastanien und Waffeln, und die Wärme von den Ständen und der süße Duft erinnerten Jack daran, dass Beth vielleicht gerade fror und hungrig war.
    In der Menge vor sich entdeckte er plötzlich ein vertrautes

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