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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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er Rachel Wallings Stimme. Er zögerte, und sie hätte fast schon aufgelegt.
    »Rachel, hier ist Harry Bosch.«
    Jetzt war sie es, die zögerte, bevor sie etwas erwiderte.
    »Harry …«
    »Was bedeutet ›Taktik‹?«
    »Das ist nur die Bezeichnung der Einheit.«
    Er schaltete sofort. Sie beantwortete seine Frage nicht, weil es sich um irgendetwas Geheimes handelte und die auf dieser Leitung geführten Gespräche irgendwo aufgezeichnet wurden.
    »Warum rufst du an, Harry?«
    »Weil ich dich um einen Gefallen bitten möchte. Genauer gesagt – ich brauche deine Hilfe.«
    »Bei was? Ich bin nämlich gerade mit einer dringenden Sache beschäftigt.«
    »Dann lass dich von mir nicht davon abbringen. Ich dachte nur, vielleicht – nein, nein, schon gut, Rachel, nicht weiter tragisch. Ich kriege das auch allein hin.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich. Ich will dich nicht länger von deiner Arbeit für Taktik abhalten, was immer das ist. Bis dann.«
    Er klappte das Telefon zu und versuchte, sich von ihrer Stimme und den Erinnerungen, die sie in ihm wachrief, nicht von seinem Vorhaben ablenken zu lassen. Er sah wieder auf die Kreuzung und merkte, dass er möglicherweise genau an der Stelle stand wie Gonzalez und Fennel, als sie Waits’ Kastenwagen entdeckt hatten. Der Eukalyptusbaum und sein nächtlicher Schatten hatten ihnen als Deckung gedient.
    Weil er das Mittagessen hatte ausfallen lassen, bekam Bosch allmählich Hunger. Er beschloss, auf die andere Seite des Freeway nach Chinatown zu fahren und von dort etwas mitzunehmen, was er im Bereitschaftsraum essen konnte. Während er im Losfahren noch überlegte, ob er bei seiner Einheit anrufen und fragen sollte, ob er jemandem etwas aus dem Chinese Friends mitbringen sollte, läutete sein Handy. Er sah auf das Display, aber die Anrufererkennung war blockiert. Er ging trotzdem dran.
    »Ich bin’s noch mal.«
    »Rachel.«
    »Ich wollte dich lieber von meinem Handy aus anrufen.«
    Darauf trat eine kurze Pause ein. Bosch wusste, er hatte richtig getippt, was die Telefone bei Taktik betraf.
    »Wie geht’s dir, Harry?«
    »Danke, gut.«
    »Dann hast du also gemacht, was du vorhattest. Du bist wieder zur Polizei gegangen. Ich habe letztes Jahr in der Zeitung von dir gelesen. Du weißt schon, dieser Fall oben im Valley.«
    »Ja, das war gleich der erste Fall nach meiner Rückkehr. Seitdem gab es allerdings nichts so Spektakuläres mehr. Bis auf die Sache, an der ich jetzt gerade dran bin.«
    »Und deswegen hast du mich angerufen?«
    Bosch bemerkte den Unterton in ihrer Stimme. Es war jetzt mehr als achtzehn Monate her, dass sie zuletzt miteinander gesprochen hatten. Und das war am Ende einer intensiven Woche gewesen, in der sich bei einem Fall ihre Wege gekreuzt hatten. Das war noch vor Boschs Rückkehr in den Polizeidienst gewesen, und er hatte damals privat in einer Sache ermittelt, während Walling versucht hatte, ihre Karriere beim FBI wieder flottzukriegen. Der Fall führte Bosch in den Schoß der Polizei zurück und brachte Walling eine Versetzung in die FBI-Dienststelle L. A. ein. Bosch hatte keine Ahnung, ob Taktik, was immer das war, eine Verbesserung gegenüber ihrem vorigen Posten in South Dakota darstellte. Was er jedoch wusste, war, dass sie in Quantico in der Behavioral-Science-Abteilung als Profilerin gearbeitet hatte, bevor sie in Ungnade gefallen und in ein Reservat in Dakota versetzt worden war.
    »Ich habe angerufen, weil ich dachte, du hast vielleicht Lust, wieder mal dein altes Können spielen zu lassen«, sagte er.
    »Soll das heißen, ich soll ein Profil erstellen?«
    »Gewissermaßen. Ich muss morgen einen Serienmörder vernehmen, und ich habe noch nicht die leiseste Ahnung, wie der Kerl tickt. Um der Todesspritze zu entgehen, hat er uns einen Deal vorgeschlagen und möchte neun Morde gestehen. Ich muss sicherstelle n, dass er uns nicht an der Nase rumführt. Ich soll herausfinden, ob er auch wirklich die Wahrheit s agt, bevor wir den ganzen Familien – jedenfalls denen, die uns bekannt sind – mitteilen, dass wir den Täter haben.«
    Er wartete kurz ihre Reaktion ab. Aber als nichts von ihr kam, fuhr er fort: »Ich habe die Straftaten, ein paar Tatorte und forensische Daten. Außerdem sein Wohnungsinventar und Fotos. Aber ich weiß nicht, wie ich den Kerl anpacken soll. Deshalb wollte ich dich fragen, ob ich dir vielleicht Verschiedenes zeigen kann und du vielleicht, du weißt schon, ein paar Ideen hast, wie ich vorgehen soll.«
    Erneut trat längeres

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