Echo: Roman (German Edition)
uns den Beweis für ihre Existenz liefern würden? Warum um alles in der Welt sollten sie die Tafel herausrücken?«
»Keine Ahnung. Es sind Außerweltler , Alex.«
»Das ist egal, Chase: Logik bleibt Logik. Es ergibt keinen Sinn, so etwas zu tun. Denk doch auch mal darüber nach: Ein Sunset Tuttle, fest entschlossen, die Existenz dessen zu verheimlichen, was er sein Leben lang gesucht hat, ausgerechnet er also hält den Mund – und dann nimmt er diesen Stein mit nach Hause, um ihn in einem Schrank in seinem Büro aufzubewahren? Nein, meine stolze Schönheit, hätten Außerweltler ihm die Tafel wirklich gegeben, dann hätten Rachel und er auf dem Heimweg eine Menge Zeit gehabt, um darüber nachzudenken, und sie hätten sie verschwinden lassen. Sie hätten die Tafel irgendwo über Bord geworfen. Und dann ist da noch etwas.«
»Was?«
»Henry hat uns erzählt, dass Ms Bannister von einem Reiseflug zurückgekommen ist und bei World’s End Tours gekündigt hat. Was immer passiert ist, ist auf diesem Flug passiert. Alles andere würde mich sehr überraschen. Das wiederum bedeutet, dass Tuttle gar nicht dabei war.«
»Das ist Spekulation.«
»Nein. Sie hat uns selbst erzählt, dass Tuttle nicht dort war.«
»Wann denn das?«
»Sie hat gesagt: ›Sie hatten recht. Ich habe eine andere Zivilisation entdeckt.‹ Denkst du, sie hätte sich so ausgedrückt, wäre das während einer gemeinsamen Mission mit Tuttle passiert?«
»Wahrscheinlich nicht. Aber was steckt dann dahinter? Hast du eine bessere Erklärung anzubieten?«
»Nein. Schlimmer noch, ich kann mir nicht einmal eine vorstellen . Aber es gibt eine Erklärung. Wir müssen nur genauer hinsehen.«
»Was schwebt dir vor?«
»World’s End Tours operiert von Serendipity aus.«
»Dip«, warf ich ein.
»Wie bitte?«
»Dip. Pilotenjargon: kurz für Serendipity.«
»Aha.«
»Wir fliegen da raus, richtig?«
Er präsentierte mir doch tatsächlich eine schuldbewusste Miene. »Ja.«
»Was immer wir mit World’s End Tours zu besprechen haben, warum tun wir es nicht hier? Sie haben ein Büro in der Innenstadt.«
»Das ist nur ein Sekretariat, das habe ich schon überprüft. Aber wir müssen mit der Einsatzleitstelle sprechen. Ganz besonders mit Miriam Wiley.«
»Und das ist ...?«
»Die Einsatzleiterin auf Dip. Wir haben bessere Chancen, das zu bekommen, was wir wollen, wenn wir direkt mit ihr sprechen, nicht mit irgendwelchen Bürokraten.«
Ich seufzte. »Wann brechen wir auf?«
Alex zog sich in sein Büro zurück. Aber etwas später sah ich ihn draußen am Waldrand entlangspazieren, die Hände in den Jackentaschen vergraben, einen ramponierten Jägerhut mit breiter Krempe tief in die Stirn gezogen. Es war keineswegs ungewöhnlich, dass Alex über das Gelände spazierte. Er nahm regelmäßig den etwa einen halben Kilometer entfernten Trampelpfad, der auf der Nordseite zum Fluss hinunterführte. Gelegentlich schlenderte er auch einfach über das Grundstück und genoss die frische Landluft.
Dies war ein grauer, trister Tag, kühl, feucht, und kein Lüftchen wollte sich rühren. Die Stärlinge, die gestern die Bäume belebt hatten, waren still, und weit und breit rührte sich nichts.
Alex schien nicht recht zu wissen, wohin er gehen wollte. Er schlenderte erst in die eine, dann in die andere Richtung. Etwas an der Art, wie er sich bewegte, war ungewöhnlich. Er hielt den Kopf gesenkt, die Schultern vorgebeugt. Manchmal stand er einfach an einer Stelle und rührte sich minutenlang nicht, starrte nicht die Sträucher um sich herum an, die wie in einem letzten Aufbäumen zu dieser Jahreszeit stets besonders prächtig aussahen. Stattdessen starrte Alex ein Stück freien Himmel oder den Boden vor seinen Füßen an.
Nach einer Weile verschwand er aus meinem Blickfeld, kam aber nicht zurück ins Haus. Ich dachte daran, hinauszugehen, um nachzusehen, ob ich ihm irgendwie helfen könnte. Aber ich wusste nicht, was ich zu ihm sagen sollte. Ja, Rachel hatte gelogen. Aber es gab etwas, das sie verbergen wollte, und es war nicht zu übersehen, dass sie den Preis dafür würde bezahlen müssen, sollten wir weitermachen.
Es ist viel Zeit vergangen, seit ich Alex dort am Waldrand habe stehen sehen. Aber es war ein Anblick, den ich niemals vergessen habe.
Wir brauchten ein paar Tage, um Liegengebliebenes zu erledigen. Dies sollte meine erste Reise an Bord der Belle-Marie sein, seit ich Robin begegnet war. »Und wo ist Serendipity?«
»Ungefähr dreißig Lichtjahre
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