Echo: Roman (German Edition)
katzenartige. Aber keine Vögel. Wir sahen absolut nichts in der Luft. Alles in allem schien das offene Land ebenso verlassen zu sein wie die Ortschaften.
Gegen Ende des vierten Tages passierten wir eine idyllische Gegend mit einem Wasserfall mitten im Wald. Eine große Blockhütte stand auf einer Lichtung nahe dem unteren Ende des Wasserfalls. Wir befanden uns über nördlichen Breiten, und am Boden herrschte winterliche Kälte. Die Hütte hatte einen Kamin. Wäre jemand dort gewesen, so hätten wir auch Rauch gesehen. »Tatsächlich« , verkündete Belle, »ist die ganze Welt im Durchschnitt ein wenig kälter, als wir es in Anbetracht ihres Aufbaus und ihrer Entfernung von der Sonne erwartet hätten.«
»Wie viel kälter?«, fragte Alex.
»Vier bis fünf Grad Celsius.« Das hört sich nicht nach viel an, ist aber in Wahrheit ein beträchtlicher Wert.
Alex blickte zu der Blockhütte hinab. »Schätze, es ist Zeit für einen neuen Versuch«, meinte er. »Vielleicht bekommen wir da unten ein Gespür dafür, was hier passiert ist.«
Die Hütte verfügte über ein Obergeschoss. Wir kreisten über dem Gebiet und suchten nach einem geeigneten Landeplatz. Freies Gelände gab es nur auf der anderen Seite des Flusses. Hinter der Hütte wäre ebenfalls Platz gewesen, wäre dort nicht ein Karren höchst ungünstig abgestellt worden. »Wir fliegen ein wenig stromabwärts«, entschied ich.
»Okay. Was auch immer ...« Wieder war er sehr still geworden.
»Alles in Ordnung mit dir?«
»Klar.« Er stieß einen langen Seufzer aus. »Ein Licht«, sagte er. »Ich würde eine Menge darum geben, ein einziges Licht zu sehen. Ein echtes Licht.«
Wer immer Zakary geschickt hatte, er hatte sich, als er mit einem Licht vor Alex’ Nase herumgewedelt hatte, ebenso bösartig verhalten wie bei der Platzierung der Bombe.
Wir landeten etwa einen Kilometer von der Hütte entfernt. Die Sonne war vor fünf Stunden untergegangen, und die Sterne versteckten sich hinter einer Wolkendecke. Ich schaltete die Antigrav-Aggregate ab, und das Zusatzgewicht stellte sich ein. Ich mag Welten mit geringer Schwerkraft. »Werden Sie Ihre Druckanzüge tragen?« , fragte Belle.
Alex sah mich an. Schüttelte den Kopf. »Und du, Chase?«
»Ich glaube, die brauchen wir nicht.«
»Ich bin gleicher Meinung. Aber bitte halten Sie einen Kanal offen, damit ich hören kann, was vor sich geht!«
Alex steckte seinen Scrambler ins Halfter. Ich sah noch einmal nach, um sicherzustellen, dass meiner dieses Mal korrekt eingestellt war, und steckte ihn in meinen Gürtel.
Ich hatte die Landefähre mitten auf einer Waldlichtung runtergebracht. Wir zogen unsere Jacken an, Alex schnappte sich seine Schultertasche, und wir gingen durch die Luftschleuse. Die Luft war kalt . Die Jacke erwärmte sich augenblicklich, aber das war meiner Nase und meinen Wangen auch keine Hilfe.
Wir traten hinunter in die dünne Schneeschicht und schalteten unsere Lampen ein. Auf der Lichtung und im Wald war es still.
Die Navigationsleuchten erhellten den Platz recht gut. Aber als wir uns aus ihrem Lichtkegel entfernten und in den Wald vorstießen, umfing uns tiefe Dunkelheit. Und das meine ich ernst. Dieser Ort fühlte sich ganz anders an als die Insel. Vielleicht lag es daran, dass ich auf der Insel die Wellen hatte herandonnern hören. Auf der Insel hatte es ein paar Tiere gegeben. Hier fehlte dergleichen. Der Wald hier fühlte sich nur leer an. Er vermittelte das Gefühl vollständiger Einsamkeit. Keine Kreaturen, keine Geräusche in den Bäumen, abgesehen von Ästen, die im Wind knarrten. Nichts außer dem unveränderlichen Summen der Insekten.
Es gab eine Menge dichter Sträucher voller Dornen. Wir mussten uns den Weg freischneiden. Der Boden war uneben; überall tiefe Löcher. Diese Löcher hatten sich mit Schnee gefüllt – ideale Voraussetzungen, um sich den Fuß zu brechen.
Wir bewegten uns mit großer Vorsicht und schafften es trotzdem, immer wieder ins Straucheln zu kommen. Es ist erstaunlich, wie unbeholfen man werden kann, wenn man plötzlich einen Batzen Zusatzgewicht mit sich herumschleppen muss.
Wir fanden die Hütte. Dieses Mal gab es natürlich kein Licht. Als wir zum Fenster hineinlugten, sahen wir auch keinen Außerweltler. Die Tür war verschlossen. Wir umkreisten die Hütte und suchten nach einem Weg hineinzugelangen, ohne ein Fenster aufzubrechen. Ich wusste selbst nicht, warum. Denn schließlich schien alles auf dieser Welt längst der Natur überlassen worden zu
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