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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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selbst schauen. Hier herrschte das Darwin’sche Gesetz, und er konnte nichts anderes tun, als zu hoffen, dass ihr Weg niemals den eines Raynard Waits kreuzte.
    Er packte die Akten zusammen und stieg aus dem Auto.
FÜNF
    Bosch sah das GESCHLOSSEN-Schild erst, als er den Eingang von Chinese Friends erreichte. Und dann fiel ihm wieder ein, dass das Restaurant am späten Nachmittag, bevor der abendliche Ansturm einsetzte, geschlossen war. Er zog das Handy aus der Tasche, um Rachel Walling anzurufen, doch sie hatte bei ihrem Rückruf ihre Nummer geblockt, weshalb ihm nichts anderes übrig blieb, als auf sie zu warten. Er kaufte sich an einem Zeitungskasten am Straßenrand die Times und begann, sie, gegen sein Auto gelehnt, durchzublättern.
    Beim Überfliegen der Schlagzeilen wurde er das Gefühl nicht los, als vergeudete er seine Zeit und verlöre irgendwie an Schwung. Der einzige Artikel, den er mit Interesse las, war eine kurze Meldung, dass Gabriel Williams sich bei seiner Kandidatur für das Amt des Bezirksstaatsanwalts der Unterstützung der South County Fellowship of Christian Churches hatte vergewissern können. Das überraschte ihn nicht weiter, war aber insofern interessant, als es ein frühes Anzeichen dafür war, dass die Stimmen der Minderheiten hauptsächlich an den Bürgerrechtsanwalt Williams gehen würden. In der Meldung wurde auch darauf hingewiesen, dass Williams und Rick O’Shea am nächsten Abend an einem Kandidatenforum teilnehmen würden, das von den Citizens for Sensitive Leadership veranstaltet wurde, einer weiteren Vereinigung, die sich für die Belange der South Side einsetzte. Die Kandidaten würden bei dieser Veranstaltung jedoch kein Streitgespräch miteinander fuhren, sondern jeweils eine Rede halten und Fragen aus dem Publikum beantworten. Im Anschluss daran würde die Bürgerinitiative bekannt geben, welchen Kandidaten sie unterstützte. Bei dem Forum sollten auch die Stadtratskandidaten Irvin Irving und Martin Maizel auftreten.
    Bosch ließ die Zeitung sinken und gab sich einem kurzen Tagtraum hin. Er stellte sich vor, wie er an dem Forum teilnahm und Irving aus dem Publikum heraus fertigmachte, indem er ihn fragte, inwiefern ihn sein ausgeprägter Hang zu unsauberen Machenschaften, den er bei der Polizei aufs Schönste unter Beweis gestellt hätte, für ein politisches Amt qualifizierte.
    Er wurde aus seinen Träumen gerissen, als ein ziviles FBI-Fahrzeug am Straßenrand hielt und Rachel Walling ausstieg. Sie war leger gekleidet, schwarze Hose, schwarzer Blazer, cremefarbene Bluse. Ihr dunkelbraunes Haar fiel offen auf ihre Schultern und unterstrich den lässigen Gesamteindruck. Sie sah gut aus, und Bosch musste sofort wieder an besagte Nacht in Las Vegas denken.
    »Rachel«, sagte er lächelnd.
    »Harry.«
    Er ging auf sie zu. Es war ein peinlicher Moment. Er wusste nicht, ob er sie in den Arm nehmen oder küssen oder ihr einfach nur die Hand geben sollte. Da war diese Nacht in Las Vegas gewesen – aber ihr war dieser Tag in L. A. gefolgt, auf der Terrasse seines Hauses, als ihre Beziehung in die Brüche gegangen war, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte.
    Sie nahm ihm die Entscheidung ab, indem sie die Hand ausstreckte und ihn leicht am Arm berührte.
    »Wolltest du nicht schon reingehen und was zu essen bestellen?«
    »Leider haben sie geschlossen. Sie öffnen erst um fünf wieder zum Abendessen. Möchtest du so lange warten oder woanders hingehen?«
    »Wohin?«
    »Keine Ahnung. Ins Philippe’s zum Beispiel.«
    Sie schüttelte mit Nachdruck den Kopf.
    »Bitte nicht ins Philippe’s. Dort gehen wir ständig essen. Ich habe heute sogar nur deshalb nichts zu Mittag gegessen, weil alle aus der Einheit dorthin gegangen sind.«
    »Taktik, hm?«
    Wenn sie von einem Lokal in der Innenstadt die Nase voll hatte, arbeitete sie höchstwahrscheinlich nicht in der Zentrale in Westwood, schlussfolgerte Bosch.
    »Ich weiß, wo wir hingehen. Ich fahre, und du kannst dir währenddessen die Unterlagen ansehen.«
    Er lief zu seinem Auto und öffnete ihr die Tür. Damit sie einsteigen konnte, musste er die Akten vom Beifahrersitz nehmen. Er drückte sie ihr in die Hand und ging auf die Fahrerseite. Die Zeitung warf er auf den Rücksitz.
    »Wow, richtig Steve-McQueen-mäßig«, bemerkte sie angesichts seines Mustangs. »Was ist aus deinem Geländewagen geworden?«
    Bosch zuckte mit den Achseln.
    »Ich hatte einfach wieder mal eine Veränderung nötig.«
    Er ließ zum Spaß den Motor aufheulen

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