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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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erfahren gab. Wenn er der Mörder war, wollte er uns wahrscheinlich sowieso nur an der Nase herumführen.«
    »Mag sein, aber wir haben den Namen nicht durch den Computer laufen lassen. Wir hätten in den Decknamen-Datenbanken einen Treffer erzielt. Vielleicht war es das, was er wollte.«
    Darauf schwiegen beide, während sie über ihren verhängnisvollen Fehler nachgrübelten. Endlich brach Edgar das Schweigen.
    »Harry, bist du selbst darauf gestoßen? Weißt nur du davon?«
    »Nein, ein Typ vom Morddezernat Northeast hat es entdeckt. Er hat die Gesto-Akte. Er weiß Bescheid, und der Staatsanwalt, der für den Verdächtigen zuständig ist, ist ebenfalls im Bild. Aber das spielt alles keine Rolle. Wir haben es vermasselt.«
    Und Menschen sind gestorben, dachte er, ohne es auszusprechen.
    »Wer ist der zuständige Staatsanwalt?«, fragte Edgar. »Lässt sich die Sache irgendwie unter Verschluss halten?«
    Bosch wusste, dass Edgar bereits dazu übergegangen war, sich Gedanken darüber zu machen, wie sich der potenzielle Schaden begrenzen ließe, den so etwas auf seine Karriere haben konnte. Bosch fragte sich, ob sich Edgars Schuldgefühle wegen der neun weiteren Opfer nach Marie Gesto in Luft aufgelöst hatten oder ob er sie kurzerhand beiseite geschoben hatte. Edgar war kein guter Detective. Er nahm sich die Sache nicht zu Herzen.
    »Das bezweifle ich«, sagte Bosch. »Und es interessiert mich eigentlich auch nicht. Wir hätten uns den Kerl damals vorknöpfen sollen, aber wir haben unsere Chance verpasst, und er hat weiter ungestört Frauen zerstückelt.«
    »Was sagst du da? Zerstückelt? Ist das etwa der Müllsack-Mörder von Echo Park? Wie heißt der Kerl gleich wieder – Waits? Er war unser Mann?«
    Bosch nickte und drückte das kalte Glas an seine linke Schläfe.
    »Richtig. Er wird morgen gestehen. Früher oder später wird es rauskommen, weil Rick O’Shea es für seine Kandidatur ausschlachten will. Die Sache wird sich schwerlich verheimlichen lassen, weil bestimmt irgendein schlauer Reporter fragen wird, ob Waits früher mal in Zusammenhang mit dem Gesto-Fall aufgetaucht ist.«
    »Dann sagen wir eben Nein, was ja auch stimmt. Waits’ Name ist nie aufgetaucht. Es war ein Deckname, und darüber brauchen wir ihnen ja nichts zu erzählen. Das musst du O’Shea irgendwie klarmachen, Harry.«
    Seine Stimme hatte einen beschwörenden Tonfall angenommen. Inzwischen bereute Bosch, ihn angerufen zu haben. Er wollte, dass Edgar die Last der Schuld mit ihm teilte – und nicht nach einer Möglichkeit suchte, sie von sich abzuwälzen.
    »Wie du meinst, Jerry.«
    »Harry, das kannst du ihm doch ohne Weiteres sagen. Du drehst ja schon eine Art Ehrenrunde im Job. Aber ich stehe für einen wichtigen Posten beim RHD auf der Liste, und wenn das hier rauskommt, kann ich das vergessen.«
    Bosch wollte nur noch auflegen.
    »Wie gesagt, ich werde tun, was ich kann. Aber manchmal muss man auch die Konsequenzen tragen, wenn man Mist baut.«
    »Aber nicht dieses Mal, Partner. Nicht jetzt.«
    Es ärgerte Bosch, dass Edgar in diesem Moment an ihre ehemalige Partnerschaft appellierte und verlangte, dass er sich vor ihn stellte – aus Loyalität und aufgrund des ungeschriebenen Gesetzes, dass die Bande einer Partnerschaft unauflöslich waren und sogar stärker als die einer Ehe.
    »Ich sagte doch, ich werde tun, was ich kann«, erwiderte Bosch. »Ich muss jetzt Schluss machen, Partner. «
    Er stand vom Boden auf und hängte den Hörer an den Wandapparat.
    Bevor er auf die Terrasse zurückkehrte, übergoss er das Eis in seinem Glas noch einmal mit Wodka. Er stellte sich ans Geländer und stützte sich mit den Ellbogen auf. Der Verkehrslärm vom Freeway tief unter ihm bildete ein stetes Rauschen, an das er sich gewöhnt hatte. Er blickte zum Himmel hinauf, in das schmutzige Rosa des Sonnenuntergangs. Er sah einen Rotschwanzbussard, der in der Thermik kreiste. Er erinnerte ihn an den Vogel, den er an dem Tag gesehen hatte, an dem sie Marie Gestos Auto gefunden hatten.
    Sein Handy begann zu läuten, und er hatte eine Weile zu kämpfen, bis er es aus seiner Jackentasche gefummelt hatte. Damit der Anrufer nicht auflegte, nahm er das Gespräch sofort entgegen, ohne auf das Display zu sehen. Es war Kiz Rider.
    »Harry, weißt du schon Bescheid?«
    »Ja, ich habe es schon gehört. Ich habe gerade mit Edgar darüber gesprochen. Aber ihn interessiert nur, dass seine Karriere bei der RHD nicht darunter leidet.«
    »Harry, wovon redest du

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