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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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haben? Hatte er im High Tower Fenster geputzt und deshalb von der leer stehenden Garage gewusst? Vielleicht war das ein weiteres Versäumnis, eine Verbindung, die sie übersehen hatten.
    »Ich muss das wahrscheinlich nicht eigens betonen, Harry, aber bei diesem Mann musst du wirklich vorsichtig sein.«
    Er sah von seinen Notizen auf.
    »Warum?«
    »Irgendetwas an dem, was ich hier sehe – und das ist natürlich eine sehr vorschnelle Reaktion auf eine Fülle an Material –, irgendetwas daran kommt mir eigenartig vor.«
    »Was?«
    Sie ordnete ihre Gedanken, bevor sie antwortete.
    »Da wäre zum Beispiel die Tatsache, dass sich seine Festnahme einem reinen Glücksfall verdankt. Zwei Streifenpolizisten, die nach einem Einbrecher Ausschau halten, geraten zufällig an einen Mörder. Aber bis zu dem Moment, in dem die Polizisten die Müllsäcke in seinem Lieferwagen fanden, war Waits ein völlig unbeschriebenes Blatt. Er war in all den Jahren nie auffällig geworden. Wie bereits gesagt, ein Zeichen dafür, dass er außerordentlich geschickt und raffiniert vorgegangen sein muss. Und es sagt auch etwas über die Pathologie aus. Er hat nicht wie der Zodiac oder der BTK-Killer irgendwelche Mitteilungen an die Polizei geschickt. Er stellte seine Opfer nicht zur Schau, sei es nun in einem Affront gegen die Gesellschaft oder um die Polizei herauszufordern. Er hielt sich total im Hintergrund. Er operierte im Verborgenen. Und mit Ausnahme der beiden ersten suchte er sich durchwegs Opfer, die er verschwinden lassen konnte, ohne dass irgendjemand etwas davon mitbekam. Verstehst du, was ich meine?«
    Bosch zögerte kurz. Er war unschlüssig, ob er ihr von dem Fehler erzählen sollte, der ihm und Edgar vor Jahren unterlaufen war.
    Sie bemerkte sein Zögern.
    »Was ist?«
    Er antwortete nicht.
    »Harry, ich habe keine Lust, mich hier unnütz abzustrampeln. Wenn du etwas weißt, was ich wissen sollte, dann erzähl es mir gefälligst. Sonst gehe ich besser wieder.«
    »Warte bitte wenigstens noch so lange, bis ich den Kaffee geholt habe. Hoffentlich magst du ihn schwarz.«
    Er stand auf und ging in die Küche und füllte zwei Tassen mit Kaffee. In einem Korb, in den er mitgelieferte Soßen und Gewürze warf, wenn er sich etwas nach Hause kommen ließ, fand er ein paar Tütchen Zucker und Süßstoff und nahm sie Rachel mit. Sie gab Süßstoff in ihren Kaffee.
    »Also«, sagte sie nach dem ersten Schluck. »Was verschweigst du mir?«
    »Meinem Partner und mir ist ein Fehler unterlaufen, als wir 1993 an dem Fall gearbeitet haben. Ich weiß nicht, ob es dem widerspricht, was du gerade gesagt hast – dass Waits immer im Verborgenen agierte. Wie es aussieht, hat er uns damals angerufen. Etwa drei Wochen nach Beginn der Ermittlungen. Er hat am Telefon mit meinem Partner gesprochen und einen falschen Namen angegeben. Zumindest denken wir, dass es ein falscher Name war. Angesichts dieser Reynard-Fuchs-Geschichte könnte es allerdings durchaus sein, dass es sein richtiger Name war. Jedenfalls haben wir es versiebt. Wir sind der Sache nicht weiter nachgegangen.«
    »Wie meinst du das?«
    Langsam, widerstrebend berichtete er ihr in allen Einzelheiten von Olivas’ Anruf und wie er Waits’ Decknamen in den 51ern entdeckt hatte. Sie hielt den Blick auf den Tisch gesenkt und nickte ab und zu, während er erzählte. Sie malte mit dem Stift einen Kreis auf dem Blatt mit ihren Notizen.
    »Und den Rest kennst du ja«, schloss er. »Er machte einfach weiter – und brachte Menschen um.«
    »Wann hast du das herausgefunden?«, fragte sie.
    »Unmittelbar nachdem ich mich heute mit dir getroffen habe.«
    Sie nickte.
    »Das erklärt, warum du dem Wodka so kräftig zugesprochen hast.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Und ich dachte zuerst – nein, vergiss, was ich dachte.«
    »Nein, es ist nicht, weil ich dich wiedergesehen habe, Rachel. Dich wiederzusehen war – oder vielmehr ist – sehr schön.«
    Sie griff nach ihrer Tasse und trank daraus, dann blickte sie auf ihre Notizen und schien sich innerlich zusammenzureißen, um weiterzumachen.
    »Ich sehe allerdings nicht, was die Tatsache, dass er euch damals angerufen hat, an meinen Schlussfolgerungen ändern sollte«, sagte sie. »Auf den ersten Blick scheint es vielleicht nicht zu ihm zu passen, dass er sich, egal, unter welchem Namen, bei euch gemeldet hat. Aber du darfst nicht vergessen, dass der Gesto-Fall in die Frühphase seiner Entwicklung fallt. Es gibt bei Gesto eine ganze Reihe von Aspekten, die nicht

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