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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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bezeichnet man einen jungen männlichen Fuchs. Ein junges weibliches Tier ist eine vixen und ein männliches ein reynard. Ich habe am College europäische Volkskunde studiert – als ich noch Diplomatin werden wollte. In Europa gibt es ein sehr weit verbreitetes Tierepos mit dem Titel Reineke Fuchs, das auf den mittelalterlichen Roman de Renart zurückgeht. Die Hauptfigur darin ist ein Fuchs gleichen N amens, der sich vor allem durch seine Gerissenheit und Schläue auszeichnet und über die Jahrhunderte hinweg immer wieder in allen möglichen Tierfabeln in Erscheinung tritt. Du brauchst es nur mal zu googeln, wenn du ins Büro zurückkommst. Du wirst jede Menge Treffer kriegen.«
    Bosch nickte. Er hatte nicht vor, ihr zu erzählen, dass er nicht wusste, wie man googelte. Er wusste ja kaum, wie er seiner achtjährigen Tochter eine E-Mail schicken sollte.
    Walling tippte mit dem Finger auf den Aktenstapel.
    »Ein junger Fuchs ist ein kleiner Fuchs«, sagte sie. »Laut Personenbeschreibung ist Mr. Waits klein und zierlich. Sieht man das alles in Zusammenhang mit dem vollständigen Namen und …«
    »Reynard Waits – der kleine Fuchs wartet. Das Schlitzohr wartet.«
    »Auf die Vixen, die Füchsin. Vielleicht hat er seine Opfer auf die Weise betrachtet.«
    Bosch nickte. Er war beeindruckt.
    »Das haben wir völlig übersehen. Ich werde das mit der Identität noch mal prüfen, wenn ich zurück bin.«
    »Und ich hoffe, ich werde heute Abend noch mehr für dich haben.«
    Sie ging wieder dazu über, ihr Sandwich zu essen, und er ging dazu über, sie dabei zu betrachten.
SECHS
    Nachdem Bosch Rachel Walling bei ihrem Auto abgesetzt hatte, holte er sein Handy heraus und rief seine Partnerin an. Rider sagte, sie werde gerade mit dem Papierkram zum Matarese-Fall fertig, sodass sie alles beisammen hätten und am kommenden Tag bei der Bezirksstaatsanwaltschaft die Anklage einreichen könnten.
    »Gut. Sonst noch was?«
    »Aus der Asservatenkammer sind Fitzpatricks Sachen gekommen, in zwei großen Kisten.«
    »Die was enthalten?«
    »Hauptsächlich alte Unterlagen aus dem Leihhaus, bei denen man sofort sieht, dass sie sich keiner je vorgenommen hat. Sie waren damals total nass von den Löscharbeiten. Die Leute von Riot Crimes haben sie einfach in zwei Plastikwannen gepackt, in denen sie seitdem vor sich hin gammeln. Und ich kann dir sagen, sie stinken gewaltig.«
    Bosch nickte, während er die Informationen verarbeitete. All das brächte sie nicht weiter. Raynard Waits würde den Mord an Daniel Fitzpatrick ohnehin gestehen. Er spürte, dass Rider die Sache genauso sah. Ein freiwilliges Geständnis war wie ein Royal Flush beim Pokern. Es war nicht zu toppen.
    »Hast du schon was von Olivas oder O’Shea gehört?«, fragte Rider.
    »Bisher noch nicht. Bevor ich Olivas anrufe, wollte ich noch mit dir reden. Kennst du jemand, der Einblick ins Handelsregister hat?«
    »Ja, aber heute ist es dafür schon zu spät. Sie haben bereits geschlossen. Ich kann morgen früh anrufen. Was willst du wissen?«
    Bosch sah auf die Uhr. Ihm war völlig entgangen, wie spät es schon war. Das Omelett im Duffy’s müsste wohl als Frühstück, Mittag- und Abendessen herhalten.
    »Vielleicht sollten wir uns mal nach Waits’ Firma erkundigen – wie lange er sie hatte, ob es mal irgendwelche Beschwerden gab, solche Dinge. Eigentlich hätten das Olivas und sein Partner erledigen müssen, aber in den Akten steht nichts darüber.«
    Sie schwieg einen Moment, bevor sie sagte: »Glaubst du, hier könnte die Verbindung zum High Tower zu finden sein?«
    »Möglicherweise. Oder auch zu Marie Gesto. Sie hatte ein schönes großes Panoramafenster in ihrer Wohnung. Meines Wissens wurde dem damals nicht nachgegangen. Aber vielleicht haben wir es auch einfach übersehen.«
    »Harry, du übersiehst nie etwas. Trotzdem werde ich mich gleich dahinterklemmen.«
    »Die andere Sache ist der Name des Kerls. Er könnte falsch sein.«
    »Wieso?«
    Er erzählte ihr, dass er Rachel Walling angerufen und sie gebeten hatte, einen Blick in die Akten zu werfen. Rider quittierte das zunächst mit einem demonstrativen Schweigen. Auch wenn er Walling nur inoffiziell um Hilfe gebeten hatte, verstieß Bosch damit gegen ein ungeschriebenes LAPD-Gesetz – man zog ohne ausdrückliche Ermächtigung von oben nicht das FBI zu einem Ermittlungsverfahren hinzu. Als Bosch auf die Geschichte mit Reynard dem Fuchs zu sprechen kam, brach Rider schließlich ihr Schweigen und bemerkte skeptisch: »Du

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