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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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verurteilt. Es war der Hauptgrund, weshalb Rider zur Polizei gegangen war.
    »Und bei dir ist es mit deiner Mutter wahrscheinlich ähnlich«, fügte sie hinzu.
    Bosch blickte zu ihr auf. Seine Mutter war ermordet worden, als er ein kleiner Junge war. Mehr als dreißig Jahre später hatte er die Tat selbst aufgeklärt, weil es ihm keine Ruhe gelassen hatte.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte er. »Aber im Moment stößt es mir trotzdem sauer auf.«
    »Dann fahr doch einfach mal hin. Vielleicht kommen dir ja vor Ort irgendwelche neuen Ideen. Wenn AutoTrack irgendwas Interessantes ausspuckt, rufe ich dich an.«
    »Gut, dann werde ich mal.«
    Er begann, die Akten zuzuklappen und zusammenzupacken.
VIER
    Im Schatten der Hochhäuser von Downtown und unter dem Flutlichtschein des Dodger Stadium gelegen, war das ständigem Wandel unterzogene Echo Park eins von Los Angeles’ ältesten Vierteln. Immer schon ein bevorzugtes Ziel der Immigrantenunterschicht von L. A., waren zuerst die Italiener gekommen, gefolgt von Mexikanern, Chinesen, Kubanern, Ukrainern und all den anderen. Spazierte man bei Tag den Sunset Boulevard entlang, musste man fünf oder mehr Sprachen beherrschen, um alle Ladenschilder lesen zu können. Nachts war es der einzige Ort der Stadt, wo man Bandenschießereien, Applaus für einen Home Run und Kojotengeheul hören konnte – alles zur selben Uhrzeit.
    Neuerdings war Echo Park auch beliebt bei einer anderen Sorte von Newcomern – den Jungen und Hippen. Den Coolen. Kün stler, Musiker und Schriftsteller ließen sich hier nieder. Cafés und Second-Hand-Läden mischten sich mit Bodegas und Mariscos- Buden. Eine mä chtige Sanierungswelle brandete über das Viertel hinweg und die Hügel unter dem Baseballstadion hinauf. Der Charakter der Gegend änderte sich. Die Immobilienpreise stiegen und vertrieben die Arbeiterklasse und die Gangs.
    Als kleiner Junge hatte Bosch kurze Zeit in Echo Park gelebt. Und viele Jahre zuvor hatte es auf dem Sunset Boulevard eine Polizistenkneipe gegeben, die Short Stop hieß. Aber inzwischen waren Cops dort nicht mehr willkommen. Das Lokal bot Valet Parking Service an und wurde von der Hollywood-Szene frequentiert – zwei Dinge, die garantiert jeden Polizisten fernhielten. Bosch hatte Echo Park von seiner Liste gestrichen. Es war für ihn kein Ziel mehr, sondern lediglich eine Gegend, durch die er zwangsläufig kam, wenn er zum gerichtsmedizinischen Institut musste oder in seiner Freizeit zu einem Dodgers-Spiel fuhr.
    Von der Innenstadt aus fuhr er auf dem Freeway 101 ein kurzes Stück nach Norden zur Echo Park Road und auf dieser dann weiter in Richtung Norden zu dem Viertel am Fuß der Hügel, wo Raynard Waits verhaftet worden war. Als er am Echo Lake vorbeikam, sah er die Statue der Lady of the Lake, die wie das Opfer eines Überfalls mit erhobenen Händen über die Seerosen wachte. Als kleiner Junge hatte er mit seiner Mutter fast ein Jahr in den Sir Palmer Apartments auf der anderen Seite des Sees gewohnt, aber weder für sie noch für ihn war es eine gute Zeit gewesen, und die Erinnerungen an diese Phase seines Lebens waren fast vollständig gelöscht. Nur an die Statue konnte er sich noch vage erinnern, aber an sonst fast nichts.
    Am Sunset Boulevard bog er rechts ab und fuhr bis zur Beaudry Avenue und von dort den Hügel hinauf zur Figueroa Terrace. Kurz vor der Kreuzung, an der Waits angehalten worden war, verlangsamte er das Tempo. Hier gab es noch ein paar alte Bungalows aus den 30er- und 40er-Jahren, aber die meisten Häuser waren bescheidene Betonbauten aus der Nachkriegszeit mit abgezäunten Gärten und vergitterten Fenstern. Die Autos in den Einfahrten waren weder neu noch extravagant. Es war ein Arbeiterviertel, in dem inzwischen hauptsächlich Latinos und Asiaten lebten. Von der Rückseite der Häuser auf der Westseite der Straße musste man einen schönen Ausblick auf die Skyline von Downtown mit dem Gebäude der Stadtwerke haben. Die Gärten der Häuser auf der Ostseite reichten bis in das unwirtliche Terrain der dahinter aufsteigenden Hügel. Und ganz oben auf diesen Hügeln lagen in einiger Entfernung die Parkplätze des Baseballstadions.
    Bosch dachte an Waits’ Kastenwagen und fragte sich wieder einmal, was er damit in diesem Viertel zu suchen gehabt hatte. Das war keine Gegend, in der sein Kundenstamm angesiedelt war. Es war auch keine Gegend, in der man um zwei Uhr morgens mit einem Lieferwagen gerechnet hätte. Es war keineswegs ungewöhnlich, dass

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