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Echo: Roman (German Edition)

Echo: Roman (German Edition)

Titel: Echo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sein. Dennoch wollten wir aus irgendeinem Grund nichts kaputtmachen. Wir hatten noch nie Probleme mit Objekten, die Tausende von Jahren alt waren. Aber bei der Hütte lagen die Dinge anders: Es fühlte sich an, als würde immer noch jemand dort wohnen.
    Auch die Fenster waren verriegelt, ebenso wie die Hintertür. Vorhänge waren vorgezogen worden, nur nicht in einem Raum auf der Vorderseite, wo sie am Boden lagen. Wir konnten ein stoffbezogenes Sofa und zwei Lehnsessel erkennen. Sie sahen aus, als hätten wir bequem darin sitzen können. Ein aufgeschlagenes Buch lag auf einem Beistelltisch.
    Wir gingen um die Hütte herum, bis wir erneut vor der Vordertür standen. »Was meinst du?«, fragte ich.
    »Immer schön auf Nummer sicher gehen.« Alex klopfte, erst nur sacht, dann lauter. Nichts rührte sich. Er griff zu einem Stein, wog ihn in der Hand und hielt inne. »Verdammt!«, fluchte er. Dann zertrümmerte er das Glas. Das laute, dumpfe Splittergeräusch zerriss die sonst so umfassende Stille.
    Ich fragte mich, was wir wohl getan hätten, wäre plötzlich etwas aus dem Schlafzimmer auf uns zugestürzt.
    »Gib einfach mir die Schuld, Kleines!«, sagte Alex. Ich erinnerte mich nicht, den Gedanken ausgesprochen zu haben. Aber vielleicht kannte er mich auch nur zu gut. Er hielt die Lampe hinein und kletterte durch das Fenster. Einen Moment später öffnete er mir die Tür.
    In der Hütte gab es eine Feuerstelle und einen Herd. Ein Haufen Holzscheite stapelte sich an einer Wand. Ich betrachtete sie eingehender und sah nur Staub. Neben der Tür hing ein verblasstes Bild. Auf ihm lag eine Staubschicht, die so dick war, dass sie förmlich am Glas klebte und sich nicht abwischen ließ. Ich nahm es mit nach draußen und wusch es im Fluss. Es war eine Skizze. Von dem Wasserfall. Jemand stand ganz in der Nähe und blickte auf den Wasserfall hinaus. Er trug einen langen, blauen Mantel mit einer Kapuze, die er über den Kopf gezogen hatte, und hatte dem Betrachter den Rücken zugekehrt.
    Die Art, wie die Gestalt da stand, diese Form der Einkehr, die oberen Gliedmaßen – Hände? – in den Taschen versenkt, das alles sah ausgesprochen menschlich aus.
    Stühle und Sofa waren korrodiert. Die herabgefallenen Vorhänge waren steif und zu einem Teil des Bodens geworden. Alex untersuchte eine Lampe, die auf einem der Beistelltische stand. »Öl«, sagte er.
    In der Küche fanden wir einen Metallbehälter. Eine Eiskiste. Geschirr und Gläser standen säuberlich verstaut in den Schränken, auch wenn das meiste gesprungen war. Alex entdeckte ein Teil in einem guten Zustand, wickelte es in eine der Schutzhüllen ein, die wir bei jeder Mission bei uns hatten, und verstaute es in der Schultertasche.
    Eine Treppe führte hinauf ins Obergeschoss. Zwei Räume grenzten an den Treppenabsatz. Alex ging hinauf und verschwand in einem der Zimmer. Augenblicke später kam er wieder heraus und schaute in den zweiten Raum. Dann stand er zögernd am Kopf der Treppe. »Chase«, sagte er, und seine Stimme hörte sich seltsam an. Angestrengt.
    Ich ging zur Treppe. »Was ist los?«
    »Sie sind tot.«
    Ich ging hinauf. »Wer ist tot?«
    »Alle.« Er wirkte müde. Bestürzt.
    »Bin gleich wieder da.« Ich musterte die offenen Türen, wählte eine aus und ging hinein. Jemand lag dort im Bett.
    Etwas.
    Mein Gott, da waren zwei kleine, ausgetrocknete Körper.
    Kinder. »Ja«, sagte ich. Und sie waren menschlich. Alex stand auf der Schwelle, war aber nicht bereit, einen weiteren Schritt in den Raum hinein zu tun.
    »Was zum Teufel ist hier passiert?«, fragte er mehr sich selbst als mich.
    Sie waren schon seit langer Zeit tot. Ich konnte ihr Geschlecht nicht erkennen. Als ich sie eingehender betrachtete, war ich mir hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit zu unserer Spezies auch nicht mehr so sicher.
    Das Bett war kalt, die Laken steif. Gefroren.
    Alex atmete tief durch. »Das ist nicht alles.« Er sah sich zu der anderen Tür um. Ich ging hinein. Da war noch ein Bett. Und zwei weitere Leichen. Grau und verwittert. Dieses Mal waren es Erwachsene.
    Einer hielt eine Waffe. Alex nahm sie an sich. Klappte sie auf. »Primitiv. Das Magazin fasst acht Kugeln«, sagte er. »Vier sind übrig.«
    »Mord und Selbstmord.«
    »Ja.«
    »Sie haben ihre eigenen Kinder getötet.« Ich hatte noch nie etwas auch nur entfernt Ähnliches zu sehen bekommen.
    Alex ließ die Waffe auf den Boden fallen und versuchte, die Laken hochzuziehen, um die Toten zu bedecken, aber sie waren

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