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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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und brachte die Akte schließlich wieder ins Archiv zurück mit dem Gefühl, alles getan zu haben, was getan werden konnte. Aber diese selbst erteilte Absolution hielt nur ein paar Monate an, dann stand er eines Tages wieder am Schalter und füllte das Antragsformular aus. Er gab nicht auf.
    »Bosch«, rief einer der anderen Detectives. »Miami auf Leitung zwei.«
    Bosch hatte nicht einmal das Telefon im Bereitschaftsraum läuten hören.
    »Lass mich drangehen«, sagte Rider. »Du bist gerade in Gedanken ganz woanders.«
    Sie nahm den Hörer ab, und Bosch schlug wieder einmal die Gesto-Akte auf.
ZWEI
    Infolge des Gedränges vor den Aufzügen verspäteten sich Bosch und Rider um zehn Minuten. Wegen der Lifts kam er nur sehr ungern ins Criminal Courts Building. Das lange Warten und dann das Gerangel, um sich einen Platz zu ergattern, versetzten ihn in eine Hektik, auf die er gern verzichten konnte.
    An der Empfangstheke der Staatsanwaltschaft im sechzehnten Stock wurden sie aufgefordert, zu warten, bis jemand sie in O’Sheas Büro begleitete. Nach ein paar Minuten kam ein Mann durch eine Tür und deutete auf den Aktenkoffer, den Bosch in der Hand hielt.
    »Haben Sie sie dabei?«, fragte er.
    Bosch kannte den Mann nicht. Er war ein dunkelhäutiger Latino in einem grauen Anzug.
    »Olivas?«
    »Ja. Haben Sie die Akte dabei?«
    »Ja, ich habe die Akte dabei.«
    »Dann kommen Sie mit nach hinten, mein Freund.«
    Olivas ging auf die Tür zu, durch die er gekommen war. Rider wollte ihm folgen, aber Bosch legte ihr die Hand auf den Arm. Als Olivas merkte, dass sie ihm nicht folgten, blieb er stehen.
    »Kommen Sie jetzt oder nicht?«
    Bosch machte einen Schritt auf ihn zu.
    »Olivas, lassen Sie uns erst eins klarstellen, bevor wir irgendwohin gehen. Wenn Sie mich noch einmal ›mein Freund‹ nennen, schiebe ich Ihnen die Akte den Arsch hoch, und zwar, ohne sie vorher aus dem Aktenkoffer zu nehmen.«
    Olivas hob kapitulierend die Hände.
    »Ganz wie Sie meinen.«
    Er hielt die Tür auf, und sie folgten ihm in einen langen Flur. Nachdem sie zweimal rechts abgebogen waren, erreichten sie O’Sheas Büro. Es war ein großer Raum, gemessen an den bei der Staatsanwaltschaft üblichen Verhältnissen. Meistens mussten sich mehrere Ankläger ein Büro teilen, zwischen zwei und vier pro Zimmer, und ihre Besprechungen hielten sie in einem der nach strengen Zeitplänen zugeteilten Vernehmungszimmer am Ende des jeweiligen Flurs ab. In O’Sheas Büro dagegen war genügend Platz für einen riesigen Schreibtisch und eine separate Sitzecke. Als Leiter der Abteilung Special Prosecutions genoss man anscheinend gewisse Privilegien. Und als Thronanwärter auf den Platz an der Spitze ebenfalls.
    O’Shea stand von seinem Schreibtischsessel auf, um ihnen die Hände zu schütteln. Er war um die vierzig, gut aussehend und hatte pechschwarzes Haar. Und er war klein, was Bosch bereits wusste, obwohl er ihm nie begegnet war. Als er die Fernsehberichterstattung über die Waits-Vorverhandlung verfolgt hatte, war ihm aufgefallen, dass die meisten Reporter, die sich auf dem Korridor vor dem Gerichtssaal um O’Shea versammelt hatten, größer waren als der Mann, dem sie ihre Mikrofone unter die Nase hielten. Bosch mochte kleine Ankläger. Sie versuchten immer, etwas zu kompensieren, und normalerweise war es der Angeklagte, der am Ende den Preis dafür bezahlte.
    Alle nahmen Platz. O’Shea hinter seinem Schreibtisch, Bosch und Rider auf den davor stehenden Stühlen und Olivas neben einigen an der Wand lehnenden RICK O’SHEA GREIFT DURCH-Wahlplakaten.
    »Danke, dass Sie gekommen sind, Detectives«, sagte O’Shea. »Lassen Sie uns zuallererst etwaige Verstimmungen aus dem Weg räumen. Freddy sagt, Sie beide hatten keinen sehr harmonischen Einstieg.«
    Er sah beim Sprechen Bosch an.
    »Ich habe keinerlei Probleme mit Freddy«, sagte Bosch. »Ich kenne Freddy nicht mal gut genug, um ihn Freddy zu nennen.«
    »Dann sollte ich Ihnen vielleicht sagen, dass sein Zögern, Sie in die Hintergründe dieser Angelegenheit einzuweihen, auf die Brisanz der Sache zurückzuführen ist und voll und ganz zu meinen Lasten geht. Wenn Sie also verärgert sind, ärgern Sie sich bitte über mich.«
    »Ich bin nicht verärgert«, sagte Bosch. »Ich bin glücklich und zufrieden. Fragen Sie meine Partnerin – so bin ich, wenn ich glücklich und zufrieden bin.«
    Rider nickte.
    »Er ist glücklich und zufrieden«, sagte sie. »Eindeutig glücklich und zufrieden.«
    »Na schön«,

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