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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Irving, und Bosch war fest entschlossen, alles in seiner Macht Stehende zu tun, Irvings Wahl zu verhindern. Wie Gabriel Williams versprach auch Irving Reformen, und in seinen Wahlreden wetterte er mit Vorliebe gegen das LAPD. Als Irving noch bei der Polizei gewesen war, war Bosch einige Male mit ihm aneinandergeraten. Er wollte diesen Mann unter keinen Umständen in den Stadtrat einziehen sehen.
    Dank der Ausführlichkeit, mit der die Times fast täglich über die anstehenden Lokalwahlen berichtete, war Bosch nicht nur über Maizel und Irving, sondern auch über die politischen Programme anderer Kandidaten bestens im Bild und wusste daher auch genau über O’Sheas Kampagne Bescheid. Der Ankläger zielte vor allem darauf ab, seine Ansprüche auf das Amt des Bezirksstaatsanwalts mit aufsehenerregenden Strafverfahren zu untermauern, die den Wert seiner Berufserfahrung herausstellen sollten. Erst einen Monat zuvor hatte er die Vorverhandlung gegen Raynard Waits in fette Schlagzeilen und publicitywirksame Auftritte in den Fernsehnachrichten umgemünzt. Der Doppelmörder Waits war in Echo Park bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle angehalten worden, und dabei hatten die Cops in seinem Lieferwagen mehrere Müllsäcke entdeckt, aus denen Blut sickerte. Bei ihrer Durchsuchung stellte sich heraus, dass sie Körperteile von zwei Frauen enthielten. Wenn es einen Fall gab, bei dem ein Anwärter für das Amt des Bezirksstaatsanwalts mit ungeteiltem Medieninteresse rechnen konnte, dann der des Müllsackmörders von Echo Park.
    Der Haken an der Sache war nur, dass danach mit den Schlagzeilen erst einmal Schluss gewesen war. Gegen Ende der Vorverhandlung war zwar schon der Prozesstermin festgesetzt worden, aber da dem Angeklagten die Todesstrafe drohte, wäre mit dem Prozess – und den damit einhergehenden Schlagzeilen – erst in mehreren Monaten und somit lange nach der Wahl zu rechnen. O’Shea benötigte also irgendetwas Neues, um für Pressewirbel zu sorgen und im Gespräch zu bleiben. Daher fragte sich Bosch, welche Pläne der Kandidat mit dem Gesto-Fall hatte.
    »Glaubst du, Gesto hat etwas mit Waits zu tun?«, fragte Rider.
    »1993 ist sein Name nie gefallen«, sagte Bosch. »Ebenso wenig wie Echo Park.«
    Das Telefon läutete, und er nahm rasch ab.
    »Offen-Ungelöst, Detective Bosch.«
    »Olivas. Bringen Sie die Akte um elf Uhr in den sechzehnten Stock rüber. Richard O’Shea wird ebenfalls da sein. Sie sind mit im Boot, mein Freund.«
    »Wir werden kommen.«
    »Moment, Moment. Was heißt wir? Ich habe Sie gesagt, Sie sollen mit der Akte kommen.«
    »Ich habe eine Partnerin, Olivas. Wir kommen gemeinsam.«
    Bosch legte einfach auf. Er sah Rider an.
    »Wir haben um elf einen Termin.«
    »Und was ist mit Matarese?«
    »Da lassen wir uns schon was einfallen.«
    Er dachte kurz nach, dann stand er auf und ging zu dem verschlossenen Aktenschrank hinter seinem Schreibtisch. Er zog die Gesto-Akte heraus und kehrte damit an seinen Platz zurück. Seit er vor einem Jahr aus dem Ruhestand zurückgekehrt war, hatte er die Akte dreimal aus dem Archiv geholt. Jedes Mal hatte er sie aufmerksam durchgelesen, ein paar Anrufe und Besuche gemacht und mit einigen der Personen gesprochen, die dreizehn Jahre zuvor in dem Ermittlungsverfahren eine Rolle gespielt hatten. Rider wusste über den Fall Bescheid und wie viel ihm daran lag. Sie ließ ihm den Freiraum, sich damit zu beschäftigen, wenn sonst nichts Dringendes zu erledigen war.
    Bisher jedoch waren seine Bemühungen fruchtlos geblieben. Es gab keine DNA, keine Fingerabdrücke, keinen Hinweis auf Gestos Verbleib – auch wenn für ihn weiterhin feststand, dass sie tot war – und keine konkrete Spur zu ihrem Entführer. Bosch hatte dem Mann, der noch am ehesten als Tatverdächtiger infrage kam, wiederholt auf den Zahn gefühlt, ohne dass dabei etwas herausgekommen wäre. Es war ihm gelungen, Marie Gestos Weg von ihrer Wohnung zu dem Supermarkt zu rekonstruieren, aber nicht weiter. Er hatte ihr Auto in der Garage der High Tower Apartments gefunden, aber er hatte keinerlei Anhaltspunkte, wer es dort abgestellt haben könnte.
    Bosch hatte in seiner Polizeilaufbahn mehr als genug ungelöste Fälle gehabt. Es war schlichtweg unmöglich, alle zu lösen, und niemand beim Morddezernat hätte das abgestritten. Aber der Gesto-Fall war einer von denen, die ihm keine Ruhe ließen. Jedes Mal, wenn er ihn sich wieder vornahm, befasste er sich ungefähr eine Woche lang damit, kam aber nicht weiter

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