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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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seit zehn Tagen vermisst, und sie bringen ständig ihr Bild in den Nachrichten.«
    »Ich besitze keinen Fernseher, Detective«, sagte Kay.
    Keinen Fernseher. Das stempelte ihn in dieser Stadt als Freigeist ab, dachte Bosch.
    »Ihr Foto war auch in der Zeitung«, versuchte es Edgar.
    »Zeitung lese ich ab und zu«, sagte Kay. »Ich hole sie mir unten aus den Altpapiercontainern. Dann sind sie allerdings schon ziemlich alt. Jedenfalls habe ich keine Meldung über sie gesehen.«
    »Sie ist vor zehn Tagen verschwunden«, sagte Bosch. »Also am Donnerstag, dem Neunten. Können Sie sich vielleicht erinnern, ob um diese Zeit hier irgendetwas Ungewöhnliches passiert ist?«
    Kay schüttelte den Kopf.
    »Da war ich gar nicht hier. Ich war im Urlaub, in Italien.«
    Bosch lächelte.
    »Ich liebe Italien. Wo genau waren Sie?«
    Kays Gesicht leuchtete auf.
    »Am Comer See und dann in Asolo, einem kleinen Bergdorf. Dort, wo Robert Browning gelebt hat.«
    Bosch nickte, als wären ihm diese Orte bekannt, und als wüsste er, wer Robert Browning war.
    »Wir kriegen Besuch«, bemerkte Edgar.
    Bosch folgte dem Blick seines Partners. Unten vor der Absperrung hatte ein Übertragungswagen mit einer Satellitenschüssel auf dem Dach und einer riesigen Neun an der Seite gehalten. Einer der Streifenpolizisten ging darauf zu.
    Bosch wandte sich wieder an den Hausverwalter.
    »Mr. Kay, wir müssen uns später noch ausführlicher unterhalten. Wäre nett, wenn Sie inzwischen nachsehen könnten, ob Sie noch Telefonnummern oder Namen von Leuten finden, die sich die Wohnung angesehen oder deswegen angerufen haben. Außerdem müssen wir mit Ihrer Urlaubsvertretung sprechen. Und suchen Sie uns bitte auch die Adresse der letzten Mieterin heraus – Sie wissen schon, die nach Texas zurückgegangen ist.«
    »Kein Problem.«
    »Und wir werden die übrigen Hausbewohner befragen müssen, ob jemand gesehen hat, wie das Auto in der Garage abgestellt wurde. Wir werden uns Mühe geben, nicht zu sehr zu stören.«
    »Kein Problem. Ich werde zusehen, was ich an Nummern auftreiben kann.«
    Sie verließen die Wohnung und gingen mit Kay zum Aufzug zurück. Dort verabschiedeten sie sich von dem Mann und fuhren nach unten. Der Stahlwürfel ruckelte auch diesmal, bevor er ohne Stocken nach unten glitt.
    »Ich wusste gar nicht, dass du Italien-Fan bist, Harry«, sagte Edgar.
    »Bin ich auch nicht.«
    Edgar nickte. Es war nur ein Trick gewesen, um Kay aus der Reserve zu locken und mehr über sein mögliches Alibi zu erfahren.
    »Hast du ihn auf der Rechnung?«, fragte er.
    »Eigentlich nicht. Nur für alle Fälle. Außerdem, wenn er’s war, warum sollte er dann das Auto hier in der Garage abstellen? Und es anschließend auch noch melden?«
    »Stimmt schon. Aber vielleicht ist er clever genug, zu wissen, dass wir ihn für zu clever für so was halten würden. Verstehst du, was ich meine? Vielleicht will er uns austricksen, Harry. Vielleicht kam das Mädchen hierher, um sich die Wohnung anzusehen, und dann lief irgendwas schief. Er versteckt die Leiche, weiß aber, dass er das Auto nicht wegschaffen kann, weil er möglicherweise von der Polizei angehalten wird. Also wartet er zehn Tage und meldet es erst dann – als ob er denkt, es könnte gestohlen sein.«
    »Dann solltest du vielleicht doch sein italienisches Alibi überprüfen, Watson.«
    »Warum bin ich immer bloß Watson? Warum kann ich nicht mal Holmes sein?«
    »Weil Watson derjenige ist, der zu viel redet. Aber wenn du willst, werde ich dich in Zukunft ›Holmes‹ nennen. Vielleicht gefällt dir das ja besser.«
    »Was ist eigentlich los mit dir, Harry?«
    Bosch dachte an die Kleidungsstücke, die ordentlich gefaltet auf dem Vordersitz des Honda gelegen hatten. Er spürte wieder diesen Druck in seinem Inneren. Als ob sein ganzer Körper mit Draht umwickelt wäre, der immer enger zusammengezogen wurde.
    »Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.«
    »Inwiefern?«
    »Weil ich mehr und mehr zu der Überzeugung gelange, dass wir sie nie finden werden. Und wenn wir sie nicht finden, dann finden wir ihn auch nicht.«
    »Den Mörder?«
    Der Aufzug hielt mit einem Ruck, federte kurz nach und kam dann ganz zum Stillstand. Bosch zog die Türen auf. Am Ende des kurzen Gangs, der zu der Stichstraße und den Garagen führte, sah er eine Frau mit einem Mikrofon und einen Mann mit einer Fernsehkamera, die auf sie warteten.
    »Ja«, sagte er. »Den Mörder.«

TEIL EINS
DER MÖRDER
EINS
    Der Anruf kam herein, als Harry Bosch

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