Echo Park
recht ins Bild passen. Daher wäre es auch keineswegs so ungewöhnlich, dass es der einzige Fall war, in dem er den Kontakt zur Öffentlichkeit suchte.«
»Okay.«
Sie zog wieder ihre Unterlagen zurate. Seit er ihr von seinem Fehler erzählt hatte, vermied sie es, ihn anzusehen.
»Wo war ich eigentlich stehen geblieben, bevor du auf diese Geschichte zu sprechen gekommen bist?«
»Du hast gesagt, dass er sich nach den ersten zwei Morden Opfer aussuchte, die er verschwinden lassen konnte, ohne dass es jemand mitbekam.«
»Genau. Was ich damit sagen will, ist, dass er in seinem Tun Befriedigung genug fand. Er hatte es nicht nötig, irgendjemanden wissen zu lassen, was er machte. Er berauschte sich nicht an der Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde. Er wollte sogar ausdrücklich keine Aufmerksamkeit.«
»Und was stört dich daran?«
Sie blickte zu ihm auf.
»Wie meinst du das?«
»Ich weiß auch nicht. Aber du machst den Eindruck, als käme dir etwas an dem Profil, das du für diesen Kerl erstellt hast, selber spanisch vor. Als könnte es dich selbst nicht so ganz überzeugen.«
Sie nickte und bestätigte damit seine Einschätzung.
»Es ist nur, dass sein Profil nicht zu jemand passt, der in der gegenwärtigen Phase plötzlich mit der Polizei kooperiert und ihr von den anderen Morden erzählt. Ich sehe hier eher jemand, der um keinen Preis etwas zugeben würde. Absolut nichts. Er würde es leugnen oder zumindest Schweigen bewahren, bis sie ihm eine Spritze in den Arm stecken.«
»Schön, das wäre also ein Widerspruch. Aber stecken nicht all diese Typen voller Widersprüche? Irgendwie sind sie doch alle von Grund auf verkorkst. Kein Profil trifft hundertprozentig zu, oder?«
Sie nickte.
»Das stimmt. Aber es passt trotzdem nicht ins Bild. Was ich damit sagen will, ist, dass es da aus seiner Sicht noch etwas anderes geben muss. Ein übergeordnetes Ziel, wenn du so willst. Ein Plan. Dieses Geständnis ist ein Zeichen für irgendeine Form von Manipulation.«
Bosch nickte, als läge das, was sie sagte, auf der Hand.
»Natürlich ist es das. Er manipuliert O’Shea und die Justiz. Er macht das alles nur, um der Todesspritze zu entgehen.«
»Möglicherweise, aber er könnte auch andere Motive haben. Sei vorsichtig.«
Die beiden letzten Worte sagte sie, als ermahnte sie einen Untergebenen oder sogar ein kleines Kind.
»Keine Sorge, das werde ich«, antwortete Bosch.
Er beschloss, das Thema nicht weiter zu vertiefen.
»Was hältst du von der Tatsache, dass er seine Opfer zerstückelt hat?«, fragte er. »Was sagt dir das?«
»Es ist tatsächlich so, dass ich die meiste Zeit mit dem Studium der Obduktionsbefunde verbracht habe. Ich war immer schon der Auffassung, dass man über einen Mörder am meisten durch seine Opfer erfahrt. Todesursache war in allen Fällen Strangulation. Die Leichen wiesen keinerlei Stichwunden auf. Sie wurden erst nachträglich zerstückelt. Deshalb glaube ich, dass diese beiden Vorgänge nichts miteinander zu tun haben. Zerstückelt hat er die Leichen nur, weil er darin eine einfache Möglichkeit sah, sich ihrer zu entledigen. Auch das zeigt wieder, wie raffiniert, vorausschauend und gut organisiert er ist. Je mehr ich über ihn gelesen habe, desto deutlicher ist mir bewusst geworden, wie viel Glück wir hatten, dass er uns an diesem Abend ins Netz gegangen ist.«
Sie fuhr mit dem Finger über das Blatt mit ihren Notizen und nahm den Faden dann wieder auf.
»Die Müllsäcke finde ich übrigens sehr interessant. Drei Müllsäcke für zwei Frauen. In einem Sack waren beide Köpfe und alle vier Hände. Sieht ganz danach aus, als hätte er mit dem Sack mit den Körperteilen, die zur Identifizierung der Opfer herangezogen worden wären, etwas anderes im Sinn gehabt. Konnten sie denn feststellen, wohin er unterwegs war, als er angehalten wurde?«
Bosch zuckte mit den Achseln.
»Bisher nicht. Sie gingen immer davon aus, dass er die Müllsäcke irgendwo in der Nähe des Stadions vergraben wollte, aber das kann eigentlich schlecht sein, weil sie ihn vom Stadium Way in ein Wohngebiet haben fahren sehen. Er fuhr also weg vom Stadion und den baumbestandenen Flächen, wo er die Säcke am ehesten hätte vergraben können. Es gibt in dieser Wohngegend zwar einige unbebaute Grundstücke und Zugangsmöglichkeiten zu den Hängen unterhalb des Stadions, aber ich halte es für ziemlich unwahrscheinlich, dass er in ein Wohngebiet gefahren wäre, wenn er wirklich vorgehabt hätte, sie zu vergraben. In
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